nina 🌸
Tolle Grundidee mit meiner Meinung nach schwacher Umsetzung. Zur Geschichte: Leider hat mich dieses Buch schwer enttäuscht. Ich wurde weder mit den Charakteren noch mit ihrer Geschichte richtig warm. "The Run" hat mich weder gefesselt noch zum Lachen gebracht oder gar berührt. So ungern ich das auch sage, aber ich habe mich durch dieses Buch gequält. Allerdings heißt das nicht, dass es abgrundtief schlecht war, keinesfalls, es war nur einfach nicht mein Buch. Die Grundidee fand ich unheimlich toll, dennoch fiel mir bereits der Einstieg in die Geschichte schwer. Ich liebe Sagen und Mythen rund um diverse Gottheiten und ihre Gaben und hier wurden auch wirklich viele spannende und kreative Elemente eingebaut, von denen man nicht schon in tausend anderen Büchern gelesen hat, aber trotzdem konnte mich "The Run" nicht catchen. Die Idee rund um den Lauf hat mir gut gefallen, sie erinnerte mich an eine Mischung aus "Die Tribute von Panem", "Blind Walk" und Brimstone Bleed" (alles unglaublich tolle Bücher), aber das Gesamtkonstrukt dieses Buches hat mich einfach überrannt. Dana Müller-Braun hat hier eine vielfältige und komplexe Welt erschaffen, bei der ich bis zum Ende nicht ganz durchgestiegen bin - um genau zu sein, bin ich sogar recht früh ausgestiegen, weil ich einfach nicht durchgeblickt habe. Ich hätte mir mehr Erklärungen gewünscht, hätte mehr Hintergrundinformationen gebraucht, um diese komplexe Welt mit all ihren Facetten begreifen zu können. Die Entstehungsgeschichte ist schwammig, wodurch mir viele Zusammenhänge fehlten, was mehr als schade ist, da dieses Worldbuilding wirklich viel Potenzial zu haben schien. Es wirkte praktisch viel flacher als es wahrscheinlich von der Autorin theoretisch konzipiert wurde und das ist einfach ärgerlich! Die Spannung kommt in Wellen, wodurch ich mich zwischen den einzelnen Handlungshöhepunkten natürlich immer ziemlich gelangweilt habe. Die Geschichte plätscherte so dahin und konnte mich damit trotz einiger actionreicher Szenen insgesamt nicht überzeugen. Wären die Spannungspausen wenigstens mit Gefühl und Charakterentwicklungen gefüllt worden, hätte ich mich gar nicht beschwert, aber so passierte oft einfach gar nichts. Zudem wurden spannende Schlüsselszenen oft recht kurz und emotionslos abgehandelt, während Irrelevantes ausschweifender beschrieben wurde, was selbstredend einige Längen produzierte und davon abgesehen natürlich auch alles andere als zielführend ist. Die Beziehungen zwischen den Charakteren erscheinen oberflächlich und lieblos. Generell kamen beim Lesen so gut wie gar keine Emotionen bei mir an - Entweder waren die Gefühle der Protagonist:innen für mich einfach nur nicht greifbar oder sie besaßen keine. Eine Liebesgeschichte existiert meines Erachtens auch nicht, zumindest keine, bei der ich mitfiebern und mitfühlen konnte. Keine Ahnung, was die Sache zwischen Sari und Keeran darstellen sollte... Sie kam plötzlich und war für mich kein bisschen nachvollziehbar. Am Ende blieben bei mir einige Fragen offen, aber vielleicht beantworten sich diese ja noch in der Fortsetzung. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei "The Run" um einen Einzelband handeln würde, aber offensichtlich ist es eine Dilogie (Bd. 2 erscheint am 18.03.2022). Dennoch ist diese Geschichte hier in sich abgeschlossen, weswegen man den Folgeband meines Erachtens nicht zwingend lesen muss, um einen Schlussstrich unter dieser Geschichte ziehen zu können. Ich bin mir selbst noch unsicher, ob ich den zweiten Teil der Reihe lesen soll - Einerseits erhoffe ich mir eine Steigerung, bei der das vorhandene Potenzial der Grundidee voll ausgeschöpft wird, anderseits trage ich Sorge, erneut enttäuscht zu werden. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird vorwiegend aus Sari's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Sari hat mich das gesamte Buch über einfach nur genervt! Ich konnte mich überhaupt nicht mit ihr identifizieren und wollte es auch nicht. Sie ist wie ein trotziges Kleinkind, das eine:n starke:n Kämpfer:in mimt, es aber nicht ertragen kann, wenn die Dinge nicht so laufen wie von ihm geplant und stattdessen lieber gleich das Handtuch wirft. Sari ist unglaublich stur, handelt oft unüberlegt und lässt sich von den anderen mitschleifen. Keeran war mir leider auch nicht wirklich sympathisch. Ich konnte sein Handeln oft nicht nachvollziehen und habe mich mehr als nur einmal über sein Verhalten aufgeregt. Das Geheimnisvolle, das ihn umgibt, macht ihn zwar interessant, aber im Grunde ich das auch nur wieder so ein typisches Jugendbuch-Klischee, das für mich nichts mehr herausreißen kann. Dana Müller-Braun präsentiert uns hier schwierige Charaktere, die es einem nicht leicht machen, sie zu mögen. Normalerweise habe ich ein Herz für schwierige Charaktere, aber mit diesen hier konnte ich leider nur wenig anfangen, zumal sie auch recht blass und eindimensional dargestellt wurden. Außerdem waren die meisten Personen mir persönlich einfach nicht sympathisch, das kann man drehen und wenden wie man will. Zum Schreibstil: Sprachlich und erzählerisch trifft dieses Buch leider ebenfalls nicht meinem Geschmack. Der Schreibstil ist recht emotionslos, wenig spannend und leider auch nicht gerade erfrischend und unterhaltsam. Ich hätte mir mehr Atmosphäre, Intensität und Esprit gewünscht - Epische Fantasyromane zehren davon! Die Worte der Autorin haben mich leider einfach nicht erreicht oder gar berührt. Um genau zu sein, war dieses Buch für mich sogar ziemlich anstrengend zu lesen. Dana Müller-Braun erzählt kalt, schmucklos und sprunghaft, wobei mich insbesondere letzteres schwer genervt hat. Ich bin eine große Verfechterin zweiter Chancen, aber hier bin ich mir wirklich sehr unsicher, ob die Autorin und ich noch Lesefreundschaft schließen würden... Fazit: Es fällt mir sehr schwer, dieses Buch zu bewerten, da ich ihm abgesehen von der Grundidee leider nichts abgewinnen konnte. Das Konzept dieser Reihe ist wirklich toll: kreativ, spannend und innovativ, aber die Umsetzung lässt bisher leider schwer zu wünschen übrig, zumindest meinem Empfinden nach. Da ich aber der Meinung bin, dass viele meiner Kritikpunkte auf meinen persönlichen Geschmack zurückzuführen sind und ich mir durchaus vorstellen kann, dass diese Geschichte anderen Leser:innen gut gefallen könnte, möchte ich von einer 1-Sterne-Bewertung absehen. "The Run" war einfach nicht mein Buch. Also lasst euch von meiner Rezension nicht allzu sehr abschrecken, sondern macht euch gerne ein eigenes Bild. 2/ 5 Sterne ⭐️