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bibliomarie

Posted on 30.10.2021

Richard Wagamese (1955-2017) ist eine wichtige indigene Stimme Kanadas. Geboren als Angehöriger des Ojibwe Stammes wurde er als Kind, wie so viele andere Kinder, seinen Eltern weggenommen, um in den berüchtigten Heimen und bei Pflegefamilien aufzuwachsen. So sollte die indianische Kultur, Religion und Sprache der First Nations ausgerottet werden. Erst als junger Mann mit 23 Jahren konnte er mit seiner Familie wieder vereinigt werden. In seinem Erstlingswerk „Der Flug des Raben“ hat der Protagonist Garnet Raven ein ganz ähnliches Schicksal. Die Kinder der Ravens wurden den Eltern entzogen und Garnet, als Dreijähriger von seinen Geschwistern getrennt. Er wächst in ständig wechselnden Familien auf, ist entwurzelt und schließt sich, nach seiner Volljährigkeit einer schwarzen Familie an, R&B und Blues ist die Musik, in der er sich wiederfindet. Schließlich landet er als Kleinkrimineller im Gefängnis. Dort wird er von seinem Bruder Stanley ausfindig gemacht, der ihn nach der Entlassung nach Hause holen will. Doch was ist Zuhause für Garnet? Er spricht weder die Sprache, noch kennt er das Leben der Ojiewe, er fühlt sich wie ein Exot, der er auch ist, als er mit Afro und grüner Schlaghose im Reservat eintrifft. Die Wiedervereinigung mit der Familie, das Suchen und Finden der Wurzeln und seiner Zugehörigkeit zu Volk und Kultur beschreibt Wagamese mit einfachen, aber zu Herzen gehenden Worte. Garnet findet in Keeper, einem trockenen Alkoholiker, einen Führer. Keeper wurde von Garnets Großvater, einem alten, ganz traditionell lebenden „Medizinmann“ ausgewählt, das alte Wissen weiterzugeben, konnte aber letztendlich den Verlockungen des Alkohols nicht widerstehen. Mit Garnets Rückkehr wird er an diese Verpflichtung erinnert und wie er dem Jungen hilft, sich zurecht zu finden, gibt ihm Garnet unbewusst die Stärke, dem Alkohol zu entsagen. Sprachlich ist der Roman von einer Einfachheit, die man nicht mit Kunstlosigkeit verwechseln sollte. Seine Worte sprachen mich unmittelbar an, herzhaftes Lachen wechselte sich mit Traurigkeit und manchmal feuchten Augen ab. Es ist an der Zeit die Stimme der First Nations zu hören. Richard Wagamese ist dazu ein guter Weg.

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