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gwyn

Posted on 30.10.2021

»Größer als ein Schwan, mit dem Körper eines Straußes und den Krallen eines Adlers.« Ende des 16. Jahrhunderts entdeckte man auf der Insel Mauritius den Dodo, einen flugunfähigen Vogel, der friedlich zwischen exotischen Pflanzen und Tieren lebte. Schon hundert Jahre später war der Dodo verschwunden und damit reihte er sich ein in die große Zahl der heute ausgestorbenen Arten. Isabel Pin geht den Ursachen auf den Grund, erklärt, weshalb ein harmloser Vogel so schnell aussterben konnte, und sie überlegt, was wir tun können, damit nicht noch mehr Tiere einfach verschwinden. In diesem Buch geht ausschließlich um den Dodo. Seinen Namen hat er übrigens aufgrund seines Rufs. Zunächst geht es um den Vogel selbst. Wie hat er eigentlich ausgesehen? Wenn man das genau wüsste! Viele Maler haben ihn interpretiert. Es gibt eine Menge Knochen, sortierte Knochen, unsortierte; Skelette, manche mit Kopf, manche ohne: Der rechte Fuß, Kopf in Oxford; ein Kopf in Kopenhagen, ein Oberkiefer, paar Beinknochen in Prag ... Derzeit überlegen die Wissenschaftler ein neues Bild von der Optik herauszugeben, nachdem man die Knochen neu vermessen hat. Der Vogel soll sehr zutraulich gewesen sein, so dass man ihn gut mit Knüppeln totschlagen konnte. Nein, das wird hier nicht so drastisch erwähnt, es ist freundlicher umschrieben, aber es kommt aufs Gleiche raus. Nach der Beschreibung des Tiers gibt es Informationen über Mauritius. 1505 entdeckte der Portugiese Pedro Mascarenhas die Insel. Und damit fing für den Vogel das Dilemma an. Ein guter Ort zum Rasten auf dem Weg nach Indien, Vorräte aufzufüllen, Wasser zu tanken – zu handeln – und die Insel zu bewirtschaften. Slaven aus Afrika wurden eingeschifft. Der Dodo war willkommene Nahrung. Und nachdem die Wälder abgeholzt waren, die Felder bestellt, fehlte dem Dodo sein Dodobaum – seine Nahrung. Der Baum starb danach ganz aus, weil seine steinharten Samen wiederum über den Dodo verteilt wurden – der Stein im Magen des Dodo. Der Begriff Ornithologe wird definiert und ein Interview mit Gerald Mayr folgt. Wir erfahren etwas über das Liebesleben des Dodos, über das Geheimnis seines Eis und etwas über die Entdeckung des Quastenflossers. Es wird erklärt, was ein Taxonom*in ist, jemand, der Tiere und Pflanzen bestimmt. In diesem Zusammenhang geht es um Verwandte des Dodos und um Falschbezeichnungen und um Paläontologen. Historische Tiertransporte werden beschrieben – die heute tiergerechter verlaufen – und Sammelleidenschaft ist ein Thema. Was ist eigentlich Dodoismus? Und was ist ein Tierpräparator oder eine Naturforscherin, eine Zoologin? Zum Ende werden ein paar weitere Tiere vorgestellt, die ausgestorben sind, es gibt eine Weltkarte, die unterscheidet in, gefährdet, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht und es wird erklärt, worin die Unterschiede bestehen. Ich liebe die Illustrationen von Isabel Pin und sie sind hier wundervoll gelungen. Feine Aquarelle mit Zeichenfeder ausgearbeitet, machen das Buch zu einem Hingucker. Inhaltlich kann ich das Buch schwer einordnen. Es geht um den Dodo und Mauritius, sehr intensiv, und dann werden eine Menge Menschen und Berufe vorgestellt, Berufe, die etwas mit Natur und dem Entdecken zu tun haben. Dann geht es wieder hinüber zu den ausgestorbenen und gefährdeten Arten – minimal. Meiner Meinung nach wird hier viel Wert auf Dinge gelegt, die die meisten Kinder – auch in der Textlastigkeit – langweilen. Dafür kommt der interessante Teil viel zu kurz! Genau vier gefährdete Tiere werden auf zwei Seiten vorgestellt! Und letztlich wird nicht ernsthaft darauf eingegangen, was der Hauptgrund des Artensterbens ist und wie wir das vielleicht noch zu Teilen verhindern können. Insofern geht für mich das Buch ein Stück am Thema vorbei. Thema sollte doch eigentlich sein: Vom Aussterben und Überleben der Arten. Frauen aus diversen Jahrhunderten werden vorgestellt, die als Abenteurerin und Forscherinnen unterwegs waren; interessant, aber was hat das mit dem Thema zu tun? Der Karl Rauch Verlag schlägt ein Lesealter von ‎ 8 - 10 Jahren vor. Die Fülle in Information – die eben auch nicht sehr spannend ist – die Textlastigkeit, Satzlänge und Ausdruck setzt ein höheres Leseniveau für mich voraus. Ich empfehle das Kindersachbuch frühestens ab 10 Jahren für Kinder, die ein ausgesprochenes Interesse am Thema haben. Ich bin leider enttäuscht von diesem Buch.

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