sbs
In der Kinderklinik in Weißensee haben Marlene und Emma Lindow damals ihre Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und seitdem ist einiges passiert. Emmas Sohn ist mittlerweile schon quasi im Grundschulalter, Marlene hat ihr Studium absolviert und beginnt nun ihr Praktikum in der Kinderklinik. Es steht den beiden Schwestern einiges bevor und durch den ersten Weltkrieg und die Spanischen Grippe spritzen sich die Dinge noch mehr zu. Nachdem ich im vergangenen Jahr vom ersten Band schon richtig begeistert war, freute ich mich auf die Fortsetzung, wenn ich auch leicht besorgt war, dass die Geschichte eventuell schwächer ausfallen könnte, bzw. meine Erwartungen zu hoch sind. Hier war es zum Glück nicht der Fall. Ich war sofort in der Geschichte drin und das „Wiedersehen“ mit den Schwestern, aber auch Max oder Willi, fand ich einfach super. Gerade die beiden Frauen haben auch eine ordentliche Entwicklung hingelegt, die authentisch wirkt und mich auch überzeugt hat. Ihre Charaktere sind schön ausgearbeitet, in sich stimmig und man wünscht ihnen nur das Beste. Aber wie das eben so ist, sie haben beide private Sorgen, mal größere, mal kleinere und ihr Umgang damit ist interessant und/oder fesselnd. Wer den Klappentext gelesen hat, weiß bereits, dass Emmas Sohn Theo schwer erkrankt und dass dies weitreichende Folgen hat – wie genau, das wird hier nicht verraten. Weniger geheimnisvoll ist dagegen, dass Marlene als Ärztin alles andere als leichtes Spiel hat. Sogar in der größten Not lehnen es manche Menschen ab von einer Frau behandelt zu werden… Ich mag historische Romane mit medizinischem Hintergrund, besonders, wenn sie so lebensnah und authentisch wirken, wie hier. Es ist spannend, wie die Menschen früher mit ihren Erkrankungen umgingen und gerade die Spanische Grippe und der Umgang damit war alles andere als uninteressant. Zu den Herausforderungen durch die Seuche, sind natürlich die Probleme, die sich durch den ersten Weltkrieg ergeben, heftig. Der Schreibstil ist recht einfach, sodass man das Buch einfach sehr schnell durchsuchten kann, dazu die Spannung gleich auf mehreren Ebenen vorhanden, und es ist auch sehr gut recherchiert. So habe ich einiges zu Querschnittslähmungen erfahren, was ich so vorher nicht wusste – aber keine Sorge, auch für medizinische Laien ist alles sehr gut verständlich. Dass der Schreibstil recht einfach gehalten ist, ist auch gut, denn inhaltlich ist das Buch mit zahlreichen Facetten versehen. Medizinisch, politisch, aber auch gesellschaftlich und kulturell ist zu jener Zeit in der Berlin einiges los und das vermittelt die Autorin hier auch sehr gut. Mit gefiel auch der Lokalkolorit richtig gut und das Berlinerische versteht man hier auch. Ich empfehle das kurzweilige Buch sehr gerne weiter, allerdings ist es aus meiner Sicht schon wichtig den Vorgänger zu kennen, denn sonst könnte es doch die eine oder andere Logiklücke geben.