gachmuret
Cassie Raven ist jung und hat dennoch bereits eine bewegte Vergangenheit. Als Jugendliche abgehauen, auf der Straße oder in besetzten Häusern lebend und reichlich Drogen konsumierend scheint ihr Weg auf den Sektionstisch vorgezeichnet. Doch eine glückliche Wende in ihrem Schicksal lässt sie Mrs. Evens begegnen, die an sie glaubt, sie unterstützt und ermutigt - so dass sie als Sektionsassistentin nun stattdessen vor dem Sektionstisch landete. Eine weniger glückliche Wende des Schicksal führt nun aber dazu, dass sie ausgerechnet Mrs. Evens sezieren muss, der ein Unfalltod bescheinigt wird. Die Ermittlerin Phyllida Flyte, auf eigenen Wunsch aus einer Kleinstadt nach London versetzt, muss sich nicht nur in der ungewohnt bunten, lauten und kriminell hochaktiven Metropole zurechtfinden, sondern auch in ihrer neuen Rolle als Teil der chronisch überbeschäftigten Londoner Polizei. Dass sie Prioritäten setzen muss und nicht allen kriminellen Taten intensiv nachgehen kann, bereitet ihr große Schwierigkeiten. A.K. Turner schafft mit der ordnungsbeflissenen, äußerlich zurückhaltenden Phyllida Flyte und der äußerlich extrovertierten, pragmatischen Cassie Raven ein Duo, das sich finden muss. Dabei bleiben sich die beiden fremd und können ihr gegenseitiges Misstrauen nie ganz überwinden. Aber: Beide sind hartnäckig und arbeiten in ihren jeweiligen Fachgebieten sehr genau und gewissenhaft. Und genau das ist die Brücke, die die beiden verbindet und sie durch Irrwege von Vorurteilen und falschen Verdächtigungen zur Lösung des Falls bringt. Dass die beiden Frauen eher keine Freundinnen werden, aber gegenseitigen Respekt entwickeln - obwohl die Handlungen der jeweils anderen durchaus gelegentlich Weißglut erzeugen - finde ich sehr gelungen und glaubhaft. Das lässt den Charakteren ihre Eigenheiten und auf künftige Entwicklungen hoffen. Anknüpfungspunkte in den biographischen Brüchen, die ihrer beider Lebensläufe kennzeichnen, gibt es genug. Ich habe hier einen spannenden Roman gelesen, der angenehm gewunden zum Ziel führt. Fans nervenzerfetzenden Thrills könnten allerdings enttäuscht sein.
