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monerl

Posted on 20.4.2018

Skurril und langweilig Wir lernen Gilbert Silvester kennen. Nach seinem Traum, seine Frau Mathilde hätte ihn betrogen, hat er am Ende des nächsten Tages immer noch ein ungutes und verstörtes Gefühl, dieser Traum könnte wahr sein. Denn nun, den Traum vor Augen, durchdenkt er einige Situationen aus letzter Zeit erneut und sieht den Betrug als bestätigt. Kurzerhand packt er seine Tasche und bucht den ersten Flug, der sich bietet. Er fliegt nach Japan. Anstatt dass diese Flucht ihn befreit, (denn viel weiter weg hätte er nicht mehr gehen können), befindet er sich nun in diesem fremden und etwas mystischen Land, hat sich des jungen Selbstmörders Yosa Tamagotchi angenommen, mit dem er den "besten" Ort finden möchte, an dem man in Japan angemessen aus der Welt treten kann. Doch eigentlich bemüht sich Gilbert den Spuren des Dichters Basho zu folgen, mit dem großen Ziel, die Kieferninseln. Marion Poschmann verliert sich streckenweise in Beschreibungen über die Natur, über den Dichter Basho und die Kunst Haiku(s) zu schreiben. Gilbert (und auch Yosu) versucht sich an dieser Dichtkunst und schreibt an Mathilda: "Grüße aus Tokyo - Kirschbäume blühen nicht mehr, nur nackter Beton." (Kann die Stelle aus dem Hörbuch leider nicht benennen.) Ebenso erfährt der Leser etwas über den seltsamen japanischen "Suizidkult". Gilbert besucht mit Yosa den "Selbstmörderwald", jap. Aokigahara, der ein Teil des Fuji-Hakone-Izu-Nationalparks ist. Leider konnten mich beide Charaktere, Gilbert wie auch Yosa, nicht überzeugen. Gilbert ist nicht nur unsympathisch, sondern auch nichtssagend. Durch seine arrogante Denkweise fand ich ihn und seinen Weg zudem auch noch über lange Strecken langweilig. Yosa wäre eigentlich interessant, wäre er nicht so still und ergeben. Bis auf ein, zwei längere Ausführungen hat er nicht viel zu sagen oder passt sich an oder hält Widerspruch für nicht angemessen. Zudem reichen seine Englischkenntnisse nicht aus, um sich mit Gilbert unterhalten und über tiefere Themen debattieren zu können. Der Anfang ließ mich auf eine skurrile, etwas komische und interessante Geschichte hoffen: Ein Mann, der seinen Traum nicht abschütteln kann, sich diesen als Wahrheit zurechtbiegt und sich dann wundert, warum seine Frau ihn nicht um Entschuldigung bittet und ihn nicht mit anrufen bombadiert. Ich erwartete Verwicklungen, Missverständnisse, Lebensweisheiten. Die Geschichte entwickelt sich aber in eine ganz andere Richtung. Dabei geht die ursprüngliche Spannung verloren. Alles plätschert nur vor sich hin. Wahrscheinlich ist das so gewollt. Das Leben ist ein Fluß, eine Suche. Auch ich war auf der Suche, auf der Suche nach dem Sinn des Buches... Das Ende lässt einen mit vielen Fragen zurück. Ein offeneres Ende geht kaum noch. Absolut keine Fragestellung, die sich zu Beginn oder im Laufe der Geschichte aufgetan hat, wird beantwortet. Für mich war das sehr unbefriedigend. Zum Hörbuch: Das Buch hätte ich abgebrochen, doch die Sprechart von Frank Stieren ließ mich am Ball bleiben und das Zuhören genießen. Ich mochte seine Interpretation der Geschichte und der Charaktere sehr. Mit ihm habe ich für mich einen neuen Sprecher entdeckt, nach dem ich gerne weiter Ausschau halten werde und der den zusätzlichen Stern absolut verdient hat! Fazit: Ein sehr philosophischer und streckenweise poetischer Roman, der auf mich zu gewollt wirkte. Wer wissen möchte, wie der "Konflikt" aufgelöst wird, der das Buch einleitet und künstlich von Gilbert geschaffen wurde, der lasse bitte seine Finger von dem Buch. Wer aber eine Einführung in Haiku(s) haben und eine philosophische Reise durch Japans Mystik möchte und dabei Interesse hat zu erfahren, was Kaffee- und was Teeländer sind, der könnte sich überlegen, das Buch zu lesen. Ich empfehle dann eher das Hören, um der grandiosen Stimme des Sprechers lauschen zu können.

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