nina 🌸
Für mich der schwächste Band der Reihe... Zur Geschichte: Mir fiel es schwer, in das Buch reinzukommen, da ich weder mit den Charakteren noch mit ihrer Geschichte so richtig warm wurde. Die Themen an sich haben mir allerdings sehr gut gefallen, gerade die Suchtproblematik fand ich sehr spannend und gut umgesetzt. Drogenabhängigkeit ist so weit verbreitet und wird doch so selten thematisiert, da Abhängigkeiten in unserer Gesellschaft immer noch viel zu stark tabuisiert werden. Ebenso Leistungsdruck - er ist in unserem alltäglichen Leben omnipräsent und wird trotzdem meist totgeschwiegen. Ich finde es wirklich toll, dass Nicole Böhm sich an diese Themen herangetraut hat und sie noch dazu so lebensnah und greifbar aufbereitet hat. Davon abgesehen tauchen in diesem Buch aber leider auch einige Klischees auf, die man meines Erachtens gut hätte weglassen können. Insbesondere ein Klischee hat mich sehr gestört, aber da ich niemanden spoilern möchte, werde ich es hier nicht beim Namen nennen. Diejenigen unter euch, die das Buch schon gelesen haben, wissen vielleicht, worauf ich hier anspiele. Dieses Klischee taucht meiner Meinung nach in viel zu vielen Büchern auf und ist deswegen nicht nur ausgelutscht, sondern auch kritisch, zumindest wenn sich die Handlung so entwickelt wie es hier der Fall ist. Das Buch ist von seinen Themen her so natürlich, pur und echt und dann kommt sowas! Etwas, das in meinen Augen ein ganz, ganz falsches Realitätsbild vermittelt. Und seinen Protagonisten am Ende des Buches sagen zu lassen, dass dieses einem Klischee entspricht, macht das Ganze für mich nicht weniger klischeehaft oder soll man es damit wirklich als hinfällig betrachten? Ich persönlich tue das nämlich nicht. Des Weiteren erschienen mir die Botschaften dieses Buches teilweise sehr erzwungen und inszeniert. Sie vermitteln ohne jede Frage wichtige Werte, aber auf mich wirkte das alles manchmal zu sehr darauf bedacht, genau das auszusagen, was es jetzt eben aussagt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es von Herzen kam, sondern vielmehr, dass es unbedingt in diesem Buch drinstehen sollte. Für mich klang es unnatürlich und unecht. Hinzu kommt, dass viele Entwicklungen der Geschichte sehr vorhersehbar sind und noch dazu unnötiges Drama schaffen. Einen großen Plot Twist hatte ich allerdings lange Zeit nicht kommen sehen und fand ihn dann auch mehr als schockierend, leider in einem negativen Sinne. Dieser zusätzliche Konflikt war in meinen Augen zu viel des "Guten" und nahm der Geschichte Stück für Stück immer mehr von ihrer Natürlichkeit und Lebensnähe. Spätestens ab diesem Punkt war es wieder ein Buch, reine Fiktion und das obwohl es so reale Probleme behandelt. Besagte Probleme werden teilweise unrealistisch leicht und schnell gelöst, was diese in meinen Augen erstens zu sehr herunterspielt und zweitens einfach nicht authentisch ist. Gerade in Bezug auf Allyson wurde mir zum Schluss hin Vieles zu schnell vom Tisch gekehrt, was ich als unsensibel, ja fast schon als toxisch empfand. Das Ende ist in meinen Augen unrealistisch und ungesund, ich hätte es mir anders gewünscht... Die Liebesgeschichte konnte mich leider überhaupt nicht abholen, da mein Verhältnis zu den Protagonist:innen recht distanziert war, insbesondere zu Allyson. In meinen Augen ist es auch einfach keine schöne Liebesgeschichte und so leid es mir auch tut, das sagen zu müssen: Ich halte sie nicht für gesund. Allyson und Ethan tun einander nicht gut. Ihre Beziehung nimmt immer mehr toxische Züge an und sollte meines Erachtens nicht romantisiert werden. Die expliziten Szenen vermitteln in meinen Augen ein falsches Realitätsbild und ihre Liebe zueinander war für mich von Anfang an nicht greifbar. Wann haben sie sich ineinander verliebt und wie? Ich habe ihre Liebesgeschichte einfach nicht gefühlt und je mehr ich las, desto weniger wollte ich sie nachempfinden können... Insgesamt hat mich dieses Buch auf emotionaler Ebene leider nicht annähernd so sehr berührt wie ich es mir gewünscht hätte. Trotz der Tragik ihrer Themen hat mich diese Geschichte nie so richtig ergriffen. Ich habe beim Lesen keine einzige Tränen vergossen und das ist für mich wirklich ungewöhnlich, da ich sehr, sehr nahe am Wasser gebaut habe. Was mir dafür wiederum sehr gut gefallen hat, waren die Einblicke in die Welt hinter der Bühne und dabei vor allem in den Schauspielunterricht. Diese Szenen waren für mich interessant und spannend. Sie wurden lebendig und greifbar beschrieben, sodass ich das Gefühl hatte, selbst mittendrin zu stehen. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus der Sicht von Allyson und Ethan in der ersten Person Singular erzählt. Allyson ist eine Perfektionistin, die unter dem Druck der Schauspielschule immer mehr zu zerbrechen droht. Sie ist ängstlich und verzweifelt, fühlt sich verloren und zugleich eingeengt - All das konnte ich lesen, aber nicht fühlen. Ich konnte ihren Charakter nicht greifen und habe mich ihr kein bisschen nahe gefühlt. Ich konnte ihr Handeln oft nicht verstehen und muss gestehen, dass ich sie auch nicht wirklich sympathisch fand und das obwohl ich sie vorher so gerne mochte. Für mich funktionierte Allyson besser als Nebencharakter als als Protagonistin. Sie ist für ihr Alter sehr naiv und ahnungslos und konnte mich damit leider überhaupt nicht überzeugen. Ethan's Charakter konnte mich dafür umso mehr überzeugen. Seine Sucht war für mich sehr greifbar, ich konnte Wut, Verlangen und Zwang förmlich am eigenen Leibe spüren. Das ist Nicole Böhm wirklich sehr gut gelungen. Ich konnte mich in Ethan deutlich besser einfühlen als in Allyson, seine Gefühle waren für mich weitestgehend greifbar und ließen mich beim Lesen zumindest ein bisschen mitfühlen. Sämtliche anderen Charakterbeziehungen blieben meiner Meinung nach weitestgehend auf der Strecke, was ich sehr schade fand, da wir einige Charaktere aus den vorangehenden Bänden schon sehr gut kannten und es ein leichtes gewesen wäre, ihnen mehr Raum zu geben, aber stattdessen geht es immer nur um Allyson, Ethan und ihre Probleme. Von den Nebencharakteren mochte ich insbesondere Chester sehr gerne. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich trotz der Schwere seiner Themen locker-leicht und flüssig lesen. Nicole Böhm's Schreibstil ist wirklich toll: lebendig, greifbar und intensiv. Dennoch kam leider nicht annähernd so viel bei mir an, wie ich es mir gewünscht hätte, aber ich glaube das lag mehr an der Geschichte selbst und ihren Charakteren als am Schreibstil... Insbesondere in Allyson's Kapiteln hätte ich mir mehr Gefühl und vor allem auch mehr Anteilnahme meinerseits gewünscht. Fazit: So leid es mir für die Autorin und ihre Mühen tut und so ungern ich das auch sage, aber ich kann dieses Buch von meiner Seite aus leider wirklich nicht empfehlen. Die Themenwahl konnte mich wirklich begeistern und ihre Umsetzung finde ich größtenteils auch sehr gelungen, aber es gibt einfach viel zu viele andere Dinge, über die ich nicht hinwegsehen kann. Ich finde die Liebesgeschichte von Allyson und Ethan mehr als toxisch und die Richtung, in die sich dieses Buch entwickelte, gefiel mir auch immer weniger. Diese Geschichte verlor gefühlt mit jeder Seite mehr von ihrer Natürlichkeit und Authenzität, was ich unheimlich schade fand. Für mich fühlte es sich ein bisschen so an, als wäre das Buch irgendwann vom rechten Weg abgekommen... 2/ 5 Sterne ⭐️