Sofia :)
Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Aufmachung: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als seien die Cover von Band 1 und 2 bis auf die Grundfarbe (statt Dunkelblau hier Dunkelgrün) identisch. Wenn man aber genauer hinsieht, fallen einem viele kleine Details auf, in denen sich beide Teile voneinander unterscheiden, angefangen natürlich bei den Symbolen auf dem Würfel – hier sieht man die andere Seite von Talus –, aber auch der Rauch oder die Symbole in den Ecken unterscheiden sich. Dadurch passen beide Cover so wunderbar zueinander passen und bekommen gleichzeitig ihren jeweils eigenen Charme. Mir gefällt es ebenfalls sehr gut, dass man aufgrund der düsteren, magischen Grundstimmung gleich auf Anhieb merkt, dass es sich hierbei um eine Hexengeschichte handeln muss oder dass zumindest Magie im Spiel ist. Meine Meinung: Letztes Jahr ziemlich genau zur gleichen Zeit habe ich Band 1 der „Talus“-Dilogie gelesen und auch wenn ich zu Beginn von Band 2 nicht mehr viel wusste, wusste ich dennoch, dass ich vom Auftakt einigermaßen begeistert war. Die Erinnerungslücken, die ich anfangs hatte, sind kein Problem. Wesentliches wird noch einmal in der gebotenen Kürze erwähnt, sodass einem nach und nach alle Geschehnisse aus Teil 1 wieder einfallen. Der Einstieg wird dadurch zugegebenermaßen ein bisschen schwierig, aber das hat man schnell überwunden. Anders als die Erinnerung kam die Begeisterung leider nicht so schnell zurück. Vor allem das Magie-/ Hexensystem der einzelnen Zirkel und der Untergrundgesellschaft der Edinburgher Hexen hat mir im Auftakt unfassbar gut gefallen, und das ist auch hier wieder so. Freudig überrascht war ich davon, dass in der Hinsicht Vieles weiter ausgebaut oder erklärt wurde, sodass sowohl die Magie als auch die Hexen mehr Hintergrund und mehr Details erhalten haben. So Manches kann man dadurch noch besser verstehen – teilweise war es fast, als wäre die Magie greifbar gewesen. Ich kann hier nur wiederholen, was ich in meiner Rezi zum Auftakt geschrieben habe: Selten ist mir ein Buch mit einem ähnlich ausgeklügelten Magiesystem untergekommen, das muss man der Dilogie lassen. Inhaltlich knüpft „Die Magie des Würfels“ nahtlos an „Die Hexen von Edinburgh“ an: Lu ist tot, ein Herzenswunsch wurde erfüllt und der Würfel ist verschwunden. Bezüglich Lus Tod und was genau dabei alles geschehen ist, werden vor allem von Jessica, eine Figur, die wir bereits in Band 1 kennengelernt haben und die jetzt eine Protagonistenrolle einnimmt, viele Fragen gestellt. Das Problem: Der Leser kennt die meisten Antworten durch die Perspektiven der anderen drei Figuren, vor allem Noah, jedenfalls teilweise bereits. Dies wäre nicht so schlimm, wenn es nur einen geringen Teil der Handlung einnehmen oder nur angedeutet werden würde, aber dafür, dass man als Leser nichts Neues erfährt, nimmt dieser Aspekt vergleichsweise viel Raum in der Geschichte ein. Dafür (nicht nur, aber auch) werden wieder enorm viele Dialoge verwendet, der Aufbau nimmt ähnlich viel Zeit in Anspruch wie in Teil 1. Das ist für eine Fortsetzung eigentlich nicht notwendig. Der Leser weiß ja jetzt, worauf er sich einlässt und muss nicht erst noch lange in die Geschichte eingeführt werden – selbst dann nicht, wenn, wie bei mir, zwischen beiden Teilen viel Zeit vergangen ist und man sich zu Beginn (!) entsprechend wenig an die Handlung erinnert. So wird Vieles unnötig wiederholt, was das Lesen leider ein bisschen anstrengend und auch langweilig macht. Versteht mich nicht falsch: Es gab durchaus einige Spannungsmomente, vor allem im letzten Drittel, die mich auch gut ans Buch fesseln konnten. Aber im Großen und Ganzen konnten sie die Durststrecken nicht wettmachen. Stattdessen wirkten zudem viele Situationen, die den Leser als Plottwist wohl schockieren sollten, auf mich sehr konstruiert. Manches wurde nicht aus der Handlung heraus entwickelt, sondern ist einfach so passiert. Das kam quasi aus dem Nichts, wodurch ich mir oft die Frage gestellt habe: „Wozu war das Ganze jetzt?“ Ich denke da vor allem an eine ganz bestimmte Szene, die in meinen Augen bezüglich der Handlung und der Entwicklung der Protagonisten keinerlei Mehrwert hatte, die aber so einschneidend in die Geschichte ist, dass man sie auch nicht einfach ignorieren kann. Nach wie vor kann ich nicht verstehen, wieso speziell das jetzt passiert ist. Ich kann mir vorstellen, dass die Autorin hier vielleicht Schock provozieren wollte, aber alles, was diese Szene bei mir ausgelöst hat, ist Unverständnis, da sie in meinen Augen jedenfalls nicht notwendig war. Konstruiert eben, nicht natürlich – aber das bezieht sich nicht nur auf jene eine Szene, sondern, wie gesagt, auf mehrere Situationen. Schließlich hatte ich dieses Mal auch mit einigen Figuren ein paar Schwierigkeiten. Noahs und Jessicas Kapitel habe ich immer sehr gerne gelesen, da beide Protagonisten auf mich einen vielschichtigen, lebendigen Eindruck gemacht haben. Ich wollte immer gerne mehr über die beiden erfahren – dass das Ende letztlich mich auch hier nicht gänzlich zufriedenstellen konnte, lasse ich jetzt mal so dahinstehen. Mit beiden konnte ich mich jedenfalls gut identifizieren, und auch wenn ich mit ihren Handlungen manchmal nicht persönlich einverstanden gewesen bin, konnte ich sie dennoch gut nachvollziehen. Zu Erin und Kaito hingegen hatte ich kaum Bezug, was mich vor allem bei Letzterem sehr überrascht hat, da ich ihn im ersten Band noch als die interessanteste Figur neben Noah wahrgenommen habe. Jetzt, da man einiges mehr über ihn erfährt, wirkte er auf mich aber eher blass und unausgereift. Ähnlich wie oben erwähnte Szene sind manche seiner Handlungen irgendwie nicht entwickelt sondern einfach so dahingestellt, um den Leser mit einem weiteren Plottwist zu schocken – so mein Eindruck. Erin dagegen entwickelt urplötzlich praktisch Superkräfte. Damit hatte ich zwar schon gerechnet, da es sich ein bisschen auch schon im Auftakt angedeutet hat, aber die Art und Weise, wie sie lernt, ihre Kräfte zu meistern und sich selbst zu stärken – nämlich gar nicht, sie kann einfach alles von jetzt auf gleich besser als eine überdurchschnittlich begabte Hexe, die ihr Leben lang trainiert –, hat mir gar nicht gefallen. Das ist wirklich schade, da auch in diesem Aspekt der erste Band so vielversprechend war. Fazit: Der Auftakt „Die Hexen von Edinburgh“ hat mir wirklich sehr gut gefallen – vor allem hinsichtlich des Magiesystems habe ich selten ein vergleichbar ausgeklügeltes Buch gelesen. In diesem Aspekt erfährt „Talus“ hier tatsächlich sogar eine Steigerung, was mich positiv überrascht hat. In allen anderen Aspekten hat „Die Magie des Würfels“ mich vergleichsweise stark enttäuscht. Viele Dialoge und langweilige oder repetitive Momente, in denen eigentlich nichts Relevantes passiert, hätten durchaus weggekürzt werden können, ohne dass es der Dilogie geschadet hätte – so hätte „Talus“ vielleicht sogar in einen Einzelband gepasst. Hinzu kommt, dass sich sowohl die Handlung als auch die einzelnen Figuren teilweise nicht entwickelt haben, sondern einfach passiert sind. Dadurch wirkt „Die Magie des Würfels“ teils sehr konstruiert, was sich vor allem in einer bestimmten Szene kurz vor Ende und am Ende selbst bemerkbar macht. Für das herausragende Magiesystem und einiger trotz allem vorhandenen Spannungsmomente gebe ich dem Abschluss der „Talus“-Dilogie dennoch sehr gute 2,5/5 Lesehasen – mehr jedoch nicht.