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breonna

Posted on 19.10.2021

„Eine wunderbare Geschichte zum Wohlfühlen“, so wird die schwedische Boulevardzeitung Expressen auf der Rückseite des Buches zitiert. Dabei geht es hier durchaus um ernste Themen, spielt ein Teil der Handlung doch 1943, als Dänemark von den Deutschen besetzt war und jüdische Bürger nach Schweden flohen, um der Deportation zu entgehen. Deswegen täuscht aus meiner Sicht auch das Cover ein wenig, denn das sieht für mich eher nach harmlosem Wohlfühlroman aus. Der titelgebende Bücherschrank spielt leider so gut wie keine Rolle. Sein Geheimnis ist schnell gelüftet. Cover- und Titelwahl fand ich in diesem Fall wirklich nicht ideal. Die Geschichte spielt in Schweden in zwei Zeitebenen, 1943 und 2007, und überspannt drei Generationen. Im Vordergrund stehen das Leben der Großmutter Anna in den vierziger Jahren und das ihrer Enkelin Rebecka in der heutigen Zeit. Dazwischen gibt es noch die Tochter der Großmutter/Mutter von Rebecka, die aber nur wenige Auftritte hat und für mich sehr blass blieb. Sie fungiert wohl eher als Bindeglied, um zu zeigen, wie ein Familiengeheimnis über mehrere Generationen hinweg Auswirkungen haben kann. Am spannendsten fand ich die Handlung rund um die Geschehnisse 1943. Die ergreifenden Schicksale der flüchtenden Juden und die Zerrissenheit von Anna, die den Zwängen ihrer Familie nicht entgehen kann, haben mich sehr berührt. Dagegen erschien mir Rebeckas Geschichte flach und klischeehaft. Ich habe keinen rechten Zugang zu dieser Figur gefunden und auch die vorhersehbare Liebesgeschichte konnte mich nicht fesseln. Am Ende bleiben mir von diesem Buch vor allem Annas Schicksal und ihr Mut, ihre Zerrissenheit und ihre lebenslang herumgetragene Last in Erinnerung. Dafür vergebe ich drei Sterne.

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