Susanne Matiaschek
Schon lange hab ich nichts historisches mehr gelesen und da erschien mir jetzt die Gut Greifenau Saga genau perfekt. Der Schreibstil der Autorin ist sehr einnehmend , fesselnd und atmosphärisch. Spielend leicht bin ich in dieser Zeit und Welt versunken, was mir nicht allzu schwer fiel, weil es wirklich sehr atmosphärisch, beklemmend und gefühlvoll ist. Man wird mit einer Vielzahl an Charakteren konfrontiert, was mir wider Erwarten wirklich enorm gut gefallen hat. Weil sie enorm viel Tiefe, Ausdruck und Intensität erhalten. Man kann sich überaus gut in sie hineinversetzen und ihre inneren Stürme nachvollziehen. Sie sind authentisch, greifbar und einfach lebendig. Konstantin und Katharina stehen zwar mehr oder weniger im Fokus, doch beherrschen nur sie keinesfalls das Geschehen. Ich mochte beide sehr gern. Katharina sehr sanft und sensibel, hat mit den Ansprüchen ihrer Mutter zu kämpfen. Und so eine Mutter möchte niemand geschenkt haben. Wow, da fiel mir direkt mehrmals die Kinnlade runter. Null Empathie, kein Herz. Da gibt es nur Kälte , Ignoranz und hohe Anforderungen, denen man kaum gerecht werden kann. Das hat mich so sprachlos und einfach wütend gemacht. Katharina tat mir so unsagbar leid, weil sie darunter fast zu zerbrechen droht. Konstantin ist dagegen völlig anders. Mit Witz und Charme hat er sich in mein Herz geschlichen. Aber auch er hat Kämpfe durchzustehen. Denn seine Herkunft macht es ihm nicht leicht. Mehr Fluch als Segen. Wie sagt man so schön, vor Gottes Augen sind wir alle gleich. Doch ganz besonders haben mich Albert und Wiebke berührt. Ihre Herkunft, ihre Hintergründe haben mich wirklich beschäftigt. Vielleicht weil ich es wirklich gut nachvollziehen kann und mich dadurch besonders verbunden fühlte. Besonders Wiebke ist so eine süße und sanfte Seele, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Albert mag man Niedertracht oder schlechte Absichten nachsagen. Aber jede Geschichte hat immer zwei Seiten, was hier besonders gut hervorkommt. Ich mochte es sehr, wie feinfühlig und eindringlich sich die Autorin dieser Thematik gewidmet hat. Das gibt dem Ganzen sehr viel Gefühl und Ernsthaftigkeit. Zeigt aber auch, dass die Wahrheit niemals totgeschwiegen werden kann. Beileibe keine leichte Thematik, aber eine, die wichtig ist und viel häufiger vorkommt, als man denkt. Hanna Caspian hat hier eine tolle Kulisse für eine Familiensaga geschaffen. Die Kriegszeiten spielen eher eine untergeordnete Rolle, kommen jedoch trotzdem sehr gut zur Geltung. Der erste Band spielt im Zeitraum von 1913 – 1914. Was mir besonders gut gefallen hat, die Herrschaften bekommen genauso viel Beachtung wie die Dienerschaft. Und da gibt es so einige Geheimnisse und Konflikte. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, was nicht immer einfach ist. Doch man spürt auch, das sie daraus lernen, daran wachsen, sich verändern und weiterentwickeln. Auf der zwischenmenschliche Ebene passiert eine ganze Menge und gerade bei Katharina brach mir mitunter so manches Mal das Herz. Liebe trifft auf unterschiedliche Gesellschaftsschichten, wird von ungeahnten Herausforderungen und Wahrheiten begleitet. Mit viel Humor, Verzweiflung und Angst beseelt. Man blickt in Abgründe, die tiefer nicht sein könnten. Macht und Gier wird ebenso zutage gebracht, wie Hoffnung und Glück. Mir hat dieser erste Band enorm gut gefallen. Er lebt, entwickelt sich weiter, entfaltet sich und ich kam einfach nicht davon los. Es war unglaublich spannend, die jeweiligen Schicksale zu verfolgen und mich den Emotionen hinzugeben und diese auszuleben. Ein verdammt guter Auftakt, ich bin enorm gespannt, wie es weitergeht. Fazit: Der erste Band der Gut Greifenau Saga von Hanna Caspian hat mich in längst vergangene Zeiten katapultiert. Mit viel Feingefühl und Eindringlichkeit widmet sich die Autorin, ernsten Themen, die mich so schmerzlich berührt haben, dass es fast schon weh tat. Bittersüß, atmosphärisch und so facettenreich in seiner Ausarbeitung. Ein Auftakt, der mich begeistern konnte, ich bin immens gespannt, wie es weitergeht.