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papierfliegerin

Posted on 18.10.2021

» 4,5 von 5 Sternen « Der Sprung in die Geschichte ist bereits sehr vielversprechend, indem das Autorenduo jede Menge Spannung und Action auf die ersten Seiten gebracht habt. Ich meine, wer lässt sich nicht gern von einem temporeichen, ausgeglichenen Kampf mitreißen? Die ideale Ausgangslage, um den Leser sofort ans Geschehen zu fesseln. Und in meinem Fall ist das 100% geglückt. Ich wollte nach diesem fulminanten Start sofort am Ball bleiben, und auch die Ruhe, die danach einkehrt, konnte mich nicht abschrecken. Es wurde sich Zeit genommen, die Hintergründe, Umstände und alle weiteren wichtigen Infos hervorzuheben und zu erklären. Besonders in Anbetracht, dass die Reihe einmal sechs Bände umfassen wird, ist es nur logisch, dass wir zunächst eher langsam an alles heran geführt werden. Und das ist völlig in Ordnung, denn diese Beleuchtungs-Phase dauert nicht zu lange an. Es wird auch zu keiner Sekunde langweilig, sondern einfach tempomäßig etwas gedrosselt. Dabei sind die eingespeisten Fakten äußerst interessant und der ganze Aufbau der Handlung begeistert durch vielschichtige und außergewöhnliche Elemente. Es macht Spaß, alle kennen zu lernen und mit ihnen ihre Aufgaben. Es erfüllt einen, immer tiefer in diese Welt der Hunter in London abzutauchen und den ganzen Wesen, die hier eine Rolle spielen, zu begegnen. Ist dies bewältigt, nimmt die Geschichte auch umgehend wieder an Fahrt auf und die Spannung steigt damit ebenfalls an. Es wird turbulent, mitreißend und es läuft, entgegen meiner Erwartungen nicht alles glatt. Es gab immer wieder unvorhersehbare Wendungen und allgemein wächst die Undurchsichtigkeit des Ausgangs dieses ersten Bandes mit jeder Seite weiter an. Man tappt quasi dauerhaft im Dunkeln, macht sich Gedanken um Zusammenhänge und sucht fieberhaft nach dem „Warum?“. Aber egal, wie lange man überlegt oder wie viele Wege das Rätseln einschlägt, man verirrt sich ständig und landet in Sackgassen. So entschied ich mich irgendwann dafür, mit einfach nur noch überraschen zu lassen und stellte meine eigenen Ermittlungen ein. Und das tat der Geschichte unheimlich gut. Dadurch häuften sich die Wendungen, die Spannung stieg zusätzlich an und dank der geschickt platzierten Richtungswechsel, fiebert man immens mit. Bianca und Laura haben es auch einfach raus, wie man den Leser an die Seiten kettet, indem sie mehrere Geschehnisse anteasern, worauf man sehnsüchtig wartet. Es gab auch, verhältnismäßig viele Rückschläge, die zum Teil sehr brutal ausfallen und für ein Jugendbuch doch sehr unerwartet kamen. Riesiger Pluspunkt!! Das große Finale dieses ersten Bandes kann sich dann auch wirklich sehen lassen. Actionreich und explosiv, erstaunlich brutal und über genau die richtige Zeitspanne andauernd. Ich rauschte regelrecht durch die letzten Seiten und konnte das Buch schlicht nicht mehr aus den Händen legen, ohne zu wissen, wie es mit Roxy und Shaw zu Ende geht. Ein spannungsgeladenes Ende, das begeistert, Herzrasen verursacht und diesen ersten Band schlicht perfekt abrundet. Man hätte es nicht besser machen können; nicht einmal mit einem fiesen Cliffhanger – den es für mein Empfinden nicht gab. Aber auch das war eine willkommene Abwechslung und ich freue mich dennoch massiv auf den Nachfolger. Die Gliederung, in Form der zwei unterschiedlichen Perspektiven spielt dem Buch auch ganz klar in die Karten. Wir bekommen so noch mehr Eindrücke von den Figuren geliefert und können so manch Handlung und Gedankengang um einiges besser nachvollziehen. Auch wenn die beiden sich meist in der Nähe des anderen aufhalten und es deshalb quasi nur einen Erzählstrang statt zwei gibt, ist es die perfekte Erzählform für den Auftakt dieser Reihe. Allgemein harmonieren die Schreibstile der beiden Autoren wunderbar miteinander und können uns detaillreich und bildgewaltig durch den Roman führen. Ich kam unheimlich schnell und locker voran, ohne dass dabei etwas dieser einnehmenden Atmosphäre verloren gegangen wäre. Sie umhüllte mich regelrecht und zog mich mitten hinein ins düstere London. Die Infos wurden geschickt ins Geschehen eingewoben und die gesamte Handlung ist verständlich wie logisch zugleich. Besonders gut gefiel mir hier auch der Spagat zwischen actionlastiger Urban Fantasy und Liebesgeschichte; denn beide Teile bekommen ihren Raum, um sich zu entfalten und den Leser zu erreichen. Es war zum Teil wirklich sehr prickelnd; das Knistern dabei deutlich spürbar und alles in allem einfach glaubhaft und realistisch in Szene gesetzt. Aber zugegeben, ich hab auch nichts anderes erwartet, bei diesem Duo! Als letzten Punkt, den ich abhandeln möchte, geht’s nun zu den Figuren. Obwohl eine große Anzahl an Charakteren vertreten sind, bleibt doch keiner von ihnen auf der Strecke. Jeder, sowohl der wichtigste Protagonist als auch der nebensächlichste Zuschauer, ist ausreichend tiefgründig und greifbar ausgearbeitet und es fällt einem leicht, sich seine Meinung zu ihnen zu bilden. Auch die Vielfalt an Persönlichkeiten beeindruckte mich und es gab für jeden Geschmack garantiert den entsprechenden Lieblingscharakter. So hat mein Herz zum Beispiel, Warden im Sturm erobert. Doch auch die Protagonisten Roxy und Shaw sicherten sich schon frühzeitig einen Platz in meinem Herzen. Besonders Shaw, der mehr als nur attraktiv ist, hatte ein leichtes Spiel bei mir. Durch seine undurchsichtige Vergangenheit, wächst das Interesse an ihm stetig an und man versucht sich, genau so wie er, krampfhaft daran zu erinnern, was vor der Besessenheit war. Shaw war ein herzensguter Kerl; mit Humor, Charme und dem gewissen Etwas. Sich in Shaw zu verlieben, fällt einfach leicht – weil es so aufmerksam, so empathisch und so mitfühlend ist. Gleichzeitig bringt er aber auch eine Portion Bad Boy mit sich; was sich gut ins Gesamtbild einfügt und ihn so zu einem wahren Book Boyfriend werden lässt. Roxy hingegen ist eigen; was keineswegs heißt, dass sie keine gute Hauptfigur darstellte. Sie war einfach gezeichnet; gezeichnet vom Leben und dem Erlebten und es wird immer deutlicher, warum Roxy so distanziert und sarkastisch ist. Zum Glück wird man aber unweigerlich warm mit ihr; weil ihre Beweggründe immer nachvollziehbarer werden und sie selbst als Person auch immer mehr auftaut. Es war unheimlich spannend mitzuerleben, wie sehr Roxy für sich, für ihre Lieben und für alles, was ihr wichtig ist, einsteht – aber gleichzeitig auch eine verletzliche Seite an sich hat. Erstaunlicherweise habe ich mich, trotz dessen, dass sie und ich sehr unterschiedlich sind, wunderbar mit ihr identifizieren können, sodass mir auch das mitfiebern und mitfühlen wahnsinnig leicht fiel. Ich mochte Roxy, weil sie eben nicht der Sonnenschein war, den man sonst so in Romantasy-Romanen vorfindet. Sie hatte Tiefgang, Ecken und Kanten und ihre ganz eigenen Probleme. Und das machte sie für mich lebendig und greifbar. Selbst die Interaktionen untereinander sind wunderbar herausgearbeitet und sehr abwechslungsreich und vielschichtig. So wurde es auch in den eher ruhigen Passagen nie zu langweilig; denn zwischen den Figuren flogen auch mal die Fetzen und nicht jede Anweisung von oben (also von den Chefs) wurde befolgt, sodass es immer wieder Explosivität gab. Und trotzdem wurde nichts überdramatisiert oder überspitzt dargestellt. Sehr schöne Verbindungen, die neugierig machen und Spaß bringen. FAZIT: „Midnight Chronicles: Schattenblick“ von Laura Kneidl und Bianca Iosivoni ist ein mehr gelungener Auftakt einer vielversprechenden Reihe. Die Charaktere sind besonders und greifbar, der Stil wunderbar verständlich und atmosphärisch und die Handlung neu, innovativ und erstaunlich actionreich. So macht Romantasy Spaß! Aufgrund der immer wieder auftretenden Ruhe, die mit vielen Infos und wichtigen Fakten gefüllt ist, um die Handlung auch wirklich verstehen zu können, bin ich mir sicher, dass die Folgebände noch viel mehr zu bieten haben. So habe ich mich dazu entschlossen, noch ein wenig Luft nach oben zu lassen. Das Potential fürs „Highlight“ ist aber definitiv gegeben und ich freue mich schon jetzt, auf alles, was noch kommt.

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