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nina 🌸

Posted on 14.10.2021

Eine bewegende Geschichte mit tiefgründigen Themen. Zur Geschichte: Ich bin leicht in die Geschichte reingekommen und wurde schnell von ihr gefesselt. Sie ist insgesamt zwar eher ruhig, dabei aber durchaus spannend. Mir persönlich hat es auch sehr gut gefallen, dass die Autorin auf übertriebene Theatralik verzichtet und uns stattdessen lebensnahe Konflikte liefert. Es gibt zwar Drama, aber nur in Maßen. Zudem wird die Geschichte in einem guten Tempo erzählt, die Handlungsentwicklungen sind nachvollziehbar und es wird nichts überstürzt. Das große Ganze ist ziemlich vorhersehbar, aber das gehört für mich zu diesem Genre einfach dazu und hat mich dementsprechend auch nicht weiter gestört, zumal die Geschichte durchaus einige kleinere Überraschungen für uns bereithält und somit keine Langeweile aufkommen lässt. Gegen Ende ging mir Manches zwar eine Idee zu schnell, aber unglaubwürdig wurde es dabei keinesfalls. Die Geschichte ist durchweg natürlich und das liebe ich. Jana Schäfer spricht in diesem Roman einige sensible Themen an, welche der Geschichte Tiefe verleihen und mir nahe gingen. Meiner Meinung nach wurden sie feinfühlig umgesetzt und vermitteln in ihrer Gesamtheit eine schöne Botschaft. Das Buch ist hoffnungsvoll, macht Mut und lehrt einen, an sich und seine Träume zu glauben - wobei das Ganze nie zu aufgesetzt oder klischeehaft-kitschig klingt, was mir sehr imponiert hat. Generell finde ich es immer wieder toll, wenn Themen wie diese überhaupt in Büchern angesprochen werden, da sie in unserer Gesellschaft immer noch viel zu stark tabuisiert werden, aber so wichtig sind. Danke an Jana Schäfer, für ihren Beitrag zur Sensibilisierung und Aufklärung. Trotz seiner bewegenden Themen konnte mich dieses Buch auf emotionaler Ebene leider nicht ganz erreichen. Ich kann nicht genau benennen, woran es gelegen hat, aber die Gefühle der Protagonist:innen waren für mich weniger greifbar als ich es mir gewünscht hätte. Die Geschichte wird durchaus gefühlvoll erzählt, aber sie hat mich emotional trotzdem nicht so richtig mitgerissen und verzehrt. June's und Trevor's Schmerz gingen mir zwar nahe, fühlte sich beim Lesen aber nicht wie mein eigener an. Mir fehlte die besondere Verbindung zu den Charakteren, ich war und blieb nur die Leserin anstatt mich wie ein aktiver Teil der Geschichte zu fühlen. Ich habe mir stärkere Emotionen gewünscht, die mich überwältigt hätten. Am besten gefallen hat mir der Aspekt der Kindertheatergruppe, welcher in meinen Augen wirklich sehr schön inszeniert wurde und mich stellenweise sogar zu Tränen rührte. Er wurde lebensnah und natürlich aufbereitet, ist bedeutungsvoll und herzerwärmend. Mein persönlicher Lieblingscharakter ist Tiffany, ihre Geschichte hat mich fast mehr ergriffen als die von Trevor und June. Ein Spin-off zu ihr wäre ein absolutes Highlight für mich und ihre Geschichte bietet definitiv auch genügend Stoff für ein ganzes Buch! Zu den Charakteren: Die Geschichte wird abwechselnd aus June's und Trevor's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Wir lernen June als aufgeschlossen, mutig und schlagfertig kennen, doch hinter ihrer fröhlichen Fassade verbergen sich tiefe Wunden der Vergangenheit. June's Erfahrungen haben sie geprägt. Sie ist nach außen hin zwar immer noch offen, kommunikativ und kontaktfreudig, doch wen lässt sie wirklich an sich heran? Sie ist vorsichtiger geworden und muss erst wieder lernen zu vertrauen. Daneben ist June sehr zielstrebig, klug und engagiert. Trevor ist ruhig, verschlossen und wortkarg. Er spricht nur selten über sich, sein Leben und seine Vergangenheit, wodurch weder wir noch seine Mitbewohner wirklich viel von ihm wissen. Er lässt augenscheinlich niemanden an sich heran und hält sich meist lieber im Hintergrund. Je besser ich Trevor kennenlernen durfte, desto lieber mochte ich ihn. Er ist liebevoll, fürsorglich, aufmerksam und umsichtig. Seine Arbeit mit den Kindern ließ mein Herz aufgehen. Auch Trevor hat ein schweres Päckchen zu tragen, das ihn sehr belastet, aber er ist auch unheimlich tapfer und kämpft für seine Träume. June und Trevor wirken wie das komplette Gegenteil voneinander, ein Unterschied wie Tag und Nacht jedoch verbindet die beiden viel mehr als man auf den ersten Blick zu sehen vermag. Die zwei haben eine tolle Dynamik und ergänzen sich perfekt. Ich mochte sie sehr gerne, insbesondere zusammen, hätte mir aber insgesamt noch etwas mehr Tiefe und Greifbarkeit von den Protagonist:innen gewünscht. Obwohl ich sie sehr sympathisch fand und sie auf mich auch lebendig wirkten, konnte ich sie leider nicht vollends fassen. Zudem hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass die Charaktere wesentlich vielschichtiger sind als es in der Geschichte aktiv zum Tragen kam, wenn ihr versteht, was ich damit meine. Ihr Potenzial wurde hier meines Erachtens einfach nicht voll ausgeschöpft. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich angenehm leicht und flüssig lesen. Jana Schäfer schreibt durchaus einnehmend, aber eben auch nicht unbedingt mitreißend. Ich habe das Buch durchweg gerne gelesen und wurde dabei gut unterhalten, aber es war nicht so, als dass ich das Buch nicht hätte aus der Hand legen können. Dennoch habe ich mich in der Geschichte sehr wohlgefühlt und jede Seite davon genossen. Jana Schäfer schreibt erfrischend, natürlich und gefühlvoll. Fazit: Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und kann es euch nur empfehlen, wenn ihr auf der Suche nach leichten aber gefühlvollen Geschichten mit sensiblen Themen seid, die nicht zu allzu schwer im Magen liegen. Ich fand die Inszenierung gelungen, sehe hinsichtlich Charaktertiefe und Emotionalität aber auch noch deutliche Entwicklungspotenziale. Für Zwischendurch ist dieser Roman perfekt, da er sich schön lesen lässt, fesselt, unterhält und bewegt, wahrscheinlich aber auch nicht allzu lange in Erinnerung bleiben wird. 4/ 5 Sterne ⭐️

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