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mabuerele

Posted on 14.10.2021

„...Der Komma -Bazillus war Kochs alter Bekannter. Der Epidemiologe kannte den Erreger aus Kairo und Kalkutta. Jedem Ausbruch der Krankheit war er hinterher gereist, bis er den Verursacher entdeckt und isoliert hatte...“ Wir schreiben das Jahr 1892, als Dr. Robert seinen Urlaub auf der Insel Sylt unterbrechen muss. Er wird nach Berlin beordert. Im Zug trifft er Stabsarzt Dr. Weisser. Der hat Untersuchungsergebnisse aus Hamburg bei sich. Es gibt nichts mehr zu beschönigen. Dort ist die asiatische Cholera ausgebrochen. Der Autor hat einen spannenden Roman geschrieben. Das Buch konnte ich nur schwer aus der Hand legen, zumal einige Ereignisse erstaunlich denen der Gegenwart ähneln. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Die medizinische Seite der Geschichte wird auch für Laien verständlich dargelegt. Die Personen werden gut charakterisiert. Dr. Robert Koch hat sich schon einen Namen gemacht. Er weiß, was er will und arbeitet akribisch. Im Buch lerne ich auch seine menschliche und gefühlvolle Seite kennen. Von den anderen Protagonisten hat mir vor allem Ole gefallen. Der Junge dient Koch am ersten Tag als Begleiter. Er kennt sich in Hamburg aus, nicht nur, was die Örtlichkeiten betrifft, auch was die gesellschaftlichen Schichten angeht. In Armut aufgewachsen, sorgt er schon in jungen Jahren für die Familie. Dr. Koch trifft als Beauftragter der Regierung in Hamburg ein. Dort aber wird er nicht mit offenen Armen empfangen. Hamburg ist stolz auf seine Selbstständigkeit und will sich von Berlin nichts sagen lassen. „...“Ach was, kaum der Rede wert“, sagte der Mann im Zylinder. „Ein wenig Durchfall, etwas Erbrechen. Nicht schlimmer als die Grippe. Mag sein, dass der eine oder andere gestorben ist, aber gestorben wird doch jeden Tag auf dieser Welt.“ ...“ Sehr genau darf ich verfolgen, was Dr. Koch gegen die Seuche unternimmt. Zuerst verschafft er sich ein Bild über die Verhältnisse in Hamburg. Die Zustände in den Krankenhäusern sprechen schon für sich. Die Betten werden knapp. Es gilt, neue Möglichkeiten zu schaffen. Gleichzeitig erklärt er Ole, was es mit der Cholera auf sich hat. „...Ein paar werden es schaffen. Aber man kann nicht sagen, wer – und auch nicht, wie viele. Die Krankheit ist nicht wählerisch. Und der Busenfreund des Todes ist der Zufall...“ Das Zitat ist gleichzeitig ein Beispiel, für die gekonnte Verwendung von Metaphern und eine Spur Sarkasmus. Der besondere Humor, der ab und an aufblitzt, wird in den folgenden Zeilen noch deutlicher: „...Weisser griff sich an die Stirn. „Die Börse arbeitet sicher noch.“ „Natürlich“, bestätigte Ole. „Allerdings...“, er machte eine Kunstpause, „Alle Parteiversammlungen der Sozialisten sind abgesagt.“ Weisser und Koch sahen sich an. „Die Revolution fällt also aus“, bemerkte der Stabsarzt ironisch….“ Dr. Koch kann nachweisen, dass die Bazillen sich im Hamburger Trinkwasser befinden. Wie aber sind sie ins Wasser gekommen? Bei seinen Nachforschungen werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt. Er erhält keine Antworten, bestenfalls Andeutungen. Selbst die Hygienevorschriften lassen sich ur mit Druck durchsetzen. Dafür machen die Apotheken mit kuriosen Heilmitteln gute Geschäfte. Währenddessen probiert ein junger Arzt ein besonderes Heilmittel gegen die Krankheit aus. Er injiziert eine isotonische Kochsalzlösung. „...Die Salzkonzentration entspricht der in unseren Zellen. Die Mineralien halten das Wasser im Körper. Es setzt an derselben Stelle an wie die Kam Ende legt rankheit und verhindert die Austrocknung...“ Am Ende legt Dr. Koch die Finger in die Wunde. Die Stadt hat an der falschen Stelle gespart. Die Anzahl der Toten hätte vermieden werden können. Das benachbarte Altona hat es vorgemacht, die es geht. Es blieb von der Seuche verschont. Während die Bevölkerung ihm zujubelt, lassen ihn die Stadtoberen beim Abklingen der Seuche wissen: „...Wer zur rechten Zeit geht, wird mit Jubel verabschiedet. Wer zur falschen Zeit geht, dem kräht kein Hahn hinterher...“ Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat eines der Zeitzeugen der damaligen Katastrophe. Ein Nachwort ergänzt die Ausführungen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeugt von der exakten Recherche des Autors.

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