Buchensemble
M SCHATTEN DES CHEMIEWERKS – STREULICHT Eine Frau kehrt in ihren Heimatort zurück und erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend, die entscheidend durch ihre türkische Abstammung mütterlicherseits und das Leben in einer Arbeiterfamilie geprägt wurde, erinnert sich an die Chemiewerke in der Nähe, an subtile Diskrimierung und an die Suche nach einer eigenen Identität. Mein Eindruck zu „Streulicht“: „Streulicht“ von Deniz Ohde ist ein ruhiger Roman. Alles geschieht versteckt, unter der Hand, hinter dem Rücken, hinter verschlossenen Türen, wenn andere nicht hinhören, wo andere nicht hinsehen. Stärken des Buchs: Direkt zu Beginn hat „Streulicht“ mich durch den tristen, langsamen Erzählton fasziniert. In langen Sätzen, die das Leben im „Ort“, der niemals konkret benannt wird, vermutlich weil er stellvertretend für viele Orte steht, widerspiegeln, erzählt die Ich-Erzählerin ihr Leben nach. Auch sie bleibt weitestgehend namenlos, „Frau A“, mit einem geheimen Namen, der auf die Herkunft ihrer Mutter hindeutet, und einem öffentlichen Namen, beide werden nicht genannt: Deniz und Denise, so habe ich es interpretiert, wie der Name der Autorin. Deniz Ohde verwebt Geschichte und Erzählstil gekonnt, weil sich im Ort nie etwas zu ändern scheint, die Töchter tun, was die Mütter getan haben, die Söhne, was die Väter getan haben, und so werden immer wieder Details, Aussagen, Beschreibungen wiederaufgenommen, variiert, in neue Zusammenhänge gestellt. Ein intelligentes Spiel mit der Sprache, während der Ich-Erzählerin selbst die Sprache zu fehlen scheint – mal aus Angst und mal weil Lehrer ihr eine eigene Sprache oder sogar die Intelligenz dafür aufgrund ihres Aussehens nicht zutrauen. Die vollständige Rezension von Matthias kannst du beim Buchensemble nachlesen: https://www.buchensemble.de/deniz-ohde-streulicht/