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nina 🌸

Posted on 11.10.2021

Ein sehr bewegendes Jugendbuch mit sensibler Thematik. Zur Geschichte: Das Buch konnte mich mit seinem tragischen Einstieg schnell in seinen Bann ziehen. Dabei hat mich aber nicht etwa die Dramatik der Geschehnisse, sondern vielmehr deren authentische Darstellung auf Anhieb gefesselt. Hayley Long verzichtet hier voll und ganz auf eine künstlich erscheinende Inszenierung und übertriebene Theatralik, sondern arbeitet mit puren, ehrlichen Gefühlen, die mir beim Lesen schwer zu schaffen machten. Ich habe mit den Protagonisten mitgefühlt und mitgelitten. Ihr Schmerz fühlte sich zwar nicht wie mein eigener an, ging mir aber trotzdem unheimlich nahe und trieb mir mehr als nur einmal Tränen in die Augen. Hayley Long setzt sensible Themen hier sehr schön um. Ihre Darstellungen sind altersgerecht, feinfühlig und vor allem lebensnah und greifbar. Es geht um Trauer(-bewältigung), Verlust, Heimat, Familie, Freundschaft, Neuanfänge und Hoffnung. So tragisch diese Geschichte auch sein mag, ist sie für mich in erster Linie hoffnungsvoll. Sie spendet Trost, macht Mut und gibt einem das Gefühl, nicht allein zu sehen. In meinen Augen ist "Der nächstferne Ort" ein Buch, das in jedem Kinderzimmer stehen sollte. Es ist tiefgründig, intensiv und gefühlvoll. Ich habe beim Lesen so viel geweint - vor Trauer und Wut, aber auch vor Liebe und Glück - und noch viel mehr gefühlt. Dieses Buch vermittelt einige wundervolle Botschaften, die ich für immer in meinem Herzen bewahren werde und ich wünsche mir so sehr, dass möglichst viele Menschen diese Botschaften ebenfalls lesen und sich bewahren können. Diese Geschichte braucht keine Spannung und aktionsreiche Handlung um zu fesseln, sie schafft es allein mit ihrer Emotionalität und Tiefe. Ich bin voll und ganz in diesem Buch versunken und habe mich beim Lesen keine einzige Sekunde gelangweilt, weil ich so ergriffen von dem war, was hier erzählt wird. Allerdings kann ich durchaus sagen, dass mich die Handlung dieses Buches überraschen konnte, denn einen großen Plot Twist der Geschichte habe ich wirklich lange Zeit nicht kommen sehen und als ich ihn dann endlich über uns hereinbrechen spürte, hat es mich zerstört. Ich konnte lange nicht aufhören zu weinen, aber so sehr es mich auch traf, komme ich nicht umhin, der Autorin zuzugestehen, dass sie dieses Buch genial konzipiert hat. Hayley Long hat mich überrascht, schockiert und so unendlich viel fühlen lassen wie ich es zuvor niemals erwartet hätte. Am Ende ergibt alles Sinn - jedes Detail und jedes noch so kleine Zeichen, das ich zuvor nicht sehen konnte und vielleicht auch nicht sehen wollte- sodass ich mich nur fragen kann, wie ich es gleich nicht merken konnte. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus der Sicht des 15-jährigen Dylan in der ersten Person Singular erzählt. Manchmal hätte ich mir tiefere Einblicke in Griff's Gefühlswelt gewünscht, aber letztendlich war es so wohl am besten. Dylan ist introvertiert, ruhig und nachdenklich. Er bleibt meist still und spricht nur dann, wenn er wirklich etwas zu sagen hat. Dylan unterstützt seinen kleinen Bruder so gut er nur kann und würde alles für ihn tun. Griff ist verschlossen, traurig, ängstlich und wütend, was ihn für mich zu einem unheimlich authentischen Charakter macht. Ich kann nur erahnen, wie er sich fühlen muss und habe so sehr mit ihm gelitten. Insgesamt hatte ich ein eher distanziertes Verhältnis zu den Charakteren, aber ihre Geschichte ging mir trotzdem unheimlich nahe. Manchmal hätte ich gerne noch mehr und noch intensiver mit ihnen mitgefühlt, habe mir gewünscht, dass die Autorin noch mehr ins Detail gegangen wäre, aber für ein Jugendbuch war es so vermutlich doch am besten. Ich entspreche mit meinem Alter nicht mehr der eigentlichen Zielgruppe und habe mir hier an mancher Stelle mehr Tiefe erhofft, die ich vor guten 10 Jahren vermutlich gar nicht hätte tragen können. Es ist gut so wie es ist. Die Nebencharaktere sind authentisch und liebenswert, werden im Detail aber gar nicht so intensiv vorgestellt. Dylan und Griff stehen ganz klar im Zentrum der Geschichte, die restlichen Figuren agieren nur um sie herum. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich trotz der Schwere seiner Themen leicht und flüssig lesen. Hayley Long's Schreibstil ist unkompliziert und gut verständlich, aber auch sehr besonders und aussagekräftig. Sie schreibt sehr lebendig, gefühlvoll und vor allem greifbar. Es ist unglaublich, wie sie mit wenigen Worten so viele starke Emotionen vermitteln kann. Weitere Anmerkungen: Eine weitere große Besonderheit dieses Buches ist seine Formatierung, welche die Geschichte noch wesentlich intensiver wirken lässt als sie es allein durch ihre Handlung ohnehin schon getan hätte. Manche Sätze werden extra betont und ergreifen einen dadurch nur noch mehr. Geflüsterte Sätze sind kleiner gedruckt und lesen sich dadurch leiser als die groß und fett gedruckten, die in meinem Kopf automatisch wie Schreie klangen. Diese besondere Formatierung ist geschickt gesetzt und verstärkt die Emotionalität und Aussagekraft dieses Buches um ein Vielfaches. Fazit: Ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen, wenn ihr auf der Suche nach besonderen, tiefgründigen und emotionalen Geschichten seid. Dieses Buch hat mich in seiner Ganzheitlichkeit so sehr sehr berührt, dass mir immer noch die Worte dafür fehlen. Es ist ehrlich, authentisch, ungefiltert, pur und so ergreifend, dass man einfach mit den Charakteren mitfühlen und mitfiebern muss. Die einzigartige Erzählperspektive, die besondere Formatierung und der greifbare Schreibstil verstärken diese Intensität nur noch mehr. Große Leseempfehlung ✨ 4,5/ 5 Sterne ⭐️

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