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Die Begegnung in Paris von Amélie und Vincent in ihren jungen Jahren scheint ungezwungen und doch ganz vorsichtig. Beide wissen nicht so recht, was sie wollen; zu schüchtern, um den nächsten Schritt zu wagen. Und so ahnen sie nicht, dass der verpasste Moment sie beide einiges an schmerzhaften Erfahrungen, aber vor allem viele Jahre kosten wird. Trotz der Ehen, die beide mit anderen eingehen, und der Kinder, die sie bekommen, fühlen sie sich einsam und nicht richtig geliebt. Weil das Schicksal Amélie und Vincent über die Jahre immer wieder zusammenführt, stellt sich für die Zwei immer wieder die Frage: Wie wäre es mit uns gewesen, hätten wir von Anfang an mehr Mut gehabt? ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ „Mit uns wäre es anders gewesen“ von Éliette Abécassis, aus dem Französischen von Julia Schoch. Ich glaube, diese besondere Geschichte braucht eine gewisse Lebenserfahrung, um die Emotionen und Entscheidungen der Protagonisten besser nachfühlen zu können. Wir alle treffen täglich Entscheidungen, die sich früher oder später als gut oder schlecht herausstellen. Was wäre das Leben auch langweilig, würde alles nach Plan verlaufen, stimmt's? Wir müssen an unsere Grenzen kommen, Fehler machen, um das wahre Glück schätzen zu lernen. Denn am Ende möchte jeder von uns einfach nur geliebt werden. Und genau darum geht es in dem Buch über Amélie und Vincent. Vieles von ihren Erfahrungen konnte ich nachfühlen. Die Erzählung ist eine Aneinanderreihung kurzer Szenen – Nahaufnahmen, die viel Raum für eigene Gedanken geben, denn die Autorin schweift in ihren Beschreibungen nicht aus. Wer gerne französische Filme schaut, dem wird dieser Stil bekannt vorkommen. Zumindest ging es mir so. Ich mochte die Distanz beim Lesen, die Unaufgeregtheit und den Raum, den Éliette Abécassis mir als Leserin gegeben hat. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Mit 142 Seiten ist die Geschichte recht kurzweilig, für mich aber sehr wunderbar empathisch erzählt.