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naraya

Posted on 8.10.2021

Eine Tasse Pfefferminztee in einem Café in Fès, schwungvoll aus einem halben Meter eingegossen. Ein Handy voller Kontakte von Taxifahrern in ganz Marokko, die meisten von ihnen hören auf den Namen Mohammed. Eine Dachterrasse voller Erinnerungen, manche von ihnen sogar voller Blut. Eine ältere Frau, die sich nur noch mit einem einzigen Wort verständigen kann, „Allah“. Und mittendrin eine junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln und nach der Antwort auf die Frage, ob jeder von uns eigentlich einen natürlichen Lebensraum hat. In ihrem Buch „Auf Basidis Dach“ schreibt Mona Ameziane, Journalistin und Moderatorin (unter anderem der sehr hörenswerten Büchersendung „1Live Stories“), über ihre „halbe Heimat“ Marokko. Als Tochter einer Deutschen und eines Marokkaners beantwortet sie bereits mit vier Jahren die Frage nach ihrer Herkunft mit „Ich komme aus halb Marokko und halb Deutschland“. Auch im Erwachsenenalter setzt das sich fort, doch dieses Mal stellt Ameziane sich selbst die Fragen, u.a. „Bin ich eigentlich marokkanisch genug?“. In kurzen, aber inhaltsvollen Kapiteln berichtet die Autorin von ihrer letzten Reise nach Marokko, auf der sie ihr Vater begleitet, aber auch von Erfahrungen und Erlebnissen aus ihrer Kindheit und Jugend. Dabei macht sie, für mich persönlich, einfach alles richtig. Sie stellt die eigene Person in den Mittelpunkt, voller Ehrlichkeit und ohne Arroganz. Sie erzählt ebenso von schwierigen Momenten, wie von glücklichen, von traurigen, wie von lustigen – einfach eine perfekte Mischung. Und sie akzeptiert auch, dass es nicht auf alle Fragen eine eindeutige Antwort gibt, so zum Beispiel auf die nach der Rolle der Frau in Marokko. Aus Mona Amezianes Worten ist auf jeder Seite die Liebe zu ihrer Familie zu lesen, die ihr die Möglichkeit gegeben hat, mit dem besten aus zwei Welten aufzuwachsen – ihr Basidi (so nennt man den Großvater in Marokko) gab ihr neben der Liebe zur Literatur auch noch den Titel für ihr Buch mit auf den Weg. „Auf Basidis Dach“ ist aber auch eine Liebeserklärung an ein Land, das die Autorin fasziniert, das sich ihr aber vielleicht nie ganz erschließen wird. Und das ist in Ordnung.

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