Fina
Gestaltung: Dieses kleine, feine Büchlein ist sehr hübsch aufgemacht und das Cover fängt die Atmosphäre des Buches sehr schön ein, ohne zu kindlich zu wirken. Die Schneeflocken, die wie Zahnräder ineinandergreifen, der Vogel und das Schloss spielen eine große Rolle in der Geschichte. Als ich das Cover in der Vorschau gesehen habe, wollte ich sofort erfahren, was sich hinter diesen Symbolen und dem geheimnisvollen Blau verbirgt - was will man mehr? Darum geht's: Stella hat nach dem Tod ihrer Eltern einige Zeit in einem Waisenhaus gelebt, doch jetzt soll alles besser werden. Ein entfernter Verwandter nimmt sie bei sich in Wales auf. Stella malt sich bereits eine blendende Zukunft voller Familienerinnerungen und Zuneigung aus, doch als sie beim Anwesen der Familie ankommt, ist alles anders. Der Hausherr ist nicht zugegen, und um den Sohn Tomos wird ein großes Geheimnis gemacht. Doch Stella gibt nicht auf und begibt sich nicht nur auf die Suche nach Tomos, sondern hat dabei auch noch Unterstützung von einem ganz besonderen Begleiter... Idee/ Umsetzung: Ich bin nicht immer angetan von modernen Märchen und sehr träumerischen Geschichten, aber Stellas Reise hat mich direkt neugierig gemacht. Was ist ein Mondscheinvogel? Wieso ist in ihrem neuen Zuhause alles so seltsam? Diese Geheimnisse wollte ich gemeinsam mit Stella lüften, und wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte beginnt bereits atmosphärisch, an einem einsamen Bahnhof in der winterlichen Eiseskälte. Stella hat den Brief dabei, in dem all ihre Hoffnung auf eine neue Zukunft liegt, und ich konnte die Vorfreude des Mädchens förmlich greifen. Doch schon auf den ersten Seiten wird es auch spannend, da sie von einem dürren Mann ein Päckchen in die Hand gedrückt bekommt, das sie bewachen soll. Danach spielt sich der Großteil der Handlung auf dem Anwesen von Stellas Verwandten ab, das einmal ein prachtvolles Herrenhaus war, und nun ganz verlassen ist. Ich habe dieses Setting absolut geliebt, es war ebenso gemütlich, wie gespenstisch und hat mich ein wenig an die Stimmung in "Winterhaus" von Ben Guterson erinnert. Schreibstil: Der Schreibstil von Catherine Fisher ist wunderschön. Er ist einfach genug, als dass auch jüngere Kinder und Jugendliche gut mitkommen, aber trotzdem sehr bildsprachlich und besonders. Die Autorin hat es geschafft, mit ihren Worten die winterliche Kälte auf meine Wangen zu zaubern und dem Knarren der Dielen zu lauschen. Ich möchte sehr gerne noch weitere Bücher aus der Feder der Autorin lesen. Figuren: Stella ist eine würdige Protagonistin, die mir besonders gut wegen ihrer ehrlichen und manchmal schnippischen Art gefallen hat. Obwohl das Mädchen schon viel durchmachen musste, hat sie ihren Humor und ihre Charakterstärke nicht verloren, was ich bewundert habe. Der Mondscheinvogel ist auch ein lustiger, kauziger Charakter. Die meisten anderen bleiben eher im Hintergrund, über Tomos und seine Eltern hätte ich gerne noch mehr erfahren. Obwohl das Buch lediglich 200 Seiten hat, passiert sehr viel. Stellas Anreise, das Willkommen-Heißen der mürrischen Haushälterin, die Entdeckungsreise im und um das Anwesen sowie die Suche nach Tomos. Mit dabei natürlich immer der Mondscheinvogel, wobei ich zu dem gar nicht allzu viel verraten möchte, lernt ihn einfach selber kennen! Diese Fülle an Themen sorgt für einen rasanten Verlauf, doch hier besteht auch mein einziger kleiner Kritikpunkt an der Geschichte: Manches ging mir alles etwas zu schnell. Die Autorin hat ganz besondere, märchenhafte Kulissen und Wesen erschaffen, über die ich gerne mehr erfahren hätte. Manchmal wäre ich gerne noch länger an einem Ort geblieben, um die Umgebung noch intensiver in mich aufzunehmen und mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Vermutlich ist das der jüngeren Zielgruppe des Buches geschuldet, aber das Potenzial war definitiv vorhanden. Das ist mir besonders im letzten Drittel des Buches aufgefallen, in der es wahrlich magisch zugeht. Ende: Das Ende der Geschichte war viel zu schnell da, hat mir aber gut gefallen. Die Autorin hat alle Handlungsstränge zu Ende geführt und kaum Fragen offen gelassen. Doch ein bisschen was bleibt auch zum Weiterspinnen und Träumen... Fazit: "Stella und der Mondscheinvogel" ist eine sehr schöne, atmosphärische Geschichte voller winterlichem Zauber, Magie und Geheimnis. Ich habe Stellas Reise sehr gerne begleitet, hätte aber gerne noch mehr über den Mondscheinvogel und Stellas zauberhafte Welt erfahren. Für Kinder eine wundervolle Lektüre, besonders zur Weihnachtszeit, aber auch Erwachsene werden zum Träumen eingeladen.