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Posted on 6.10.2021

Ennuie … Die Anomalie 2020 erhielt Hervé Le Tellier den Prix Goncourt für seine Mischung aus Krimi, Thriller, Komödie und SciFi. Vergleiche mit Douglas Adams wurden in einer Buchbesprechung gezogen, Christine Westermann und etliche andere BuchbesprecherInnen zeigten sich hellauf begeistert von diesem Roman. Ich fand ihn lästig. Das könnte daran gelegen haben, dass ich die Hörbuchversion hatte, was ich aber nicht glaube. Zu Beginn wurde es krude, ein ekelhafter Killer, dessen Profession im geschickten Töten bestand, womit er seinen Lebensunterhalt bestritt, wurde eingeführt. Überraschenderweise derart, dass ich, obwohl sonst nicht allzu zart besaitet, ziemlich angewidert lauschte. Dann erwischte mich die VERWIRRUNG anhand der opulenten Personalausstattung die hörbuchbedingt etwas länger brauchte um sortiert zu werden. Es folgte die Vorstellung einer dysfunktionalen Soldatenfamilie, eines lebensüberdrüssigen,erfolglosen Schriftstellers, einer alleinerziehenden Mutter und etlicher anderer Passagiere des Fluges von Paris nach New York. Besagter Flug gerät in eine äußerst ungewöhnliche Gewitterfront und landet kurz darauf in New York. Drei Monate später landet dieselbe Boing mit denselben Personen an Bord erneut, woraufhin sämtliche verteidigungsstrategischen Dienste und diverse andere Organisationen und Wissenschaftler der USA sich der Situation annehmen. Hier folgten tatsächliche einige ganz witzige, unterhaltsame Situationen. Die Ödnis hielt Einzug als die Doppelgänger wieder aufeinander trafen. Der nicht sehr helle amerikanische Präsident sah sich gezwungen, die Staatsoberhäupter der betroffenen Passagiere über den Verbleib ihrer Untertanen und die weiteren seltsamen Umstände sowie die Hypothesen, die angesichts dieses Ereignisses gezogen wurden, zu informieren. Mein Beifall galt den Chinesen, die ebenfalls mit einem derartigen Ereignis konfrontiert, völlig unkommentiert die Doppelgänger samt Boing schlicht eliminierten*. Philosophie, Psychologie und Esoterik sowie schriftstellerisches, pathetisches Geschwurbel in ungefilterter Prägung schwaberten sich durch den gesamten Roman, dessen Witz zwar ab und an durchblitzte aber gleich darauf wieder erstickt wurde. Am Ende, nein ich spoilere nicht, dachte ich mein Mp3 Player hätte den Geist aufgegeben. Was er nicht hat, das Ende war schlicht blöde. Vertane Zeit, immer noch in der Hoffnung außer der Zahl 42 etwas von Douglas Adams Niveau zu finden. Langeweile auf bemüht literarischem Niveau. Weshalb dieses Buch so gehypt wird ist mir nicht ersichtlich. Es ist vollgestopft und dröge, sprachlich annehmbar aber unangenehm und erinnert an eine überkandidelte französische Dramödie. Die Höhenflüge retten nicht vor dem Absturz in Belanglosigkeiten. Jede/r kann sich selbst davon überzeugen und gerne auch anderer Meinung sein aber ich möchte enthusiastische SciFi LiebhaberInnen ausdrücklich warnen.

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