nina 🌸
Eine außergewöhnliche und einnehmende Geschichte mit vielen neuen Ideen. Zur Geschichte: Dieses Buch war mal etwas ganz anderes und das hat mir sehr imponiert. Es ist keine 0815-Romantasy, sondern eine einnehmende Geschichte voller neuer Ideen und kreativer Elemente, von denen man nicht schon in 100 anderen Büchern gelesen hat. Das Worldbuilding ist unvorhersehbar, spannend und phantasievoll. Ich habe es geliebt, endlich mal wieder überhaupt nicht zu ahnen, was auf mich zukommen wird, selbst miträtseln zu können, nur um am Ende doch wieder überrascht zu werden. Vieles erschien mir zunächst etwas eigenwillig und seltsam, weswegen ich auch eine Weile gebraucht habe, um richtig in die Geschichte reinzukommen, aber im Gesamten ist sie stimmig und vor allem sehr besonders. Die Anspielungen auf Twilight fand ich witzig, da diese Geschichte kaum etwas damit gemein hat. Laut Klappentext soll sie an "Die Schöne und das Biest" erinnern, aber das habe ich auch nur bedingt so empfunden. Dieses Buch hat definitiv einen Suchtfaktor! Als ich dann mal richtig in der Geschichte drin war, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wollte immerzu wissen, wie es weitergeht. Oft passierte aktiv gar nicht so viel, aber ich wollte unbedingt die ganzen Geheimnisse lüften und den großen Plot Twist durchschauen. Diese Geschichte braucht gar keine überdimensionale Spannung, um zu fesseln, sie schafft es allein mit ihrem Worldbuilding. Das düstere Setting ist sehr atmosphärisch, einnehmend und etwas beklemmend, aber auch mehr als faszinierend. Dass die Geschichte immer wieder neue Fragen in mir aufwarf, drängte mich stets zum Weiterlesen. Jedoch bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, was ich von der finalen Lösung halten soll. Einerseits ist sie cool (mehr kann und will ich dazu nicht sagen, das würde nur spoilern), andererseits erscheint sie mir etwas zu einfach (als ob in all den Jahren niemand zuvor darauf gekommen wäre). Die Auflösung wird dem fantastischen Konflikt in meinen Augen leider nicht ganz gerecht. Zudem ist das Ende doch sehr klischeehaft, was ich mehr als schade finde, da die Autorin zuvor auf sämtliche gängigen Klischees verzichtet hat. Die emotionale Ebene hätte durchaus stärker ausgearbeitet werden können, aber für diese Geschichte hat es so gereicht. Es hat mir beim Lesen an nichts gefehlt, aber im Nachhinein hätte ich mir vielleicht doch ein paar stärkere Gefühle von Seiten der Charaktere gewünscht. Obwohl die Liebesgeschichte das Herzstück der Geschichte ist, war sie für mich hier gar nicht allzu zentral. Eine Sache ist mir allerdings noch sehr negativ aufgefallen und zwar die ständige Diskussion um Aussehen, Gewicht und Figur. Es ist das Klischee des hässlichen Entleins aus dem plötzlich ein schöner Schwan wird, den nun alle begehren. Erstens fand ich diese Szenen teilweise sehr abwertend gegenüber bestimmten Personengruppe und zweitens finde ich die Werte kritisch, die hierbei vermittelt werden. Das ist in meinen Augen keine gute Message für ein (Jugend-)Buch. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird vorwiegend aus Ella's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Einzige Ausnahmen bilden der Pro- und Epilog, welche aus Crys' Perspektive in der dritten Person Singular verfasst sind. Ella ist klug, zielstrebig und fleißig. Im Verlauf der Geschichte wird sie immer selbstbewusster und mutiger. Tapfer kämpft sie für ihre Freiheit und lässt sich nicht alles von Crys gefallen. Ich mochte ihre Schlagfertigkeit und ihre freche, vorlaute Art sehr und habe mich bei ihren Wortgefechten mit Crys köstlich amüsiert. Sie ist zwar manchmal ziemlich zickig und hat so ihre Trotzphasen, aber das ist im Teenageralter nur authentisch und hat mich dementsprechend auch kein bisschen gestört. Außerdem liest sie gerne - wenn das keine tolle Protagonistin ist, weiß ich auch nicht! Lediglich ihre Unsicherheit in Bezug auf ihr Aussehen fand ich etwas schwierig, zumal es sich auch erst zu ändern scheint, nachdem sie "hübscher geworden ist". Ich habe zwar eine Weile gebraucht, um eine Verbindung zu Ella aufzubauen, aber dann konnte ich mich immer besser in sie einfühlen und habe immer mehr mit ihr mitgefiebert und mitgerätselt, was wohl Crys großes Geheimnis sein mag. Crys ist mysteriös, abweisend und verschlossen. Er verhält sich Ella gegenüber unmöglich, ist fies und gemein zu ihr, aber man merkt schnell, dass mehr dahinterstecken muss (was sein Verhalten natürlich trotzdem in keiner Art und Weise rechtfertigt). Crys ist attraktiv, leidenschaftlich und überraschend fürsorglich. Hinter seiner harten Schalen und seinen notwendigen Mauern verbirgt sich ein weicher Kern und vor allem ein gutes Herz. Von den Nebencharakteren haben es mir insbesondere der eigensinnige Kater James und der liebenswürdige Mr. Morris mit seiner ruppigen Art, die eigentlich doch nicht so ruppig ist angetan. Arthur hat sich ebenfalls einen Platz in meinem Herzen erschlichen. Zum Schreibstil: Julianne Grohe schreibt sehr atmosphärisch, einnehmend und fesselnd. Ihre düstere Note hat mir gut gefallen und zog mich nur noch tiefer in den Bann dieser Geschichte. Durch die detailverliebten, bildhaften und greifbaren Beschreibungen konnte ich mir die Kulisse gut vorstellen und habe mich beim Lesen förmlich dorthin versetzt gefühlt. Der Schreibstil der Autorin ist erfrischend, lebendig und humorvoll, was die Geschichte auflockert und mich oft zum Lachen bringen konnte. Das Buch hat unerwartet viel Witz und ich liebe es! Allerdings hat die Sprache auf mich manchmal etwas zu betont lässig und jugendlich-cool gewirkt, das war für mich einfach nicht ganz authentisch, sondern klang eher etwas zwanghaft. Fazit: Ein Buch der etwas anderen Art, das mir trotz seiner Schwächen unglaublich gut gefallen hat, da es unerwartet fesselnd war, mit vielen neuen und kreativen Ideen aufwarten kann und mich noch dazu überraschen konnte. Ich bin voll und ganz in dieser Geschichte versunken, habe mitgerätselt und mitgefiebert. Dieses Buch macht süchtig! Ich freue mich schon auf weitere Werke der Autorin. 4/ 5 Sterne ⭐️