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Fallbeispiele Wenn ich sagen sollte, warum ich „Was fehlt dir“ lesen wollte, gäbe es nur diese Antwort: Ich fand es gleichermaßen verstörend wie gemütlich (hygge!) mit einer sterbenden Freundin in ein unbekanntes Haus zu ziehen. Vorübergehend natürlich. Und nicht beleidigt zu sein, wenn zwei bessere Freundinnen dieses Ansinnen schon abgelehnt hatten. Bald sterben kann auch lustig sein. Ich erinnere mich selbst noch daran, wieviel Spaß wir zu dritt hatten beim Abschied von der Mutter meiner Freundin. Die zum aktiven Sterben in die Schweiz fahren wollte und das dann auch tat. Natürlich haben wir am Ende des Abends geheult, aber vorher haben wir gelacht. Das war hoch emotional, so ist dieses Buch auch. Im ersten Teil gibt es verschiedene Geschichten. Treffen oder Telefonate mit dem Ex. Ein sprechender Kater, der seine wechselvolle, außergewöhnliche Lebensgeschichte erzählt. Und Erinnerungen der namenlosen Protagonistin an höchst merkwürdige Besuche bei einer alten Dame. S. 103: „Und wie ist es möglich, gleichgültig, um was es geht, wenn sie [gemeint ist hier die alte Dame] sich entscheiden muss zwischen dem, was Sean Hannity von Fox News sagt, und dem, was ihr eigener Sohn sagt, dass sie immer Sean Hannity glaubt.“ Kommt uns das beim herrschenden Zeitgeist bekannt vor? Oder auf S. 105: „Wenn sie nie ferngesehen hätte, sagte er [der Sohn der alten Dame], wäre sie nicht so, das weiß ich.“ Im Mittel- und Hauptteil geht es dann – relativ kontinuierlich – um die 24-stündige Begleitung der sterbenden Freundin, nebst Einkaufen und Putzen. Ich glaub, ich muss auch mal irgendwo irgendwann eine Airbnb-Übernachtung buchen – mit inklusiver Geschichten erzählender Katze versteht sich. Es ist doch auch spannend in Behausungen anderer Leute zu übernachten. Letztens traf ich einen Mann mit Hund, der ließ die Hundesitterin immer bei sich im Gästezimmer übernachten, wenn er auf Reisen war. Wie aufregend! Fazit: Das Buch kommt gleichermaßen leichtfüßig wie tiefgründig daher. Es wird nicht jedermanns Sache sein, diesem „Gedankensalat“ zu folgen. Ich tat es – sogar gerne, aber dennoch fehlte mir etwas, möglicherweise Struktur oder ein Erzählfluss, ich kann es nicht genau benennen.