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Fina

Posted on 2.10.2021

Gestaltung: Das Cover wurde hier meines Wissens nach aus dem Englischen übernommen, was ich bei dieser wunderschönen Gestaltung als gute Wahl empfinde. Die dunklen Lila Töne spiegeln die teilweise sehr düstere und bedrückende Stimmung der Geschichte sehr gut wider. Der obere Teil über den Pflanzenapplikationen ist gummiert, was das Buch auch haptisch zu einem echten Erlebnis macht. Die Pflanzenranken werden auch im Inneren des Buches nochmals aufgegriffen. Die Zeichnungen der drei Protagonistinnen finde ich auch sehr schön, da ich schnell zuordnen konnte, wer wer ist und die Figuren sehr gut eingefangen wurden - in meinen Augen eine rundum gelungene Gestaltung. Darum geht's: In ihrer Kindheit waren die drei Sullivan-Schwestern unzertrennlich, haben gemeinsam eine Deckenburg gebaut und waren für einander da, als ihre Mutter es nicht sein konnte, was leider häufig der Fall war. Doch als die jungen Frauen zu Teenagern heranwachsen, hat sich etwas zwischen ihnen verändert. Alle drei hüten Geheimnisse und machen schwierige Probleme des Lebens mit sich selbst aus. Doch das nahende Weihnachtsfest soll die Schwestern wieder näher zusammenbringen, denn ein Brief über eine überraschende Erbschaft eines unbekannten Onkels bringt frischen Wind in ihr Leben, wühlt aber auch die Geister der Vergangenheit auf... Idee/Umsetzung: Ich mag solche düsteren Familiengeschichten ab und an total gerne, weil sie eine schöne Mischung aus Tragik, Liebe und Spannung mit sich bringen, und genau das haben die "Sullivan-Schwestern" für mich auch absolut erfüllt. Ich war direkt auf den ersten Seiten gefesselt. Wir erleben diese Geschichte immer abwechselnd aus den Perspektiven der drei Schwestern Eileen, Claire und Murphy, und zwischendurch gibt es auch Rückblicke auf ihre gemeinsame Kindheit. Der Aufbau bringt jede Menge Abwechslung mit sich, geht aber dennoch tief und gibt emotionale Einblicke in die gesamte Geschichte der Sullivans. Die Themen, mit denen unsere Protagonistinnen zu kämpfen haben, sind wirklich kein Pappenstiel! Es geht unter anderem um Alkoholismus, Misserfolg in der Zukunftsplanung, die Wahl eines Colleges und die Rolle des Nesthäkchens, in der man häufiger unter dem Radar bleibt. Alle Schwestern haben mit ernstzunehmenden Problemen zu kämpfen, und außer sich gegenseitig keine Bezugsperson, die sie unterstützen könnte. Ihre Mutter hat vor vielen Jahren aufgehört für sie da zu sein, stürzt sich in die Arbeit und ist in der Gegenwartserzählung auf einer gewonnenen Kreuzfahrt. Wir bekommen intensive Einblicke, wann zwischen den Schwestern ihre Bande zerbrochen ist und wie sie in der Gegenwart Stück für Stück wieder zueinanderfinden, was mich sehr berührt hat. Schauplatz dafür ist die meiste Zeit ein altes, verlassenes Haus, das die Schwestern laut des mysteriösen Briefs erben sollen, was für eine spannende, beklemmende Stimmung sorgt. Insgesamt ist die Idee hinter der Geschichte nichts brandneues, aber die Autorin hat diese Familiengeschichte unfassbar authentisch und emotional erzählt. Ich wurde zu keiner Zeit losgelassen, wurde eher immer weiter in den Bann der Geschichte gesogen und habe sehr mit den drei Mädchen mitgefiebert. Es gibt eine herrliche Mischung aus tiefgreifenden Emotionen, tiefen Einblicken in die Gedankenwelt der Schwestern und rasanter Spannung, da auch Mordfälle und dunkle Familiengeheimnisse eine Rolle spielen. Figuren: Die Figuren sind das Herzstück der Geschichte und ich habe mich schon länger nicht mehr so in Charaktere verliebt. Ich mochte alle drei Schwestern unfassbar gerne, obwohl sie nicht einfach sind und alle ihre Ecken und Kanten mitbringen. Am besten identifizieren konnte ich mich mit Claire, der mittleren der Schwestern, konnte aber auch Eileens Rolle als Älteste sehr nachfühlen, da ich in der Geschwisterfolge ebenfalls die älteste Schwester bin. Murphy tat mir an vielen Stellen sehr leid, weil sie oft vergessen wurde und gerade in ihrem zarten Alter von 14 Jahren noch viel mehr Betreuung gebaucht hätte. Die Gefühls- und Gedankenwelt der Schwestern geht total unter die Haut, und selbst die Nebencharaktere wurden sehr liebevoll gezeichnet. Besonders die Mutter der Mädchen habe ich als sehr spannende, vielschichtige Person empfunden, aber auch bei der Sheriffin kann man hinter die Fassade blicken - beeindruckend! Ende: Das Ende des Buches hat mich nach einigen spannenden Wendungen auch noch mal sehr aufgewühlt und berührt. Ich finde es schön, dass die Autorin A) nicht alle kleinen Handlungsstränge zu Ende erzählt hat, sodass noch Raum für eigene Interpretation bleibt, und B) nicht alles zu einem schnulzigen Ende gebracht wurde, sondern authentischerweise nach vielen Jahren kaputter Familie nicht von heut auf morgen alles wieder rosarot ist. Aber es gibt Ansätze für Versöhnung, Wiedergutmachung und Familienzusammenhalt, und das empfand ich als sehr tröstlich. Fazit: Kathryn Ormsbee hat mit den Sullivan-Schwestern eine zarte, emotionale und wunderschöne Familienerzählung geschaffen, die unter die Haut geht. Durch düstere Familiengeheimnisse wird es nie langweilig und ist phasenweise zu einem echten Krimi geworden. Diese außergewöhnliche Mischung kann ich allen ans Herz legen, die eine berührende Geschichte über drei ganz besondere Schwestern lesen möchten.

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