Maya Rottenmeier
Diese Rezension wird schwierig, um nichts zu verraten. Nach dem gemeinen Cliffhanger werde ich ein Stück in die Zukunft geworfen, ehe ich lesen darf, was sich zugetragen hat. Zur Umsetzung: Im Buch gibt es zahlreiche Wendungen, oft provoziert durch die Protagonistin Laura. Bei einigen Szenen fühle ich mich wie beim Pingpong spielen, so rasch fliege ich zwischen den Figuren und Emotionen hin und her. Lipińska hat es absolut drauf, Stimmungen zu kreieren und mich alles fühlen zu lassen. Neben Massimo, Laura und Olga erhält Marcelo eine wichtige Rolle und ich bin an etlichen Stellen nicht sicher, wohin die Reise gehen wird. Neben Leidenschaft und körperlichem Verlangen finden diesmal auch Depressionen und Trauer in die Seiten. Reichtum und Macht sind die Stützpfeiler der Reihe und das ändert sich auch im dritten Band dieser Mafia-Romance nicht. Ich hatte mir für Laura eine tiefgreifende Entwicklung gewünscht, die leider ausgeblieben ist. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, in der Sprache direkt und oft rau, dabei stringent, wenn es um die Rollen der Männer geht. Der maskuline Gestus holt mich jedes Mal ab. Nur bei Laura verliert sie nach wie vor die Balance, aber das gehört einfach zu dieser Figur. In diesem Teil gibt es einige explizite Szenen, die prickelnd und feurig geschrieben sind, aber auch welche, die belasten. Es gibt gesundheitliche Aspekte in Lauras Leben, die ihren ausschweifenden Alkoholkonsum nahezu unmöglich machen, aber die Autorin sieht das definitiv anders und kann mich damit nicht überzeugen. Eine Protagonistin, die polarisiert: Laura, an ihr scheiden sich die Geister. Sie ist eine Frau, die sich nicht einschüchtern lässt. Ihre Entscheidungen sind nicht alle klug und sie verfügt über mehr Ecken und Kanten, als ein Fisch Schuppen hat. Immer wieder macht sie mich mit ihrer egoistischen und aufbrausenden Art wütend. Das zeigt mir, dass sie mir nahe geht, aber Freundinnen werden wir sicher nie werden. Als ich mit dieser Reihe angefangen habe, hätte ich diese Entwicklung nie erwartet. Damit hat mich Lipińska überrascht. Mein Fazit: „365 Tage mehr“ zieht mich temporeich durch die Seiten. Vermutlich ist das dem Temperament der Figuren geschuldet. Es wird zu keiner Zeit langweilig, denn es gibt etliche Spannungsbögen. Ich finde nicht jede Entwicklung gut und einiges überzeugt mich nicht, aber alles in allem hat mich diese Reihe prima unterhalten. Im Rückblick passen die Buchtitel hervorragend zur Geschichte. Ich bin gespannt, ob Teil 2 und Teil 3 ebenso verfilmt werden. Das Schauen ist dann absolute Pflicht. Von mir erhält „365 Tage mehr“ 3 abwechslungsreiche Sterne von 5 und eine Leseempfehlung.