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Veränderung "Der Himmel vor hundert Jahren" ist mein zweites Buch von der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises! Dieses Buch ist nicht schlecht, aber haut mich nicht vom Hocker, hier habe ich definitiv mehr erwartet. Vier Sterne ist es mir dennoch wert. Denn der Humor und die Schreibe des Buches haben etwas und lassen die Zeit wie im Flug vergehen und ich habe mich zumindest gut unterhalten gefühlt. Russische Fluss- und Waldgeister, Ikonen und geheimnisvolle Röhrchen treffen humorvoll in einem russischen Dorf auf Realität und Zukunft. Interessant und auch etwas märchenhaft entführt Yulia Marfutova hier die Leserschaft in ein verschlafenes russisches Dorf, zeigt die Realität in diesem und lässt bei mir Erinnerungen hochkommen an diese wunderschönen russischen Märchen. Dennoch steht dieses Dorf für deutlich mehr. Ilja und Pjotr, die Dorfältesten, zeigen dies ganz typisch. Ilja ist der Hüter des geheimnisvollen Röhrchens, er setzt auf Neues, versucht dies in das Leben des Dorfes einzubauen und hat seine Gefolgschaft. Pjotr hingegen verabscheut und verteufelt alles Neue, ist dem Alten und Althergebrachten verhaftet und auch er hat seine Freunde. Beide Gruppen stehen sich unversöhnlich gegenüber, schaffen es aber dennoch die Dorfgemeinschaft zu wahren. Einer der beiden Dorfältesten wird aber verschwinden. Was soll dies dann der Leserschaft mitteilen? Man merkt an gewissen Dingen und Geschehnissen, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist und dies eben kein märchenhaftes russisches Dorf ist, die Handlung spielt um das Jahr 1918 und gewaltige Dinge geschehen im riesigen Russland und senden ihre Spuren auch in dieses verschlafene Dorf und die Dörfler merken dies an neu ins Dorf gekommenen "Gästen", die das althergebrachte Leben verändern und die Dörfler auch bedrohen. Und die Dörfler reagieren. ... Hoffentlich nicht nur die Dörfler! Und hoffentlich nicht nur im Roman!