tintenwelten
Julian ist einsam. Und genau dies und einiges mehr schreibt der alte Herr in das grüne Notizheft, welchem er den Titel „Projekt Aufrichtigkeit“ gibt und es dann anschließend in einem Café zurücklässt. Er wirft darin aber auch Fragen auf: Was wissen wir eigentlich über unsere Nachbarn? Was geht in ihnen vor? Welche Wünsche, Ängste oder Probleme haben sie? Was wäre, wenn man seinen Mitmenschen gegenüber einfach ehrlich wäre, anstatt den Schein aufrecht zu erhalten? Monica findet das Büchlein zu spät, um es seinem Besitzer zurückzugeben. Nachdem sie dessen Inhalt gelesen hat, möchte sie Julian helfen. Außerdem hinterlässt sie ihre eigenen Gedanken im Buch und „setzt es wieder aus“. Was dann geschieht, damit hat wahrscheinlich niemand gerechnet. Nach und nach lernen wir die sechs Protagonisten kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Obwohl alle am Anfang überhaupt nichts miteinander zutun haben, fügen sich ihre Schicksale zusammen, es bildet sich eine charmante und bunte Gemeinschaft. Jeder von ihnen ist auf seine Art und Weise entweder einsam, hat etwas, das ihm fehlt oder eben sonstige Probleme. Vielleicht wird man nicht mit allen warm, aber jeder wird jemanden finden, den er ins Herz schließt und mit dem er gerne mitfiebert. Mein Liebling war definitiv Julian, weil er herrlich exzentrisch, ein wenig skurril und auf seine Art und Weise mega witzig ist. Er sorgt immer wieder für ein Schmunzeln oder den ein oder anderen Lacher. Aber auch die anderen Geschichten fand ich sehr interessant. Die häufigen Perspektivenwechsel lockern den Lesefluss auf und halten die Spannung oben. Besonders gefallen hat mir auch, dass man nach und nach erfährt, welche Texte die Protagonisten in das grüne Notizheft schreiben. Es geht um Einsamkeit, Zusammenhalt, Freundschaft, Liebe, Geständnisse, Aufrichtigkeit, auch und vor allem sich selbst gegenüber. Was ist einem wichtig im Leben? Was macht einen glücklich? Was passiert, wenn man andere hinter seine Fassade blicken lässt? Es werden zwar auch ernste Themen behandelt, aber dennoch verbreitet dieses Buch eine Wohlfühlatmosphäre. So lesenswert!