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Obwohl die drei Frauen vom Bethches-Hof unterschiedlicher nicht sein könnten, habe ich sie alle drei sehr gemocht und konnte mich gut in sie hineinversetzen. Obwohl Lisbeth mir es zunächst etwas schwerer gemacht hat. Ihre Verhalten gegenüber Marlies war schon sehr traurig mit anzuschauen. Aber ich finde auch, dass die Autorin es schafft, die Konflikte der Generationen authentisch darzustellen, die entstehen, wenn so unterschiedliche Vorstellungen vom Leben so eng aufeinandertreffen. Und gerade diese Konflikte zwischen Marlies und Lisbeth sind in diesem Roman der Kernpunkt der Geschichte. Die beiden haben ständig was aneinander auszusetzen. Aber anstatt miteinander zu sprechen, tragen sie ihre "Kämpfe" hauptsächlich im Stillen aus. Dazu kommen noch die Erwartungen der Dorfgemeinschaft, die noch mehr Druck auf die beiden ausüben. Wo Lisbeth sich diesem zunächst eher unterwirft, macht Marlies eher das Gegenteil und rebelliert dagegen. Zum Beispiel, dass sie einfach ihren Jagdschein macht, was natürlich für entsetzten sorgt. Ebenso, dass sie als verheiratete Frau den Wunsch hat zu arbeiten und das eben nicht ausschließlich auf dem Bethches-Hof. Die Männer in dieser Geschichte spielen eher eine Nebenrolle und sind daher etwas blasser dargestellt. Zumindest für mein Empfinden. Sie konzentrieren sich eher auf die landwirtschaftliche Arbeit und mischen sich nicht weiter in die Zwistigkeiten der Frauen ein. Auch das spiegelt sehr gut die Rollenverteilung von damals wieder. Weswegen ich die Männer trotzdem nicht weniger mochte. Sie passen einfach gut hier ins Gesamtbild rein. Die Autorin zeichnet außerdem ein sehr authentisches Bild von der damaligen Landwirtschaft. Mit all seinen Vor- und Nachteilen. Wie die Einführung der Milchquote und deren Auflagen und was diese für die Bauern bedeutet. Auch für den Bethches-Hof war es nicht einfach, sich diesen Auflagen zu beugen. Die Sprache ist sehr einfach und nüchtern gehalten. Transportiert aber trotzdem für mich die Gefühle und Emotionen der Charaktere sehr gut wieder. Was mir allerdings etwas negativ aufgefallen ist, waren die häufigen Sätze, wo das Verb gefehlt hat. Wie z. B. "Ich muss noch die Kannen." Ja was denn? holen, füllen, säubern ... ? Man kann sich den Rest vielleicht dazu denken, aber ich mag es trotzdem nicht. Und solche Sätze gab es leider häufiger. Ansonsten habe ich "Wildtriebe" aber wirklich gerne gelesen. Generationen und gesellschaftlicher Wandel werden hier sehr gut dargestellt. Wer gerne Land- und Familienromane liest, dem kann ich "Wildtriebe" auf jeden Fall empfehlen. Mich jedenfalls, hat diese Geschichte gut Unterhalten.