Variemaa
Viele Comedians schreiben, wie sie auf der Bühne stehen. Es sind Abschriften ihrer Sprüche und Sketche, die gespielt mit der richtigen Betonung Lachtränen hervorrufen – aufgeschrieben aber oft eher ein müdes Gähnen. Die Show fehlt und lesbar ist der Text dann nur, wenn man die Stimme des Komödianten im Ohr hat. Darum war ich sehr gespannt, wie der Witz hier übertragen wird. Einen Vorteil hat Hazel Brugger gegenüber den eben gemeinten Kollegen: Ihre Beiträge, aus denen das Buch gestaltet wurde, sind bereits von Anfang an für die schriftliche Veröffentlichung gedacht gewesen. Das merken die Leser von ersten Satz an. Während sie sich durch verschiedene Themen – vom alltäglichen Einkauf über Sexismus, Ethik bis zum dem Älterwerden – schreibt, zeigen ihre Texte nicht nur eine grandios eingefangene Menge an Sarkasmus, sondern sehr tiefe Überlegungen. Sorgfältig verpackt in Worten, die aufwecken, aber nicht hetzen. Wenn es beispielsweise um die Frage geht, ob Frauen nicht so lustig wie Männer sind, macht Brugger daraus einen wunderbaren Artikel über Alltagssexismus, ohne dass es einem mit dem Zaunpfahl an den Kopf geklopft wird. Der Stil ist einnehmend, nicht aufgesetzt oder gezwungen komisch. Viel wichtiger, als der Lacher zwischendurch, sind die Themen selbst, die Kritik, die sich dahinter verbirgt. Hier zeigt sich ein kluger Kopf, der gekonnt mit Worten spielen kann. Dass ich beim Lesen nicht jedem Argument zustimme, finde ich am Ende halb so wild. Dafür sind die Texte zu interessant, der Hintergrund zu tief und die Überlegungen, die bei mir ausgelöst werden zu weitreichend.