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inavainohullu

Posted on 21.9.2021

Als Gabriella ihre Heimat Brasilien verlässt und mit dem Ziel nach Deutschland aufbricht, quasi undercover in der Cateringfirma ihres leiblichen Vaters zu arbeiten, den sie nie kennen gelernt hat, da rechnet sie mit wirklich vielen Dingen. Aber ganz sicher nicht damit, in München ausgerechnet auf den unmöglichen Kerl aus dem Flugzeug zu treffen und ihr Herz an ihn zu verlieren. Und auch nicht damit, in den Mädels, die sie in ihre WG aufnehmen, wirklich großartige und herzliche Freundinnen zu finden.... VIELLEICHT JETZT hat mich ganz besonders durch sein Setting angesprochen, durch die Vater-Tochter-Geschichte und natürlich hatte ich auch die Hoffnung auf große Gefühle. Und all diese Dinge habe ich bekommen, dazu noch ganz wundervolle Protagonist:innen und einen wunderbar flüssigen Schreibstil. Ganz besonders mochte ich tatsächlich, neben dem charmanten Zusammenspiel der Figuren, die Dynamik in der Küche des "Leckerste", die mich einfach soso sehr an all die guten (aber auch die echt harten Einstiegs-) Zeiten während meiner eigenen Lehre in der Gastronomie erinnert hat. Der Umgangston in der Küche ist rau, nicht unherzlich, aber schon schroff. Carolin Wahl beschreibt all das, genau so, wie ich es in meinen Erinnerungen abgespeichert habe und ich konnte sowohl das Klacken der Messer, das Brutzeln der Pfannen hören, als auch die verschiedenen exotischen Düfte und den Lärm von ausgelassenen Feiern hören, den die Küchentür bei jedem Schwingen hereinträgt. In dieser Beziehung hat die Autorin absolut tolles Kopfkino geboten. Nicht ganz so gut gefallen, wenn man das wirklich so sagen kann, hat mir die Entwicklung/Geschichte zwischen Gabriella und ihrem Vater, deren Auflösung sich erst in den letzten paar Kapiteln abspielt und von der ich mir wirklich wünschen würde, dass sie in jedem Fall, in dem sich Vater und Tochter nicht kennen, so laufen würde. Ich hätte hier schön gefunden, und das ist die eigentliche "Kritik", wenn dem Erkennen und Zusammenwachsen hier noch mehr Raum gegeben worden wäre. In Romanen, und das ist ja das Schöne an Fiktion, da verlaufen solche "Probleme" immer so herrlich einfach. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Realität ein bisschen holpriger und irgendwie gestelzt sein kann. Wie auch immer, die Auflösung am Ende hätte für meinen Geschmack ein paar mehr Seiten haben dürfen. Den Rest fand ich dafür wunderbar stimmig und ich mochte vor allem, dass Gabriella so für sich selbst einsteht und sich zu behaupten weiß. Und auch Anton ist ein toll ausgearbeiteter Charakter, der zwar zunächst erstmal direkt Sympathiepunkte einbüßt, diese aber schnell wieder wettmacht. Hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Band und die Vibes zwischen Joana und Kilian.

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