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Sofia :)

Posted on 20.9.2021

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar! Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Aufmachung: Zugegebenermaßen hat das Cover aufgrund der Schlichtheit und der dunklen Farbgestaltung nicht auf Anhieb meine Aufmerksamkeit erregt – im ersten Moment habe ich tatsächlich auch zunächst gedacht, es handele sich hierbei um einen Thriller oÄ. Bei näherer Betrachtung und vor allem nachdem ich nun den Inhalt kenne, finde ich das Cover allerdings genial – der Kreis erinnert an ein Schwarzes Loch oder eine Sonnenfinsternis. Das sieht nicht nur mystisch aus, sondern macht auch inhaltlich viel Sinn, warum, kann ich allerdings natürlich nicht verraten! :D Der Titel passt aus offensichtlichen Gründen super. Ich finde es toll, dass der Verlag einfach den Originaltitel „The Coven“ übernommen und übersetzt hat! Einzig negativ ist mir das Preis-Leistungs-Verhältnis aufgefallen: „Der Zirkel“ kostet 14,99 €, ist jedoch bloß ein etwas größeres Taschenbuch ohne besondere Innengestaltung. Auch der Einband ist nicht besonders fest: Obwohl ich meine Bücher immer sehr vorsichtig lese, konnte ich hier Leserillen nicht vermeiden. ☹ Meine Meinung: Als ich den Klappentext zu „Der Zirkel“ gelesen habe, war ich aus zwei Gründen sofort geyped: Zunächst einmal geht es hier um Hexen. Wer mich kennt, weiß, dass das für mich ein Totschlag-Kaufargument ist! :D Abgesehen davon klingt das Buch sehr feministisch und nach starken weiblichen Figuren, auch das ist für mich ein Grund, zu einem Buch zu greifen. Zu Beginn scheinen sich diese Erwartungen auch noch zu erfüllen. Der Einstieg ist sehr spannend, da der Leser gleich ohne große Erklärungen in das Geschehen geworfen wird und zunächst genauso verwirrt ist, wie die Protagonisten. Sowohl Adelita und Ethan als auch Chloe und ihr Vater sind von Anfang an auf der Flucht und man muss erstmal herausfinden, wie es jeweils dazu gekommen ist, wovor sie fliehen und weshalb. Dadurch ist das Erzähltempo direkt am Anfang sehr hoch und man kann sich bereits nach wenigen Seiten schon kaum vom Buch lösen. Es verspricht, ein Pageturner zu werden! Hinzu kommt das ausgeklügelte Magiesystem, die Politik sowie die gesellschaftlichen Konflikte, die anfangs allesamt einerseits sehr nebulös erscheinen, gleichzeitig aber auch zum Rätseln und Mitfiebern anregen. Man stellt eigene Theorien auf, weshalb Hexen so verachtet werden, wie es dazu gekommen ist, dass die Sentinels weltweit so viel Macht haben usw. All das lüftet sich natürlich nach und nach, aber dadurch wird das Ganze nicht weniger interessant. Vor allem die Aufteilung der Hexen in Elementare, Kristall- und Küchenhexen, wie ihre Magie jeweils funktioniert, was sie dafür brauchen oder wo ihre Grenzen sind, ist wirklich toll dargestellt und nachvollziehbar erklärt. Obwohl man anfangs also nicht viel versteht, gelingt der Autorin die Heranführung des Lesers an das Magiesystem auf natürliche Weise und man erhält schnell einen Überblick. Aber auch das Zusammenspiel von Politik, Machtspielchen der Sentinels und Gesellschaft, die moderne Hexenverfolgung und die Verachtung der Hexen durch „Goodies“ und Männer ist unheimlich spannend dargestellt. Man sieht Parallelen zum NS-Regime und anderen totalitären Gewaltherrschaften, gleichzeitig unterscheidet sich die Welt in „Der Zirkel“ nicht allzu sehr von unserer. Vor allem in Bezug auf Sexismus sowie der Unterdrückung von Frauen werden viele Problembereiche angeschnitten, die auch bei uns unentwegt diskutiert werden. Die Art, wie die Autorin hier also historische und aktuelle gesellschaftliche Konflikte kombiniert, hat mir sehr gut gefallen! Trotz aller anfänglicher Begeisterung kann ich leider nicht sagen, dass ich das Lesen bis zum Schluss genossen habe. Nicht nur, weil man ab einem bestimmten Punkt vergeblich nach Spannung sucht und sich die Handlung dadurch, dass die Protagonisten lange bloß von A nach B reisen, vor allem im Mittelteil stark zieht. Insbesondere, dass sich mir immer mehr Fragen aufgetan haben, die auch bis zur letzten Seite nicht geklärt wurden, hat mir die Freude am Lesen genommen. Vor allem die Beziehung zwischen Adelita und Ethan, die aus dem Nichts zu kommen scheint, und dann auch gleich von Null auf Hundert, hat mich stark herausgerissen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt einen Sinn für ihre Beziehung oder ein Knistern verspürt, es wird stattdessen einfach vorausgesetzt, dass beide seelenverwandt sind. Das konnte ich nicht nachvollziehen und dadurch haben beide Figuren für mich an Glaubwürdigkeit verloren. Durch den eher distanzierten Schreibstil hatte ich ohnehin Probleme, eine Bindung zu den Protagonisten aufzubauen, aber ab diesem Punkt habe ich zu Adelita und Ethan jeglichen Bezug, den ich bis dahin aufbauen konnte, wieder verloren. In Chloe konnte ich mich ähnlich wenig hineinversetzen. Zu Beginn ist sie ein wütender, unbesonnener Teenager, der ein schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern hat und niemanden vertraut, aber dann kommt Adelita – eine für Chloe wildfremde Frau! – und schafft es, sie zu erden und ihr die Angst vor ihrer Macht zu nehmen. Woher kommt dieses Vertrauen? Wieso ausgerechnet Adelita? Auch ihre Beziehung zueinander wird nie aufgebaut oder wenigstens erklärt. Ähnliches gilt für die Kräfte der beiden. Wieso sind sie so mächtig? Was hat es mit der dunklen Seite des Mondes auf sich? Was versucht die ganze Zeit, Besitz von Chloe zu ergreifen und wie schafft sie es, die Kontrolle zu behalten? Ich habe keine Ahnung!! Diese Konflikte sind irgendwann einfach da und am Ende sind sie gelöst. Ich weiß nicht, wie die Protagonisten sich so sehr entwickeln, dass sie es schließlich schaffen, denn darauf geht die Autorin gar nicht ein. Weder der Plot an sich noch die Figuren werden also entwickelt, sondern sind im einen Moment einfach so und im nächsten dann anders. Das macht es für mich als Leserin sehr schwer, mich im Buch zu verlieren und der Geschichte Glauben zu schenken. Fazit: Während der Anfang also noch einen starken, feministischen Pageturner mit einem spannenden, ausgeklügelten Magiesystem verspricht, kann „Der Zirkel“ dieses Niveau nicht halten. Sowohl die Protagonisten als auch der Plot entwickeln sich weiter. Stattdessen werden Beziehungen und Konflikte bzw. ihre Lösungen wie auf ein Fingerschnippen einfach vorausgesetzt, sodass sich einem die Frage stellt, wie es nun dazu kommen konnte und was jeweils der Grund dafür ist. In der Hinsicht bleibt Vieles unklar und lässt den Leser unzufrieden zurück. Wenig hilfreich ist da auch, dass vor allem im Mittelteil kaum Wesentliches passiert und auch der Schreibstil der Autorin so distanziert ist, dass man zu Keinem eine Bindung aufbauen kann. Schade! 3,5/ 5 Lesehasen.

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