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Buchstabengeflüster

Posted on 19.9.2021

Ergreifendes Buch macht deutsch-französische Geschichte lebendig Eva Abrams lebt mit ihren Eltern in Paris und studiert Englische Literatur. Doch 1942 spitzt sich die Lage für Juden immer mehr zu. Als ihr Vater verhaftet wird, können Eva und ihre Mutter entkommen. Sie flüchten ins damals noch unbesetzte Gebiet nach Aurignon, wo die Résistance aktiv ist. Bald schließt sich die künstlerisch begabte Eva dem Wiederstand an, um mit Rémy Dokumente zu fälschen. In dem Dorf werden jüdische Kinder versteckt und in die Schweiz geschmuggelt. Doch wer weiß, wer diese kleinen Kinder ursprünglich waren, wenn sie mit neuen Namen und Geburtsurkunden in Sicherheit sind? Aus diesem Grund beginnt Eva eine Liste, die die alten und neuen Namen der Kinder enthält. Diese wird im Buch „Epitres et Evangiles“ mittels eines Codes festgehalten. Es gibt noch eine zweite Zeitebene, als Eva nach über 60 Jahren (im Jahr 2005) nun dieses Buch in einem Artikel wieder findet, wo ein deutscher Bibliothekar nach den wahren Eigentümern von im 2. Weltkrieg geraubten Büchern sucht. Der Klappentext auf dem Buchrücken und im Internet verrät nach meinem Geschmack zu viel, also am besten nicht bis zur letzten Zeile lesen! "Die Deutschen haben schon jetzt so vielen Leuten so viel genommen. Wir müssen diejenigen retten, wie wir retten können – weil wir die Leute, die wir geliebt haben, nicht retten konnten.“, Geneviève, S. 284 Die Geschichte ist von Anfang an sehr fesselnd! Kristin Harmel erzählt sehr anschaulich Evas Angst um ihren deportierten Vater und die Verzweiflung und Traurigkeit ihrer Mutter. Das Leben im Dorf und das Fälschen der Papiere, wie Geburtsurkunden, Bibliotheksausweise und Lebensmittelmarken, werden sehr anschaulich geschildert. Auch die vielen anderen Figuren, ob Mitglieder der Résistance oder Dorfbewohner, sind vielfältig und charakterstark dargestellt. Der Schreibstil von Kristin Harmel ist sehr bildhaft und anschaulich, sodass ich Evas Angst, Verzweiflung, Zuversicht und Liebe immer nachfühlen konnte. Schließlich gipfelt alles in einem spannenden und aufwühlenden Ende. Die Szenen zum Schluss der Geschichte haben mich zum Weinen gebracht und mir die Luft abgeschnürt. Andererseits ist es aber auch geprägt von Liebe, was für mich das Ende des Buches perfekt macht. Das kleine Tüpfelchen auf dem I in dieser Geschichte ist die konstante Bücherliebe. Eva hat sehr gerne in der Bibliothek in Paris gelernt, ihr Vater hatte ein Bücherzimmer direkt neben dem Wohnzimmer und ihr die Liebe zu Geschichten gelehrt. Auch später noch, wird der Zauber von Büchern zwischen unterschiedlichen Charakteren erwähnt. Und über all dem steht das „Buch der verschollenen Namen“, das das große Geheimnis um die wahre Identität der jüdischen Kinder birgt. „ [Sie sagte], jeder, der die Magie in Büchern erkennen könne, müsse ein guter Mensch sein.“, S. 142 „Das Buch der verschollenen Namen“ ist inspiriert von einer wahren Begebenheit und macht so die Aktivitäten der Résistance vor 60 Jahren mehr als lebendig für uns heutigen Leser/innen. Doch ich würde gerne mehr über dieses codierte Buch, das unzählige Namen von kleinen jüdischen Kindern enthielt, erfahren. Leider hat die Autorin kein Nachwort hinzugefügt, sodass ich nachvollziehen könnte, welche Teile der Geschichte tatsächlich so geschehen sind und was diese ausgeschmückt hat. Auch online konnte ich leider auf den ersten Blick keine Informationen zu Eva oder dem Buch finden. Fazit: „Das Buch der verschollenen Namen“ ist eine wunderschöne und ergreifende Geschichte über Eva, einer Widerstandskämpferin in der Résistance. Dieses neue Buch ist viel besser als „Das letzte Licht des Tages“ von Kristin Harmel. Es ist spannend, mitreißend, gefühlvoll und dramatisch. Durch all die Gefühle, die die Geschichte in den Leser/innen entfacht, macht es einen wahren Teil deutsch-französischer Geschichte lebendig. Ein Jahreshighlight!

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