Maya Rottenmeier
Nachdem mich der 1. Teil mitgerissen hat, konnte ich den Folgeband kaum erwarten und starte entsprechend gespannt mit dem Lesen. Schon im 1. Band wird die Tragik dieser Story angedeutet, aber das wahre Ausmaß erfahre ich erst hier. Rai lässt sich Zeit, um mich einzuweihen. Was mir gefällt, ist, dass sie komplett auf Rückblenden verzichtet und mir alles Wesentliche im Jetzt präsentiert. Durch Erinnerungen, Gespräche und einen Brief. Zu den Figuren: Ich leide mit Jackson Kane mit. Überhaupt geht mir sein Charakter massiv unter die Haut. Er, der große starke Mann, möchte sich am liebsten vor der Masse unsichtbar machen. Jackson drängt sich weder in den Vordergrund noch in den Mittelpunkt. Am liebsten gibt er den Randbeobachter, aber wenn jemand seine Hilfe braucht, dann ist er da. Seine Loyalität ist grenzenlos und dadurch wird er verletzlich. Sadia ist eine unabhängige Frau, die Witwe ist, nachdem ihr Mann Paul, der ältere Bruder von den Zwillingen Jackson und Livvy, gestorben ist. Für ihren kleinen Sohn Kareem macht sie alles. Sadias Familie gefällt mir. Ihre Eltern, Gefangene der Oberklasse, eingekesselt in ein Reglement, dem ich nicht gerecht werden möchte, findet sie ihren Weg wie ihre anderen Schwestern auch. Zur Umsetzung: Der Schreibstil liest sich flüssig und emotional. Das Setting ist gelungen und lässt mein Kopfkino laufen. Rai spielt beim Wechsel der Perspektiven aus Sicht der 3. Person geschickt mit der Atmosphäre. Zielsicher vermittelt sie mir ein Gefühl für die Protagonisten, so das jeder ein Gesicht erhält. Auch die Randfiguren sind bestens ausgearbeitet und lassen mich nahe an sich heran. Diesmal startet es ruhig und manches in der Handlung zieht sich. Das Feuer brennt zwischen den Figuren, das ist unbestreitbar, doch mich entzündet es nicht wie im ersten Band, was an Sadia liegt. Mit ihrer Art, ihr Leben zu gestalten und mit Jackson umzugehen, trifft nicht zu Hundertprozent meinen Geschmack. Ich genieße lebhafte Dialoge, Geheimnisse, die ich zwar erahne, aber deren Enthüllung mich dennoch überraschen. Und ein Ereignis ist für mich noch immer ungeklärt. Es gibt Andeutungen und vielleicht laufen sie im 3. Band ins Leere, aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht daran. Etwas ist für mich noch nicht dort, wo es sein soll, und ich bin gespannt, ob Evangelines Geschichte damit zu tun hat. Die Kane und Chandlers haben eine brisante Vergangenheit, in die ich immer mehr hineingezogen werde. Mein Fazit: „Wenn deine Hand mich hält“, bietet mir eindrucksvolle Charaktere und Jacksons schmerzhaften Weg zurück zu seiner Familie. Ich erlebe jede Menge Tiefe. Es wird spannungsvoll und ich erfahre Ungeheuerliches. Die Chemie zwischen Sadia und Jackson stimmt und so kribbelt und prickelt es in den Seiten, denn Rai versteht es, leidenschaftliche, hochexplosive Momente zu transportieren. Die expliziten Szenen bleiben überschaubar, also keine Sorge, wer so etwas nicht allzu gerne liest. Die Protagonistin kann mich nicht restlos von sich überzeugen und es gibt ein paar Längen im Buch. Meine Leselust auf die Lovestory von Evangeline und Gabriel ist entfacht und ich freue mich, den letzten Band dieser Trilogie zu lesen. So vergebe ich an „Wenn deine Hand mich hält“ 4 berührende Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung.