monerl
Ich habe sehr viel über die australischen Aborigines gelesen, doch über die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, wusste ich bisher leider gar nichts. Nach dem Hören von "Die Zeit der Feuerblüten" habe ich nun einen ersten Einblick in das Leben der Maoris zur Siedlerzeit erhalen. Die Autorin Sarah Lark hat mit diesem Buch den Auftakt zu einer großen Familiensaga (Trilogie) gemacht. Als Hörer bzw. Leser erfährt man, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts in Preußen ausgesehen hat und was einige dazu veranlasst hatte die Heimat aufzugeben und in einem fernen und fremden Land ganz neu anzufangen. Der zwingendste Grund war, dass man als Bauer immer noch dem Grundherren verpflichtet war. Die Bauern wollen sich von ihrer Leibeigenschaft lösen und das Land, das sie bewirtschafteten, erwerben. In Neuseeland wurde gerade neues Land für Siedler erschlossen, die dieses kaufen und sich niederlassen konnten. So entschlossen sich einige Familien einer Altlutherischen Gemeinde die lange Reise in eine unbekannte Zukunft zu wagen, mit der Hoffnung, endlich frei zu sein und für ihr Leben eigens zu sorgen. Doch ganz so leicht, wie sie sich das vorgestellt hatten, war es dann doch nicht. Das gekaufte Land war bereits an andere Siedler verkauft worden. Zudem erschwerte sich die Altlutherische Gemeinde ihre Integration, indem sie sich weigerten Englisch zu lernen und zu sprechen. Sie wollen fernab von jeglichen englischsprechenden Siedlungen ihre eigene aufbauen, in der ausschließlich Deutsch gesprochen werden sollte und die nach dem Vorbild des heimatlichen Dorfes christlich geprägt sein würde. Sehr schön und fließend wurden die Berührungspunkte der preußischen Auswandererfamilien mit den englischen und den Maori ausgearbeitet. Jeder Handlungsstrang erhält genug Zeit, damit man seine Charaktere kennenlernen kann und ihre Taten, Nöte, Sorgen und Träume versteht. Die Handlung entwickelt sich dennoch stetig nach vorne, was mir sehr gut gefallen hat. Zu keiner Zeit dachte ich, dass man die eine oder andere Szene hätte auslassen können. Ihre Charaktere hat Sarah Lark sehr liebevoll und tief ausgearbeitet. Ein jede hat ihren Erkennungswert und wirkt außerordentlich authentisch. Es war für mich absolut nachvollziehbar, warum Ida sich lange Zeit in ihr schweres Schicksal ergeben hat und ihrem Gatten Ottfried keine Widerworte entgegensetzte. Ihr Leid war schwer zu ertragen aber nachvollziehbar. Die Autorin hat ihre Figuren aber nicht ausruhen lassen. Sie entwickeln sich entsprechend und finden Lösungen für Probleme und nehmen einiges in Kauf, um eine Zukunft zu haben und bringen so großen Unterhaltungswert. Natürlich sind auch Liebe und Heirat in dem Buch vorhanden. Mitunter waren das die wichtigsten Themen der damaligen Zeit; eine Familie gründen, Kinder bekommen, diese wiederum gut verheiraten, Ansehen erlangen, Gottes Plan folgen. Doch dieser ist nicht immer leicht zu erkennen und zu befolgen und so gibt es auch die eine oder andere Figur, die dagegen rebelliert. Das alles machte dieses Hörbuch zu einem wahren Abenteuer, an dem ich gerne mit dem Ohr beteiligt war. Alle Handlungsstränge finden ihren Weg zu einem runden Abschluss, der keine Fragen offen ließ. Ein Teil der Figuren ging weiter nach Australien und ich vermute, dass wir im nächsten Teil wieder von ihren hören werden. Zum Hörbuch: Ich folgte der Stimme Katrin Fröhlichs sehr gerne, auch wenn ich mir gewünscht hatte, sie hätte ein etwas schnelleres Vorlesetempo gewählt. Ein kleines Manko ist ihre Umsetzung von Männerstimmen. Die des Reverend fand ich etwas missllungen. Jedoch konnte ich darüber hinwegsehen bzw. -hören. Fazit: Ein rundum gelungenes Buch für Leser, die Auswanderergeschichten mögen und etwas mehr über die Ureinwohner Neuseelands erfahren wollen als auch für Leser, die offen sind für neue Kulturen und die historische Lücken füllen wollen. Es blieben keine Wünsche offen, deshalb verdiente fünf Sterne!