claudi-1963
"Klement erinnerte sich noch, dass sein Name auf der ersten Kriegsverbrecherliste, die er in der Feindespresse gefunden hatte, einen bescheidenen siebten Platz eingenommen hatte..." (Buchauszug) Buenos Aires 1952: Als Ricardo Klement hat sich Alfred Eichmann in seinem Exil Argentinien ein neues Leben aufgebaut. Heute soll seine Familie endlich nach langer Zeit zu ihm kommen. Erst einmal gibt er sich als Onkel aus, damit er sich ja nicht verdächtig macht oder erkannt wird und die Kinder sich nicht verplappern. Leider sind am Ankunftstag seiner Familie alle Blumen auserkauft, den Evita Perón ist verstorben und zu ihren Ehren wurden alle Blumen aufgekauft. Gedanken macht sich Klement außerdem, ob seine Familie mit seinem bescheidenen Leben zurechtkommen wird. Wenigstens erhalten einige SS und NSDAP Funktionäre von Juan Perón Unterstützung und so treffen sie sich gelegentlich zu einem kleinen Plausch. Doch wrd seine Tarnung auf Dauer stand halten? Meine Meinung: Ariel Magnus hat in seinem Buch anhand von Schriften Adolf Eichmanns Verhören, Büchern und Manuskripten dieses Buch verfasst. Bei der Leseprobe erhoffte ich, dass es auf ein einfach zu lesendes, teils satirisches Buch hinausläuft. Jedoch je länger ich in die Geschichte eintauche, desto rabiater und erschütternder empfand ich vor allem das Gedankengut dieses Kriegsverbrechers. Er fühlt sich mitunter als total Unschuldiger, der nur seine Befehle befolgt hat und im Grunde den Juden nichts Schlimmes antun wollte. Anderseits kommt er jedoch immer wieder zu der Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn keiner von ihnen damals überlebt hätte. Diese menschenverachtenden Gedanken machen mich zusehends immer wütender, dass ich sogar öfters darüber nachdenke, dieses Buch abzubrechen. Mitunter allerdings verspottet der Autor Eichmann, indem er sich über Klement lustig macht. Sei es, in dem er eine Sexszene mit seiner Frau Vera einbaut, die er hier etwas satirisch darstellt. Ich allerdings konnte mit dieser Art von Parodie wenig anfangen, wahrscheinlich weil ich zu schockiert war von Eichmanns Gedankengut. Zwar stützt sich der Autor auf einige Quellen in seinem Buch, doch die Gespräche sind meist fiktiv dargestellt. Fraglos kann ich mir gut vorstellen, dass es so in etwa abgelaufen sein könnte. Erschütternd empfand ich dagegen eine Zusammenkunft Adolf Eichmanns mit dem SS-Lagerarzt Josef Mengele, die hier ihre Erinnerungen austauschen. Dabei erinnert er sich an eine Jüdin, die ihre blinde Mutter begleiten wollte und er ihr einen Tritt in die andere Richtung ins Leben gab. Wörtlich sagt er, hier:"Kapieren Sie, was ich Ihnen da gerade sage? Ich habe diese dumme Kuh gerettet." Diese dumme Kuh, wie er sie hier nennt, war die Großmutter des Autors. Deren tatsächliche Begebenheit er hier mit eingefügt hat. Ob man diese bekannten Kriegsverbrecher hier wirklich literarisch zu Wort kommen lassen muss, wage ich selbst zu bezweifeln. Den gerade seine menschenverachtenden Aussagen und Ansichten, die ich hier als Leser ungefiltert vorgeführt bekomme, haben mich sehr betroffen und wütend gemacht. Vielleicht mag es den einen oder anderen ebenfalls aufwühlen, wie mich. Allerdings sehe ich auch eine große Gefahr darin, dass sie dieses Buch verehren werden, wenn es Anhängern dieser Kriegsverbrecher in die Hände gerät. Leider konnte mich der Schreibstil des Autors ebenfalls nicht überzeugen. Zu viele Fremdwörter und oftmals recht kompliziert formuliert ist dieses Buch nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur 3 1/2 von 5 Sterne geben.