Susanne Matiaschek
Zu ” Die Stieftochter ” von Ildy Bach hab ich eher zufällig gegriffen. Ein Thriller, der mich letztendlich mit seiner Vielschichtigkeit überraschen konnte. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Einnehmend, eindringlich und sehr fesselnd. Die Atmosphäre empfand ich als sehr drückend und düster, was meine Neugier auf die Story nur noch mehr verstärkte. Im Fokus steht Tess,die Stieftochter von Becca. Zu Anfang hatte sie nicht unbedingt meine Sympathie. Es musste wachsen, damit ich Tess’ Besonderheit erkennen konnte. Aufgrund dessen dass Tess sehr unnahbar ist, gestaltet sich das zunächst schwierig, doch mit der Zeit fand ich Zugang zu ihr. Aber eine extrem hohe Gefühlsachterbahn wurde es dennoch nicht bei mir. Was vielleicht daran liegen mag, dass die übrigen Charaktere nicht wirklich sympathisch waren. Dennoch mochte ich das Facettenreichtum des Ganzen. Ganz besonders die Entwicklung sticht hier ganz klar heraus. Denn manchmal muss man über seinen Horizont hinauswachsen, um den wahren Kern zu entdecken. Man erfährt hierbei u.a die Perspektiven von Tess und einer weiteren Person. Letztere hat mir besonders Rätsel aufgegeben, weil es einen völlig anderen Handlungsstrang darstellte und mitten in die Abgründe der menschlichen Seele führt. Eine Thematik, die mich schmerzlich getroffen hat und die mich wirklich ununterbrochen fesselte und emotional berührte. In dieser Story hat man das Gefühl, sie bestehe aus einer ganzen Wand aus Geheimnissen. Jeder hat eins, was es letztendlich auch wirklich so düster und gehaltvoll machte. Aber niemand lässt sich in die Karten schauen. Ein perfides Spiel, in dem nur einer gewinnen kann. Man wird in seinem Glauben erschüttert und begreift nicht, wie wenig Menschlichkeit vorhanden ist, wenn es um die eigenen Vorteile geht. Skrupellos, abgründig und manisch wird ein Ziel verfolgt, das niemals gut enden kann. Obwohl ich dachte, es wäre sehr vorhersehbar, war es das letztendlich doch nicht. Denn hier werden Twists eingebaut, die dem Ganzen eine völlig neue Richtung geben und den Blickwinkel erweitern. Man muss erkennen, dass man letztendlich niemanden wirklich kennt. Ildy Bach gelingt ein sehr nervenaufreibender Thriller, der sich jedoch als recht ruhig und eindringlich darstellt. Sie lässt die Mauern fallen und zerrt alles ans Licht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mich dieser Thriller sehr gut unterhalten, auch wenn manchmal etwas mehr Tempo nicht geschadet hätte. Fazit: Ildy Bach gelingt mit “Die Stieftochter ” ein sehr eindringlicher und nervenaufreibender Thriller, der merklich erschüttert und so einige Geheimnisse ans Licht bringt, die man so nicht erwarten würde. Eine “Heldin” die sich vor allem durch die Entwicklung hervortut und damit in großes Erstaunen versetzt. Ein Thriller, der offenbart wie manipulativ und intrigant das eigene Umfeld ist und man letztendlich niemanden wirklich trauen kann. Ein Thriller, der mich gut unterhalten konnte , dem aber mehr Emotionalität und Tempo nicht geschadet hätte.