nina 🌸
Für Zwischendurch vielleicht ganz nett, aber definitiv auch kein Muss. Zur Geschichte: Vorneweg muss ich sagen, dass ich super enttäuscht war, dass es zu Jaime und Melody kein ganzes Buch gibt. Bei vier Bänden und vier Hot Holes bin ich fest davon ausgegangen und war dementsprechend verdutzt als ich gemerkt habe, dass der vierte Teil von Bane handelt... Umso mehr habe ich mich dann aber wieder gefreut, dass es zu Jaime und Melody wenigstens diese Short Story gibt. Ob das so das Wahre für mich war, erfahrt ihr jetzt: Die Geschichte von Jaime und Melody hatte in meinen Augen sehr viel Potenzial, das war mir von Anfang an bewusst, weswegen ich mich auch am meisten auf Jaime's Buch (das es leider Gottes nicht gibt) gefreut habe. Ich habe ein Faible für Geschichte über verbotene Liebe und war dementsprechend sofort Feuer und Flamme für diese Schüler-Lehrerin-Beziehung. Allerdings kann man so eine Geschichte in meinen Augen einfach nicht auf läppischen 160 Seiten erzählen, das schafft nicht mal ein Genie wie L. J. Shen. 160 Seiten machen es einer Geschichte unmöglich, die Tiefe zu besitzen, welche eine Thematik wie diese hier braucht. Schüler:in-Lehrer:in-Beziehungen sind ein kontroverses Thema, das Raum zur Entfaltung benötigt, damit mehrere Seiten detailliert und intensiv beleuchtet werden können. Es hätte mit starken, alles verzehrenden Emotionen unterfüttert werden müssen, damit man nachvollziehen kann, wieso die Charaktere sämtliche Moral über Bord werfen und sich trotz aller Widrigkeiten aufeinander einlassen. Diese Emotionen fehlen hier, weil weder Zeit noch Seiten dafür vorhanden waren. Alles geht viel zu schnell, wird kaum erklärt und schon gar nicht (kritisch) reflektiert und das sollte meiner Meinung nach bei einem Thema wie diesem hier einfach nicht sein. Außerdem vermisse ich die Emotionen hier auch unabhängig davon, weil sie genau das sind, was L. J. Shen's Bücher für mich so lesens- und liebenswert machen. Sie ist eine Meisterin im Vermitteln von alles umfassenden, intensiven und zermürbenden Emotionen, die sich einem beim Lesen unter die Haut brennen, einen innerlich zerreißen und verändert zurücklassen. Dieses Talent, diese wundervolle Gabe bleibt hier völlig außen vor. Natürlich kann und sollte man so etwas auch nicht von einer Short Story erwarten, aber dadurch wird diese L. J. Shen und ihrem Können auch einfach nicht gerecht. In meinen Augen hat sich die Autorin mit dieser Geschichte leider keinen Gefallen getan (und ich mir mit dem Lesen auch eher weniger). Die Geschichte besteht zu großen Teilen aus expliziten Szenen, was für die Werke von L. J. Shen nicht ungewöhnlich ist und für mich sogar unabdingbar zu ihr dazugehört, aber hier hat mir die Verknüpfung der prickelnden Szenen mit den Gefühlen der Charaktere zu sehr gefehlt. Aus sehr viel Sex wird plötzlich Liebe und dieser Umschwung war für mich leider weder greifbar noch wurde er meines Erachtens überhaupt beschrieben, schon gar nachvollziehbar. Zusammenfassend kann man also sagen, dass diese Geschichte leidenschaftlich, heiß und prickelnd ist, mehr aber eben leider auch nicht und ich wollte mehr. Jaime und Mel haben mehr verdient. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird ausschließlich aus Mel's Sicht in der ersten Person Singular erzählt, was ich in Anbetracht ihrer Länge bzw. Kürze auch verstehen kann, aber es ist ein weiterer Unterschied zu den anderen Bänden der Reihe, der sich leider negativ auf die Emotionalität der Geschichte auswirkt. Ich hätte nur zu gerne gewusst, was Jaime denkt und fühlt. Was Mel angeht, weiß ich allerdings auch nicht wirklich mehr. Man erfährt in dieser Short Story kaum etwas über sie, lediglich oberflächliche Fakten, die man auch auf ihrem Facebook-Profil hätte nachlesen können. Ich wollte wissen, wie es tief in ihrem Inneren aussieht, aber das ist und bleibt mir auch nach dem Lesen dieses eBooks leider ein Rätsel. Außerdem ist es seltsam, dass sie ihr Verhalten überhaupt nicht reflektiert. Sie ist die Erwachsene und verhält sich trotzdem wie ein naives junges Mädchen. Generell wirken die Charaktere hier wesentlich blasser und eindimensionaler als sie es eigentlich sind. Man kennt Mel und Jaime ja bereits aus den Büchern zu den anderen Hot Holes und da erscheinen sie definitiv nicht so oberflächlich und einfältig wie hier. Am meisten wurmt mich, dass Jaime von Anfang an mein Lieblings-Hot-Hole war und sogar ich ihn hier unsympathisch finde... Dieses "Buch" wird seinen Charakteren kein bisschen gerecht. Jaime und Mel haben so viel mehr zu bieten als das hier und das macht mich nicht nur traurig, sondern fast schon wütend. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich ohne jede Frage locker-leicht und flüssig lesen, ist prickelnd und erfrischend, aber eben leider nicht einmal annähernd so intensiv, gefühlvoll und ergreifend wie ich es von L. J. Shen kenne und liebe. Ihr literarisches Talent kommt hier überhaupt nicht zum Tragen, das ist doch deprimierend! Fazit: Das hier waren jetzt sehr persönliche und wenig objektiv begründete Leseeindrücke, aber ich bin einfach zu aufgewühlt, um es anders zu machen. Jaime war immer mein Lieblingscharakter der Reihe und ich habe mich so sehr auf seine Geschichte gefreut, da sie auch so vielversprechend klang, aber diese Short Story wird weder meinen Erwartungen noch Jaime selbst gerecht. Am meisten wurmt mich an der Sache, dass ein ganzes Buch zu ihm und Mel ein emotionales Highlight hätte werden können, denn ihre Geschichte hatte wirklich viel Potenzial. So, das war es jetzt von mir, ich bin zu sehr emotional involviert, um mehr zu sagen. Empfehlen kann ich euch diese Short Story von meiner Seite aus leider nicht, so leid mir das auch tut. 2/ 5 Sterne ⭐️