Ceciliasophie
Wie so viele habe ich mich in einen Teil des afrikanischen Kontinents verliebt, sobald ich aus dem Flugzeug stieg. In meinem Fall ist es Namibia gewesen und noch immer denke ich fast wöchentlich an dieses unglaubliche Land. Gesa Neitzel habe ich schon vor Jahren durch ihr erstes Werk „Frühstück mit Elefanten“ begleiten dürfen. Durch die Ausbildung zur Rangerin verfolgte sie einen Wunsch, der schon immer ganz leise in mir schlummert, dem ich aber nie nachgegangen bin – und ehrlicher Weise auch nicht nachgehen werde. Mit „The Wonderful Wild“ hatte ich dann meine ersten Schwierigkeiten. Es war mir zu esoterisch, zu wenig auf Tiere bezogen, zu sehr die Gedanken der Autorin und zu unkritisch. Umso gespannter war ich dadurch auf „Löwenherzen“, versprach ich mir doch ein wenig mehr Flair des ersten Buches und Schilderungen von Begegnungen mit Afrikas wilden Tieren. Alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, aber es gab einige Passagen, über die ich etwas gestolpert bin. Ich finde es gut, dass Negativbeispiele aus der Tourismusbranche mit aufgenommen wurden, um zu zeigen, wie man sich als Tourist nicht verhalten sollte. Aber an ein, zwei Stellen fühlte es sich mehr nach einem Fingerzeig an, wie eine Form des Besserwissens, ohne denjenigen an diesem Wissen teilhaben zu lassen. Das sei jedoch nur am Rande erwähnt. Wirklich gut gefallen haben mir natürlich jegliche Begegnungen mit wilden Tieren. Nach der Vorgeschichte und Ausbildung der Autorin hätte ich mir noch ausführlichere Details zu den Tieren gewünscht, vor allem Wissen, dass nun nicht allgemein bekannt ist. Ab und an nur eröffnete die Autorin einen kleinen Exkurs zu bestimmten wissenswerten Details, die ich ungemein spannend fand und mir noch mehr davon gewünscht hätte. So nahmen jedoch Beschreibungen sehr viel Raum ein, die ich als weniger wichtig erachtete – zum Beispiel jegliche Passagen über den Jeep Ellie. Doch viele der persönlichen Schilderungen weckten in mir eine unglaubliche Reiselust und sehnsuchtsvolles Fernweh. Nur die Geschichte über das Motorboot-Abenteuer auf dem Sambesi sorgte mehr für panische Herzschläge als sehnliches Träumen und Schmachten. Besonders gut gefallen haben mir die Kapitel aus Sambia. Ich bin sonst nicht der Typ Leser, der sich die Bücher mit Post Its vollklebt, aber ich habe mir bei diesem Werk unglaublich viele Anmerkungen auf Post Its an die jeweiligen Seiten geklebt, weil so viele interessante Orte genannt wurden, die in mir sofort die Reiselust weckten. Was mir leider erneut fehlte war der Bezug zur Bevölkerung der jeweiligen Länder. Ja, auch ich habe sehr traurig das Schicksal des Elefanten Voortrekker verfolgt. Dennoch sind Elefanten ein riesiges Problem für viele Menschen. In Namibia kann – wie uns von Einheimischen selber berichtet wurde - eine einzelne Herde Elefanten das Schicksal eines gesamten Dorfes besiegeln, indem innerhalb einer Nacht die karge Ernte vernichtet und Häuser auseinandergenommen werden. Diesen Blickwinkel habe ich leider erneut vermisst. Zu den afrikanischen Ländern zählt nun mal nicht nur das Safari-Lagerfeuer-Leben, sondern eine harte Realität. Der Epilog hat mich sehr berührt und bewegt. Gesa Neitzel hat hier absolut die richtigen Worte gefunden und ich kann mich ihren Wünschen für die Zukunft der afrikanischen Länder und der wilden Tiere dieser Welt nur anschließen. Bis auf den Punkt mit der Sichtweise der Bevölkerung und Einbezug der Menschen der bereisten Länder, ist jegliche Kritik „meckern auf hohem Niveau“. Ich hatte viel Freude mit diesem Buch, auch wenn es leider meine – vielleicht etwas zu hohen – Erwartungen nicht immer erfüllen konnte. Dennoch bleibe ich weiterhin ein Fan von Gesa Neitzel und werde ihren Weg als Autorin weiter beobachten und verfolgen. Sie schafft es immer wieder aufs Neue, mein Fernweh neu zu entfachen und während bis nach der Lektüre sitze ich immer wieder vor Lightroom, um mir meine eigenen Namibia-Fotos zum Wegträumen anzugucken. Aber ich bleibe auch immer noch auf der Suche nach einem Buch, das über die Begegnungen mit Afrikas Wildtieren berichtet und dabei gerne vermehrt in die wissenschaftliche Richtung abdriftet, sowie eine weniger westlich verklärte Sicht auf die Problematiken der Bevölkerung, und bin für jeden Hinweis dankbar.