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Fina

Posted on 2.9.2021

Gestaltung: Die Optik dieses Jugendbuches ist wunderschön. Mit dem Hintergrund des Settings in den 90ern und der Videothekskulisse sind die pastelligen Blau- und Gelbtöne noch ein mal besser gewählt. Ich finde es toll, dass kein Fotocover gewählt wurde, und unsere beiden Protagonisten nur als Schemen mit dem Symbol der Filmrolle zu sehen sind. Die Namen haben in der Geschichte eine vielschichtige Bedeutung, ich finde es sehr passend, dass diese als Titel und auch ohne die allseits beliebten Untertitel gewählt wurden. Die Gestaltung ist wirklich traumhaft! Darum geht's: Joel bekommt nach einem längeren Klinikaufenthalt in der Psychiatrie von seinem Therapeuten eine Aufgabe: Such dir einen Job! So kommt es, dass Joel sich in der ROYO Videothek bewirbt und in ihr Team aufgenommen wird. Jede*r Angestellte sucht sich dafür einen Filmnamen aus, sodass Joel zu (Han) Solo wird. Baby ist ebenfalls in der Videothek beschäftigt und in einer prekären Situation bittet sie Solo um Unterstützung. So freunden sich die beiden immer mehr an, doch Solo möchte seine Krankheitsgeschichte und die Monster der Vergangenheit um jeden Preis verbergen - kann das gelingen? Idee/Umsetzung: Dieses Jugendbuch hat mehrere Aspekte, die es besonders machen. Zum einen fand ich es total schön, dass ein Jugendbuch mal in der jungen Vergangenheit angesiedelt wird. Ich selbst bin erst Ende der 90er geboren, aber dennoch auch mit Videotheken, Telefonbüchern und ohne Smartphone aufgewachsen. Deswegen fand ich die Atmosphäre der Geschichte sehr gelungen. Der Umgang mit einigen Tabu Themen, der Blick auf Homosexualität und Selbstfindung wird in dieser Geschichte als weniger offen dargestellt, was ich mir in Anbetracht der Entwicklung in unserer heutigen Zeit sehr gut vorstellen kann. Zudem war für mich ein Pluspunkt, dass dieses Buch eine Mädchen-Jungen Freundschaft behandelt, und es nicht wie sonst im YA Bereich um die erste Liebe im klassischen Sinne geht, sondern Freundschaft und das Vertrauen zueinander im Fokus stehen. Somit hatte dieses Buch einige interessante Ideen zu bieten, die mich sehr neugierig auf Babys und Solos Geschichte gemacht haben. Die Umsetzung hat mich dann leider in einigen Punkten etwas enttäuscht. Ich habe auch immer wieder versucht, die Geschichte aus Perspektive der angegebenen Zielgruppe, nämlich von Jugendlichen ab 14 Jahren, zu betrachten. Dazu später mehr. Schreibstil: Der Schreibstil der Debüt Autorin Posthuma war mir etwas zu fad. An sich lässt sich die Sprache locker und leicht weglesen, aber es gab irgendwie nichts besonderes, wenig fesselndes. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass einige Jugendwörter aus dieser Zeit aufgegriffen werden. Joels Schicksalsschläge aus der Vergangenheit wurden immer als "das Schlimme" betitelt, was ich etwas unelegant fand, ebenso wie über psychische Beschwerden als "Macke" zu sprechen. Manchmal versuchte die Autorin, etwas mehr Tiefe aufzubauen, wenn es um Joels Gedankenwelt ging, aber auch an dieser Stelle wurde ich von den Worten nicht so wirklich abgeholt. Da ich mit der Sprache etwas auf Kriegsfuß stand, konnte auch die Spannung mich nicht so richtig packen. Es gibt recht wenige Schauplätze in der Geschichte, allen voran die Videothek. Dieses Setting und auch das Café, in dem Babys Mutter arbeitet, mochte ich gerne, aber es passiert insgesamt einfach nicht besonders viel. Die Geschichte ist recht ruhig und lebt eher von den Gedanken von Joel und den Dialogen zwischen den Figuren. Man sollte wissen, dass hier eher auf Beziehung und Monologe gesetzt wurde, als auf viel Dynamik und Handlung. Figuren: Die Figuren sind ein sehr komplexes Thema in dieser Geschichte. Ich muss sagen, dass ich Joel nicht immer nachvollziehen konnte. Dass er seine Vergangenheit für sich behält, um noch mal komplett neu anzufangen, finde ich nachvollziehbar, besonders zu der damaligen Zeit. Aber andere Dinge, wie den Umgang mit Maverick oder dass er allein aus körperlicher Anziehung mit einem Mädchen, das er nicht mal wirklich zu mögen scheint, ins Bett gehen will, fand ich insbesondere bezogen auf die Zielgruppe eine eher fragwürdige Botschaft. Baby mochte ich ganz gerne, sie legt eine ziemlich launische und schlagfertige Art an den Tag, was ich als sehr erfrischend erlebt habe, und macht die beste Entwicklung von allen durch. Einige der anderen Figuren blieben etwas blass, das Augenmerk liegt noch auf einigen anderen Jugendlichen aus der Videothek und Joels Eltern. Mit Hannibal oder Poppins konnte ich weniger anfangen und hatte Probleme, die Leute alle auseinanderzuhalten. Durch Joels Eltern entsteht noch ein sehr wichtiger Handlungsstrang, der mir wiederum sehr gut gefallen hat, da hier familiäre Themen ihren Raum finden. Ende: Das Ende der Geschichte hat mir gut gefallen. Es gibt kein reines Happy End, was ich immer als sehr realistisch empfinde, und eines der Geheimnisse der Geschichte wird aufgelöst. Mit einer solchen Wendung habe ich nicht gerechnet und war positiv überrascht davon, wie der Autorin dieser Bogen gelungen ist. Ich empfand das Ende als sehr versöhnlich und ein Epilog gibt noch Aufschluss, wie es mit den Figuren weitergeht, ebenfalls eine schöne Idee. Fazit: Diese Geschichte hat mich etwas zwiespältig zurückgelassen, weil ich mit großen Teilen der Handlung nichts anfangen konnte. Die Spannung blieb leider aus und Joel hat in meinen Augen einige fragwürdige Entscheidungen getroffen. Zum Ende hin entwickelt sich die Geschichte noch in eine sehr versöhnliche, spannende Richtung und hat mir auf den letzten Metern sehr gut gefallen. Wer gerne in das Setting der 90er Jahre Videothek eintauchen möchte und auf eher ruhige Geschichte mit Fokus auf der Innenwelt der Figuren steht, der wird sicherlich seine Freude mit diesem Jugendbuch haben. Für mich war es leider nicht ganz das richtige.

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