Susanne Matiaschek
Ein neuer Fall für Joost Kramer und dieser gestaltete sich in seinem Verlauf ziemlich interessant. Der Schreibstil der Autorin ist wie immer sehr locker und leicht, einnehmend und absolut bildhaft. Die Atmosphäre sehr düster und beklemmend, durch die tosende See verstärkt sich es noch mehr. Dörte Jensen fackelt nicht lange und lässt uns sofort an der Challenge teilhaben. Was sofort die unterschiedlichsten Gedanken in mir hervorbrachte. Verzweiflung, Aufmerksamkeit und ja auch Hilflosigkeit. Denn dadurch das man tatsächlich ziemlich viele Perspektiven erfährt, erweitert sich auch der Blickwinkel zunehmend. Und daneben gibt es noch einen weiteren Handlungsstrang, nämlich den über das Model Lisa. Was ebenso ziemlich faszinierend war. Denn man nimmt Lisa aus unterschiedlichsten Perspektiven wahr und das verändert gleich ihre komplette Persönlichkeit. Wer ist die wahre Lisa? Denn auf mich machte sie einen sehr einsamen und verletzlichen Eindruck, aber auf ihr Umfeld wirkte sie unnahbar, kalt und zickig. Joost scheint sich in diesem Band Lisa anzupassen. Denn er ist oft brummig, gereizt und leicht aggressiv, was ich eigentlich so gar nicht von ihm kenne. Dafür wirken Ricarda und Robert wie der sichere Anker, was einfach so unfassbar gut tat, zumal sie mich mit ihrer Art auch immer wieder zum Lachen gebracht haben. Die Handlung war durchweg so spannend, so das ich mich kaum lösen konnte. Zu meinem Erstaunen war es bis zum Schluss unvorhersehbar. Da die Autorin doch einige Twists eingebaut hat, die man so nicht erwartet hätte. Bauchschmerzen hat mir Lisas Umfeld bereitet. Da besonders der Umgang miteinander sehr aussagekräftig war und mir einiges über die Charaktere verraten konnte. Das hat mich unsagbar traurig und zugleich wütend gemacht, weil man dadurch Lisas Handlungen sehr viel besser nachvollziehen konnte. Im Fokus steht mehr oder weniger Lisas Leben, auch wenn der Stalker nicht ganz so perfide agiert hat, wie ich es mir gewünscht hätte, so entsteht dennoch eine sehr brenzlige und beängstigende Situation. Langsam aber sicher laufen alle Fäden zusammen und am Ende ging es Schlag auf Schlag. Alles wurde perfekt aufgelöst und darüber hinaus lässt die Autorin auch die psychologischen und zwischenmenschlichen Aspekte nicht außer Acht. Auch hier gibt es wieder einige Konflikte, Geheimnisse und brenzlige Situationen, wodurch die Spannung extrem hoch gehalten wird. Was sich letztendlich als ziemlich nervenaufreibend erweist. Ein verdammt guter Folgeband aus der Reihe um Joost Kramer, gerade weil er sich mal hier von einer völlig anderen Seite zeigt. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Runde mit Ricarda und Joost. Fazit: Dörte Jensen hat mit “Blutige Nordsee” einen sehr beklemmenden und facettenreichen Ostfrieslandkrimi geschaffen, in dem sich Joost Kramer mal von einer völlig anderen Seite zeigt. Aber nicht nur das, ein Stalker treibt sein Unwesen und die Friesengöttin Challenge sorgt für viel Tumult. Die Autorin punktet nicht nur mit einer sehr spannenden und nervenaufreibenden Handlung und mit gezielten Wendungen, sondern zeigt auch, wie es hinter der Fassade aussieht. Was für ordentlich Zündstoff sorgt. Definitiv gelungen.