nina 🌸
Wunderschön, locker-leicht und tiefgründig zugleich. Zur Geschichte: Diese Geschichte war ganz anders als ich es zunächst erwartet hatte, da ich in Anbetracht des Klappentextes von fünf Jahren Koma ausgegangen bin, aber so war es um einiges spannender. Es ist eine wundervolle Geschichte über zweite Chancen, starke Gefühle, Schicksal, Vertrauen, Mut, Loyalität, Familie, Verlust, Selbstfindung, Vergebung und die große Liebe. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Autorin etwas den Faden verliert und auf der Stelle tritt, aber sie hat die Kurve jedes Mal wieder bekommen. Die Geschichte plätschert so dahin und hätte an mancher Stelle durchaus etwas kürzer gefasst werden können, aber da ich ruhige Geschichten gerne mag, fiel es mir nicht allzu schwer, über die Längen hinwegzusehen. Ein bisschen mehr Tempo und Schwung hätten dennoch nicht geschadet, aber wie gesagt: wirklich langweilig wurde es nie. Den großen Plot Twist hatte ich schon lange vorausgesehen, weswegen mich seine Enthüllung auch nicht mehr überraschen konnte. Das fand ich persönlich aber gar nicht allzu tragisch, da es für mich ohnehin nicht das war, was die Geschichte ausmacht. Außerdem gibt es zwischendurch immer wieder kleinere Überraschungen. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie konnte mich die Geschichte insgesamt weder so richtig packen noch berühren. Vielleicht war es einfach nicht mein Buch... Die Geschichte wird durchaus gefühlvoll erzählt und die Emotionen der Charaktere werden ebenfalls greifbar beschrieben, jedoch gingen sie mir trotzdem nicht so wirklich nahe. Ich war vielmehr eine stille Beobachterin als ein emotional involvierter Teil der Geschichte. Den Prolog habe ich noch super gerne gelesen, aber danach schwand mein Herzflattern immer mehr. Die Liebesgeschichte von Teresa und Henry konnte mich nach fünf Jahren viel weniger mitreißen als ich es mir erhofft hatte und irgendwann war mir kaum noch wichtig, ob die beiden nun zueinander zurückfinden oder nicht. Vielmehr ging es mir bei diesem Buch um Teresa's Selbsfindungsprozess und das Kitten ihrer brüchigen Beziehungen. Dieser Teil wurde in meinen Augen auch wesentlich besser, intensiver und ergreifender ausgearbeitet als die Liebesgeschichte. Die humorvollen Elemente halte ich für Geschmackssache. Man kann Teresa's peinliche Mutter und Clara's Unfähigkeit, in grammatikalisch richtigen und sinnvollen Sätzen zu chatten witzig finden, aber meiner Meinung nach wurde es zu übertrieben dargestellt. Manchmal ist weniger mehr. Ich empfand die Witze und Scherze hier oft als unnatürlich und zwanghaft komisch, weswegen ich dabei auch öfter die Augen verdreht als geschmunzelt habe, aber das kann jede:r anders sehen und empfinden. Was mir an dieser Geschichte unheimlich gut gefallen hat, ist ihre Botschaft und deswegen bin ich auch froh darum, dieses Buch gelesen zu haben. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass man aus dieser Geschichte noch mehr hätte machen können... Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Teresa's und Henry's Sicht in der ersten Person Singular auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Mit Teresa versuchen wir uns in der Gegenwart an die letzten fünf Jahre zu erinnern und erhalten dabei zunächst nur kleine Erinnerungsfetzen ohne Kontext, während Henry's Kapitel uns in Form von Rückblenden nach und nach zeigen, was damals wirklich passiert ist. Der Perspektivenwechsel erhält die Spannung aufrecht und sorgt für Abwechslung. Die Charaktere sind vielfältig und interessant. Trotzdem wurde ich bis zum Ende nicht so richtig warm mit ihnen. Teresa und Henry kamen mir wie Fremde vor und waren mir ehrlich gesagt auch nur bedingt sympathisch. Zudem konnte ich ihr Verhalten oft nicht nachvollziehen, was sie natürlich negativ auf meinen gesamten Leseeindruck ausgewirkt hat. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich angenehm leicht und flüssig lesen, hätte aber durchaus etwas straffer und einnehmender geschrieben sein können. Ansonsten ist Kristina Moninger's Schreibstil erfrischend, lebendig und gefühlvoll, aber eben leider nicht unbedingt mein Fall. Ihre Worte haben mich einfach nicht so sehr angesprochen und berührt wie ich es mir bei dieser Thematik gewünscht hätte... Fazit: "Was wir sehen, wenn wir lieben" ist ohne jede Frage ein tolles Buch mit einer wundervollen Botschaft, das mich aber leider trotzdem nicht so richtig abholen und berühren konnte. Ich kann kaum etwas kritisieren bzw. meine Kritikpunkte nachvollziehbar begründen, weswegen ich zu dem Schluss komme, dass es einfach nicht MEIN Buch war. Also gebt der Geschichte gerne eine Chance und lasst euch verzaubern ✨ 4/ 5 Sterne ⭐️