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schnaeppchenjaegerin

Posted on 29.8.2021

Zwölf Jugendliche aus Deutschland werden für ein Filmprojekt eines bekannten Regisseurs gecastet und sollen drei Wochen auf einer ehemaligen Gefängnisinsel vor Rio de Janeiro in Brasilien verbringen und ihr eigenes Drehbuch schreiben. Dabei werden sie à la "Big Brother" oder "Das Dschungelcamp" rund um die Uhr von Kameras überwacht. Um dem Aufenthalt Spannung zu verleihen, müssen die Jugendlichen ein Spiel spielen und bekommen Rollen zugewiesen: einer von ihnen wird zum "Mörder", die anderen elf zu "Opfern" deklariert. Dieses Spiel verängstigt einen Teil der Gruppe, der kaum mehr einen Schritt allein auf der Insel wagt, während andere bewusst gelassen damit umgehen. Das Spiel geht so lange gut, bis eines Nachts zwei von ihnen ohne eine Erklärung verschwinden. Der Jugendroman ist aus der Perspektive der sehr zurückhaltenden 17-jährigen Vera geschrieben, die ihren Aufenthalt in Brasilien weniger für das Fernsehen nutzen möchte, als vielmehr um zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Sie stammt aus Brasilien und wurde als kleines Mädchen von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Das Setting auf der kleinen Insel mit ihrer Flora und Fauna ist anschaulich beschrieben. Die Charaktere dagegen sind allesamt klischeehaft und eindimensional dargestellt. Fraglich ist, ob dies so gewollt ist, um sie bewusst eine Rolle als Sexbombe, Surferboy, sensibler Musiker oder geheimnisvolle Künstlerin für das Filmprojekt spielen zu lassen. Schade ist dabei, dass sich lange keinerlei Dynamik in der Gruppe entwickelt. Einige Personen verschwinden sehr schnell von der Insel, die anderen agieren nebeneinander statt miteinander. Veras Schwärmerei und starke Anziehung zu Solo wirkt mit ihrer Schnelligkeit und Intensität wenig authentisch. Der Roman hatte Potenzial für eine spannende Geschichte, entwickelt sich jedoch nur langsam und lässt das Gefühl von Gefahr und Nervenkitzel vermissen. Das Verhalten der Jugendlichen war mir zu träge und lebensfremd. Weder wurde versucht, Freundschaftsbande zu knüpfen, um sich vor dem "Mörder" zu schützen, noch wurde Misstrauen gegen andere geschürt oder klammheimlich versucht, den "Mörder" zu enttarnen, um als Sieger vorzugehen. Stattdessen halten sich die Jugendlichen brav an die Spielregeln und bleiben passiv. Packen konnte mich der Roman zumindest im letzten Drittel, um herauszufinden, was mit den beiden verschwundenen Jugendlichen passiert ist und inwiefern dieser Vorfall möglicherweise bewusst für die Zuschauer des Films inszeniert wurde und aus dem Ruder gelaufen sein könnte. Die Kritik an den Medien bleibt dabei allerdings sehr unterschwellig. Die Liebesgeschichte fand ich langweilig und überflüssig, echte Bündnisse zwischen den Jugendlichen hätten mir besser gefallen und den Charakteren mehr Tiefgang verliehen, statt sich ausschließlich auf die zurückhaltenden, wortkargen Jugendlichen Vera und Solo zu konzentrieren.

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