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Buchdoktor

Posted on 29.8.2021

Petula hat Angst vor Bakterien, Verkehrsunfällen, fremden Toiletten, Bakterienübertragung beim Händeschütteln und allem was sonst noch schiefgehen kann. Wer grundsätzlich pessimistisch denkt, müsste eine höhere Lebenserwartung haben als Menschen, deren Glas stets halb voll zu sein scheint, davon ist Petula überzeugt. Seit dem Tod ihrer kleinen Schwester, an dem sie sich schuldig fühlt, schützt sie sich durch Zwangshandlungen. Wer ständig unter Stress steht, kann seine Emotionen schwer steuern – und so wird Petula als Dauergast beim Direktor immer öfter wegen ihrer Impulsivität ermahnt. Da ihr Rektor ein kompetenter und fürsorglicher Mann ist, hat er ihr außerdem die Kunst-Therapie-AG der Schule empfohlen. Selbstmordgedanken, Tod eines Elternteils, auch die anderen Teilnehmer brauchen Hilfe, um ihre Schuldgefühle zu bewältigen. Als Jacob neu an die Schule und in die Therapie-Gruppe kommt, sind die Jugendlichen verblüfft: er trägt eine High-Tech-Hand-Prothese. Der Neue hat Erfahrung als routinierter Filmer, zur Begeisterung aller - bis auf den Englischlehrer. Petula jedoch kann Jacob nur schwer vertrauen. Alles, was er über sich erzählt, kennt sie aus Büchern und Filmen; Jacobs Identität scheint komplett erfunden zu sein. Schlimmer noch, als Tochter von Buchhändlern muss sie Jacob darauf hinweisen, dass das Buch meistens besser ist als der Film. In den Sozialen Medien scheint Jacob nicht zu existieren – und er verweigert strikt das Hochladen seiner Filme mit seinem Namen als Regisseur. Was verheimlicht Jacob? Als zwischen Petula und dem Neuen eine zarte Liebe zu wachsen beginnt, eskalieren die Dinge. Susin Nielsens taktvolle Art über Probleme zu schreiben, die ihren Figuren mehr als peinlich sind, bewährt sich auch in diesem Jugendroman. Nach einem Streit mit ihrer allerbesten Freundin und mit Eltern, deren Beziehung zu kriseln beginnt, hat es Petula nicht leicht. Auf mich als Leser verdient ihr Rektor den Preis für die beste Nebenrolle; denn er hakt geduldig immer wieder nach, wie es seiner Schülerin geht und scheint genau zu wissen, was ihr hilft.

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