Susanne Matiaschek
“Southern Gothic ” hat mich allein durch das Cover schon so unglaublich angesprochen, der Klappentext tat sein übriges und ich war nicht mehr zu bremsen. Bekam ich das, was ich erwartet habe? Nein, definitiv nicht. Dieses Buch hat mich absolut überrascht und das auf jeder erdenklichen Ebene. Der Schreibstil des Autors hat mir richtig gut gefallen. Einnehmend und absolut fesselnd. Er schafft dazu eine sehr düstere ,drückende und unheimliche Atmosphäre, die perfekt zur Handlung passt. Die Charaktere haben mich definitiv mitgerissen, allen voran Patricia ,da man ihre Perspektive auch erfährt. Sie hat eine ungeheure Leidenschaft und sehr viel Stärke in sich. Hat sie sich einmal festgebissen, läßt sie nicht mehr los und kämpft bis zum letzten Akt der Verzweiflung. Ich mochte es sehr, wie sie agiert hat, konnte ihre Verzweiflung, ihre Angst und Hilflosigkeit spüren. Und daneben haben mich auch Slick und James Harris überrascht und definitiv für sich eingenommen. Aber außer Patricia, blieben die anderen Charaktere leider etwas blass für mich. Was bis auf eine Person, hier auch nicht so tragisch ist. Denn im Vordergrund steht der Fokus auf etwas ganz anderem. Was mir allerdings hier verstärkt aufgefallen ist, wie unterwürfig und klein die Frauen gehalten wurden. Als wären sie nichts weiter wert, als der Dreck unter den Schuhen. Dabei sollte man sich vergegenwärtigen dass immer die Frauen es sind, die alles zusammenhalten und es mit Stärke versehen. Sie sind der Anker in dieser gnadenlosen Welt. Doch alles in allem waren die Charaktere für mich glaubhaft, spürbar und einfach durch und durch mit Leben gefüllt. Das Geschehen spielt sich von 1988 bis 1997 ab. Man wird direkt mit dem Südstaatenflair in den Bann gezogen. Ebenso werden hier ganz klar Rassenunterschiede gemacht. Bist du ein Weißer hast du Glück, wenn du schwarz bist, interessiert sich niemand für dich. Das sind Themen die sehr sorgsam und feinfühlig eingewoben werden und dadurch bekommt dieses Werk eine noch größere Bedeutung und zugleich Beklemmung. Was aber noch nicht das ganze Drama darstellt. Denn Hendrix hat eine ganz eigene Art für Dramatik und Tragik zu sorgen. Er fasst gesellschaftskritische Themen auf und bietet sie ungeschönt dar. Die 80er Jahre waren in den Südstaaten voller Missstände, wodurch man das Gefühl hat in den 50er Jahren gelandet zu sein. Und dieses Gefühl hatte ich einfach die ganze Zeit über. Das ist eine Thematik die unglaublich wütend und zugleich hilflos macht. Und dann bildet er einen Trupp an Frauen, gekleidet als Buchclub und sie bieten kräftig Paroli. Natürlich geht es hier vordergründig um einen Vampir oder was immer er sein mag. Es wird manipuliert, intrigiert und mit Hass und Perfidität um sich geworfen. Aber letztendlich ist das nur die Hülle, für etwas sehr viel wichtigeres. Die ersten 100 Seiten verliefen für mich sehr schleppend. Es war nichts halbes und nichts ganzes und ich wusste einfach nicht, was mir hier mitgeteilt werden sollte. Dadurch dass der Klappentext schon sehr spoilert, wusste ich, worauf es hinausläuft. Was extrem schade ist, weil dadurch die Spannung größtenteils rausgenommen wird. Ich war nicht mehr ganz so schockiert und erschüttert, wie ich hätte sein sollen. Die Handlung kam für mich dann doch noch extrem gut in Fahrt. Was mir unglaublich gut gefallen hat. Ich war ab diesem Punkt nicht mehr von der Geschichte wegzubekommen. Allein die Idee mit dem Buchclub hat mich sehr begeistert und ja, es gab auch amüsante Stellen. Was dem Ganzen etwas Leichtigkeit verschafft hat. Der Kern der Story wurde in meinen Augen jedoch etwas oberflächlich behandelt. Aber ist dieses Monströse und Widernatürliche tatsächlich der Fokus? Oder geht es vielmehr darum, was wir bereit sind zutun, um das zu schützen was wir lieben? Macht uns das zu Monstern oder zu Helden? Nein, ich bekam nicht das, was ich erwartet habe? Ich bekam sehr brutale Taten, eine sehr feinfühlige und sensible Handlung, die sich ihren Weg zu ihren eigenen Monstern freikämpft, um sie letztendlich zu bekämpfen. Monster sind nicht immer sichtbar. Manchmal stärken sie uns und manchmal schwächen sie uns. Das ist mit viel Schmerz, Verzweiflung und Wut verbunden und bei Gott, ich hab an Patricias Seite gekämpft. Für sie, um sie. Es ist manisch, voller Hürden und Wagnisse. Es giert nach dem, was du bist. Es zerbricht dich äußerlich und innerlich, bist du nur noch ein blasser Abklatsch von dir selbst bist. Aber genau das, tut auch das Leben in dieser Zeit an diesem Ort dir an. Denn hier geht es nicht nur um das Monster, das wir sehen. Hier geht es um so viel mehr. Eine Story, die mich nach einer kleinen Durststrecke absolut begeistert hat, auch wenn ich mir noch mehr Erklärungen gewünscht hätte. Denn teilweise ist es sehr skurril, abgedreht und von schwarzem Humor begleitet. Mich konnte es absolut fesseln und mitreißen. Fazit: Grady Hendrix hat mit “Southern Gothic ” eine sehr düstere und schwere Story verfasst, die aufgrund der Thematik und deren Umsetzung nicht jedem liegt. Mich hat es nach einer kleinen Durststrecke absolut gefesselt und begeistert. Was vielleicht auch daran liegt, dass es skurril, abgedreht und von schwarzem Humor begleitet war. Doch daneben geht es nicht um die Monster, die wir sehen, sondern diese, die uns verborgen bleiben. Keine Story die mit großartigen Twists punktet, die aber mit gesellschaftskritischen Themen aufwartet, die definitiv für Zunder im Getriebe sorgen. Definitiv lesenswert.