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heidi_59

Posted on 25.8.2021

„Was wir sind“ Tilde Ahrens hat schon so einiges erlebt in ihrem Leben. Der zweite Weltkrieg , die Flucht aus Schlesien, sowie den grausamen Verlust ihrer Familie, auf der Suche nach einer neuen Heimat. Doch Tilde hat sich nie unterkriegen lassen, hat gekämpft für ihren kleinen Sohn und dem Schicksal die Stirn geboten . Selbst die Pandemie, von der sich das Land langsam zu erholen scheint, hat sie im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Menschen in ihrem hohen Alter, gut überstanden. Nun aber liegt die mehrfache Mutter, Oma und Uroma nach einem schlimmen Sturz im Sterben und bittet kurz vor ihrem Tod ihre Lieblingsenkelin Hanna, die Familie zusammenzuhalten. Tilde weiß das es keine leichte Aufgabe sein wird in dieser politisch unruhigen Zeit. Hannas jüngere Schwester Trixie ist mit dem Kanzlerkandidat der nationalistischen Partei „Bürgerunion“ verheiratet. Der charismatische Graf Felix von Altdorff kommt aus gutem Hause , ist ganz vernarrt in seine zierliche Frau und die vier Kinder . Tilde mag den konservativen Felix wie einen Sohn und hat ihn darin bestärkt sich zur Wahl aufstellen zu lassen. Felix ist ein begnadeter Redner und „Menschenfischer“. Er bringt die Bürgerunion dahin , wo sie schon lange sein will , in die Köpfe der Wähler und ganz weit nach oben auf den Stimmzetteln . Überraschend für alle , gewinnt die Bürgerunion die Wahl und Felix ist der neue Bundeskanzler . Er überredet Hanna in Deutschland zu bleiben , als seine politische Beraterin für ihn zu arbeiten . Sie lässt sich überreden und arbeitet teilweise gegen ihre eigenen Prinzipien für und mit den Nationalisten . Eine Zeitlang läuft politisch alles korrekt, ganz normal wie in jedem anderen Kabinett . Doch schon bald macht sich die Unzufriedenheit innerhalb der Partei immer öfter bemerkbar . Felix ist vielen Mitgliedern in der Gesetzgebung zu liberal und zu wenig national . Einige radikale Kräfte der Partei und im Kabinett , die stark Rechts orientiert sind , sammeln immer mehr Anhänger um sich und machen Stimmung gegen den nicht endenden Strom von Migranten und gegen die EU, mit ihren immerwährenden Forderungen nach weiteren Hilfsfonds , für einige ewig finanziell schwachen Länder. Schnell kippt die Stimmung in der Partei sowie in der Bevölkerung .Von der Euphorie nach der Wahl ist nicht mehr viel übrig . Die Fremdenfeindlich wird mit jedem neuen Migranten größer und droht die Republick und die Bürgerunion zu vergiften. Die immer größer wachsende Anzahl rechtsradikaler Kräfte der Bürgerunion treibt das Land an den Rand der Katastrophe. Und mitten im politisch nationalistischen Geschehen , Tildes Nachkommen . .... Deren Vorfahren vor langer Zeit als Vertriebene und Kriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen waren. Sarah Höflich ist eine tolle Erzählerin . Sie hat mich mit ihrem Roman-Debüt „Heimatsterben“ sofort eingefangen , gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Ich bin absolut begeistert von ihrem bildreichen Schreibstil. Die Geschichte wirkt so realitätsnah , dass man glauben könnte die Autorin hat eine Kristallkugel genommen und in die Zukunft geschaut , bevor sie angefangen hat die ersten Kapitel zu schreiben. Die Pandemie , das politische Geschehen , die anstehenden Wahlen. Erschreckend ! .... Man könnte fast glauben diese Geschichte erzählt vom Hier und Jetzt . Zum Glück für uns alle handelt es sich nur eine fiktive Geschichte . Wir sollten uns aber ganz schnell daran erinnern und uns dessen bewusst sein, dass wir es selbst in der Hand haben, wie sich unsere Geschichte und die unseres Landes in einigen Jahren liest . Lassen wir es zu ,dass aus einer weltweiten Krise heraus, wie die Autorin es in der Geschichte von „Heimatsterben“ erzählt, das „vierte Reich“ entsteht oder bleiben wir die Menschen, für die Menschlichkeit und Solidarität keine Fremdwörter sind ?Sind wir eine starke Gemeinschaft ,die zusammen so viel mehr bewegen kann, als nach Rechts zu rücken ? Ich hoffe es sehr , dass Sarah Höflich mit ihrer eindrucksvollen Erzählung den Lesern einen Denkanstoß gibt und nachdenklich macht . Die Familienmitglieder aus „Heimatsterben“ mit ihren berührenden, persönlichen Schicksalen , sowie viele der fiktiven Parteimitglieder sind in der Gestaltung ganz besonders genial gelungenen und sehr authentische Protagonisten geworden die mehr als glaubhaft dargestellt werden . Der Eine oder andere kam mir schon sehr bekannt vor, ich hatte beim Lesen so einige Bilder vor Augen . „Heimatsterben“ ist für mich eine gelungene Mischung aus berührender Familiengeschichte und politischen Geschehen, dessen Auswirkungen zwar fiktiv sind aber in der Realität schon fast erschreckend aktuell . Die Autorin hat mich mit ihrem Roman bestens unterhalten und nachdenklich gemacht . Für mich ein toller Roman mit viel Tiefgang der unbedingt gelesen werden muss. Sehr gerne vergebe ich dafür 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung

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