Merle
3.5 ⭐️ Danke an NetGalley und den dtv Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig „Ex Talk – Liebe live auf Sendung“ hat viele Elemente, die ich bei New Adult Büchern liebe. Enemies to Lovers, guten Humor, spannendes Setting. Die Geschichte spielt in Seattle – das hat mein Grey’s Anatomy Herz höherschlagen lassen. Und ich höre gerne Podcasts/Radio-Shows, also auch das hat mich interessiert. Denn darum geht es in Ex Talk: der Radiosender, bei dem Shay und Dominic arbeiten, braucht ein neues, spannendes Konzept, um die Hörer*innen bei sich zu behalten. Von Shays Konzept sind alle direkt Feuer und Flamme: Beziehungsratschläge von einem Ex-Paar. Das Problem? Es gibt kein Ex-Paar beim Sender, und so müssen Shay und Dominic ihre Streitereien beiseitelegen und sich als Ex-Paar ausgeben. Und dann verlieben sie sich ineinander… Dominic und Shay haben eine unglaublich gute Chemie. Selten habe ich so eine große Spannung zwischen den Protagonist*innen von Enemies-to-Lovers Büchern wie hier. Die beiden liefern sich unglaublich gute Wortgefechte, und ich liebe einfach den Humor des Buches! Neben normaler Prosa befinden sich in dem Buch auch kurze Ausschnitte aus dem Twitter-Feed und die Skripte der Show. Ich glaube tatsächlich, dass sich dieses Buch auch super als Hörbuch eignet. Die Dialoge aus dem Skript hätte man super vorlesen können und ich glaube, dann wäre der Humor noch besser rübergekommen. Beim Lesen hatte ich natürlich auch Spaß. Ich fand es auch spannend zu sehen, was für Interviews die beiden für Beziehungsratschläge geführt haben. Die waren sehr vielfältig und haben mich an keiner Stelle gelangweilt. Außerdem fand ich es gut, dass hier mal die Frau älter ist als der Mann. Ich meine es sind 4 oder 5 Jahre Unterschied, also nicht ein allzu großer Unterschied; aber in 99% der New Adult Bücher, die ich lese, ist der Mann 3-4 Jahre älter als die Frau. War einfach mal ein erfrischend neues Detail! Auch sonst fand ich das Buch einigermaßen divers: Shay ist Jüdin, Dominic ist Koreaner, und es gibt mehrere queere Nebencharaktere, die aber nicht nur auf ihre Queerness reduziert werden. Chihuahua Steve sorgt auch für einige Lacher, und ich fand es ein nettes Detail, dass eine Zeichnung von ihm jedes Kapitel schmückt – dekorative Innengestaltung bei Büchern gibt es ja immer seltener; so bleibt mir das Buch definitiv in Erinnerung. Auch positiv sind mir die Sex-Szenen aufgefallen, die überhaupt nicht peinlich um- und beschrieben waren. Neben den ganzen lustigen Themen, wie z.B. Hunde-Chaos, oder unkonventionelle Beziehungstipps, geht es in dem Buch aber auch um ernstere Themen, wie Sexismus am Arbeitsplatz. Das war meiner Meinung nach sehr realitätsnah dargestellt und ich fand es gut, dass die Autorin auch in einer Liebeskomödie auf so etwas aufmerksam macht. Die ersten ¾ des Buches waren wirklich super! Aber zum Ende hin war ich nicht mehr so begeistert. Es platzt quasi eine Bombe (nicht wortwörtlich) und ich habe mich bei diesen Szenen ganz ganz doll fremdgeschämt; es war wirklich unangenehm zu lesen und ich hatte viel weniger Spaß bei dem Buch als vorher. Ich bin einfach kein Fan von Demütigungen in der Öffentlichkeit… Und dann gab es noch nicht mal mehr irgendeine Art von Rache an dem „Bösewicht“. Ich war einfach nicht zufrieden mit dem Ende und hätte mir da noch einen Gegenschlag gewünscht. Trotzdem komme ich insgesamt auf 3.5 Sterne. Bis zu ca. 70% hatte ich sehr viel Spaß mit dem Buch und bin extrem gut unterhalten worden, das Ende war leider nur mittelmäßig befriedigend für mich.