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Gibt es Leben in der Ordnung? "Das Archiv der Gefühle" (2021) ist ein Roman von Peter Stamm, der die Geschichte eines Einzelgängers erzählt, der es nach langer Zeit doch noch schafft kleine Schritte zurück in die Welt und zu den Menschen zu machen. Zum Inhalt: Der Ich-Erzähler, der in der Geschichte namenlos bleibt, beschreibt sein jetziges Leben und wie es dazu kam. Er lebt zurückgezogen in seiner Phantasie und Erinnerung und nimmt am Leben nur noch als Beobachter teil. Er hat seine Leben versäumt, um seine Jugendliebe Franziska zu vergessen. Doch nun ist sie wieder da... Persönliche Einschätzung: Anfangs ist der Schreibstil durch die Sprache einerseits ausladend, andererseits wieder komprimiert durch das Zusammenziehen mehrerer Sätze in einen. Ungewöhnlich, aber schön und flüssig zu lesen. Leider geht das Ausladende später größtenteils verloren und die komprimierten Sätze lesen sich etwas eintönig. Gegen Ende lockert sich der Schreibstil auf. Die Figur des ich-Erzählers ist sehr gut ausgearbeitet und man folgt ihm gerne auf seinem Weg. Die Ordnung, die er um sich herum schafft, wird so genau beschrieben, dass sie sich beinahe beim Lesen überträgt. Der Einstieg in die Geschichte gelingt durch den Schreibstil und die Beschreibungen reibungslos. Die Veränderungen des Protagonisten und die meisten Botschaften, die dadurch vermittelt werden, sind anfangs eher subtil in der Geschichte versteckt. Erst gegen Ende zeichnet sich sein weiterer Weg ab. Auch nach der Lektüre dieses Romans wird einen die Geschichte wohl noch eine Weile beschäftigen. Der Erzähl- und Schreibstil des Autors sind Geschmackssache. Ich fand den Schreibstil nach einer Weile eintönig. Der Erzählstil hat mir gefallen und die Botschaften der Geschichte haben mich nachdenklich gemacht. Allerdings ist mir die Geschichte und wie der Protagonist seine Veränderung erlebt insgesamt etwas zu flach. Fazit: Ein guter Roman – ruhig, nachdenklich, gelegentlich tiefgründig. Kein „Muss“, aber ein gutes „Kann“.