phantastische_fluchten
Azir, ehemals Heerführer, nunmehr Sklave und Duellant, schließt langsam aber sicher mit seiner Vergangenheit ab, auch wenn der Hass auf Vardor, König von Kanuris, weiterhin in ihm brodelt. Aber der Hass wird zurückgedrängt von anderen Gefühlen wie Freundschaft zu seinen Kameraden, Respekt für Duellmeister Kalak und Hoffnung auf ein besseres Leben. Das Mädchen Lian ist mittlerweile auf dem Weg in die »trostlosen Sande«, immer weiter getrieben von ihrer Mission den »Kämpfer« und den »Krüppel« zu finden. Nichts und niemand kann sie von ihrem Weg abbringen und sie muss einige sehr schwerwiegende Entscheidungen treffen, die ihrem kindlichen Gemüt hart zusetzen. Und Belials muss erst einmal verwinden, dass er von einer frechen Göre ausgetrickst wurde. Nach einer Jahrtausenden währenden Aufgabe regen sich Zweifel in ihm, ob die Eliminierung der Sandmagier der richtige Weg ist, um Elismere zu retten. Kommentar: Die Zusammenfassung ist etwas kläglich aber es handelt sich um einen zweiten Band, in dem sehr viel passiert und es vorab zu verraten würde erheblich die Spannung mindern. Pascal Wokan hat hier eine faszinierende Welt geschaffen, einen Hauch von Orient hinein verwebt, was die Leser magisch anzieht und verzaubert. Die Sandmagie ist eine außergewöhnliche Form der Magie, wie man sie bisher in der Fantasy nicht findet. Es ist faszinierend zu lesen, wie die beiden Auserwählten ihr Talent immer mehr entdecken, damit spielen und sich langsam bewusst werden, über was für eine Macht sie damit verfügen. Azir und Lian könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier ein Veteran, der meint, schon alles im Leben gesehen und erlebt zu haben. Dort ein junges Mädchen, die letzte überlebende eines Volkes, gesegnet mit einem frechen Mundwerk, mit dem es sich aus jeder Situation herausreden kann und einem diebischen Geschick, das sie zum überleben braucht. Obwohl ihr auf ihrem Weg viele Menschen begegnen, die sie mag und die ihr helfen, bleibt sie nie an einem Ort. Es zieht sie immer weiter um die zwei Menschen zu finden, mit denen zusammen sie die Welt retten soll. Sie ist wie ein scheues und ängstliches Kätzchen, dass der Hand misstraut, die es streicheln will. Ihre Einsamkeit zerreißt einem schier das Herz. Aber auch Azir bekommt eine Tiefe, die ich ihm zu Beginn nicht zugetraut hätte. Sein Panzer bricht und er lässt Kameradschaft und Freundschaft zu. Er ist der geborene Anführer, der das Beste aus seinen Leuten herausholt. Er treibt sie bis zum äußersten aber nie darüber hinaus. Er ist streng aber nie despotisch und er verlangt nie mehr, als er selbst zu geben bereit ist. Es ist schön zu lesen, wie sich diese Figur entwickelt, wie er aus dem schwarzen Loch der Hoffnungslosigkeit (und auch Einsamkeit) herauskommt und sich wieder der Welt zuwendet. Je mehr er über seine Gabe erfährt, desto zielstrebiger macht er sich daran, ihr Potential zu erforschen. Mir haben auch die Nebenfiguren gut gefallen. Elu und Nasrin sind ja schon in Band eins dabei. Nasrin ist für mich sehr ambivalent. Dadurch, dass sie ihrem Mann helfen möchte, fällt sie ihm indirekt in den Rücken und es kommt zu einem Zerwürfnis zwischen ihr und Kalak. Aber hier zeigt sich auch ihre Stärke und ihre Liebe zu Kalak und seine zu ihr. Die Charaktere sind nicht übermenschlich oder überzeichnet, jeder hat seine Stärken und Schwächen und niemand kann alleine bestehen. Und ich muss zugeben, ich hatte Tränen in den Augen, als Nasrin Lian begegnet. Pascal Wokan spart durchaus mit Worten aber seine Worte treffen und berühren. Sprachlich bewegt sich der Autor auf höchstem Niveau. Die Welt und ihre Bewohner, egal ob Mensch oder Tier, sind etwas ganz besonderes, es kommt keinen Moment Langeweile auf. Das Cover zu Band eins hat mir besser gefallen, da man die Farbschattierungen von braun mehr mit Wüste und Hitze assoziiert aber auch die blauen Farbschattierungen sind sehr schön. In meiner ersten Rezension habe ich Elismere mit Arrakis verglichen aber ich gebe zu, Arrakis verblasst neben Elismere. Ich bin gespannt, wie es weiter geht, ob Lian und Azir zusammen etwas bewegen können und ob Lian sich treu bleibt. Fazit: Eine wunderschöne Serie, die mich vom ersten Satz an mitgenommen hat in eine bezaubernde und faszinierende Welt.ich habe seine website mal verlinkt, ein Besuch lohnt sich. Meine Rezension ist keine Werbung, sondern meine persönliche und subjektive Meinung. Das sie so positiv ausfällt liegt einfach an der Qualität der Geschichte und am Können des Autors.
