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Susanne Matiaschek

Posted on 20.8.2021

Thriller laufen mittlerweile oft nach dem gleichen Schema ab. Was definitiv nichts schlechtes ist, weil ich es wirklich liebe. Umso überraschter war ich, wie sehr sich dieser Thriller davon abhob. Niemals zuvor hab ich etwas wie “The Nothing Man” gelesen und es hat wirklich nicht lange gedauert und ich war gnadenlos begeistert und vollkommen in den Bann gezogen. Denn Achtung, es wird kompliziert. Es ist quasi eine Geschichte, in der Geschichte und das unglaublich gut gemacht. Es gibt keine langweiligen Szenen, sondern Spannung Nonstop. Auf einer viel tieferen, intensiveren Ebene, als man es sich ausmalen könnte. Catherine Ryan Howard setzt dabei auf Psychothrill vom Feinsten. Ihren Schreibstil empfand ich als überaus angenehm und fesselnd. Wow, ich hab diese Geschichte begonnen und konnte nicht mehr aufhören. Dabei haucht die Autorin ihren Charakteren unglaublich viel Leben ein. Sie nimmt sich Zeit für sie. Hinterfragt, analysiert und seziert sie regelrecht. Sie sorgt dafür, dass wir diese komplexe Persönlichkeit verstehen können und das wir ein gewisses Maß an Mitgefühl entwickeln. Eve und Jim sind dabei die zentralen Charaktere, aus deren Sicht wir es auch erfahren. Zwei Menschen, die etwas verbindet ,die sich jedoch gnadenlos voneinander unterscheiden. Jeder präsentiert eine Seite und als Leser ist man unglaublich davon gefesselt, was in Ihnen vorgeht und was ihren Antrieb angeht. Dabei schließt man, ohne es zu wollen, die Charaktere unglaublich ins Herz. Angefangen bei Eve, aber auch die anderen Charaktere haben mich unfassbar gefesselt und so viel gekostet. Es gelingt ihr, das Buch in dem Buch lebendig werden zu lassen und förmlich an den Seiten zu kleben. Dabei wartet sie weniger mit blutigen Details, als vielmehr mit purer Grausamkeit auf. Sie zeigt uns Schicksale, sie zeigt uns Menschen, die so viel erleiden mussten, die innerlichen zerbrochen sind. Es ist nicht nur ,was sie erdulden mussten. Es geht um das Umfeld, die Folgen. Es geht um das Danach. Es geht darum, wie 1 Stunde dein Leben mitten in die Abwärtsspirale führt. Kann man nach so einem Erlebnis überhaupt noch fühlen, atmen, frei sein? Es ist eine Gefangenschaft, die dich leer werden lässt, die dich foltert und ausweidet. Vom psychologischen Aspekt mal ganz abgesehen, der noch viel grausamer und zerstörerischer ist. Diese Einblicke in Eves Welt haben mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie erzählt von Trauer, Wut und Schmerz. Von Folter, Stalking und purer Grausamkeit. So viel Trauer und Angst. Und daneben stellt sie ein erstklassiges Psychogramm des Täters auf. Ich hatte ununterbrochen Gänsehaut. Es fühlte sich so real, so beklemmend, so verstörend an. Und daneben erleben wir den Täter, wie er alles zum Abschluss bringen will und begreift dabei einiges. Auch wenn vieles nichts neues war, so hat es mich zutiefst erschüttert und nachdenklich zurückgelassen. Denn neben dem Nothing Man zeigt uns die Autorin auch auf, wie leicht wir Menschen zu manipulieren sind. Wie sorglos, wie unbedarft und naiv. Aber ist es deswegen eine Eintrittskarte? Nein, definitiv nicht. Aber vielleicht sollten wir sorgsamer mit unserem Leben umgehen. Auf jedem Weg gibt es eine Gabelung und nur wir entscheiden, welcher der richtige für uns ist. Mich hat dieser Thriller nonstop in Atem gehalten. Oftmals mit harten Fakten belegt und das auf sehr neutraler Ebene, aber besonders dieser Aspekt hat mich so beschäftigt und einfach nicht losgelassen. Trotz der vermeintlichen Vorhersehbarkeit gelang es der Autorin so einige Wendungen herbeizuführen, die ich so nie erwartet hätte und die am Schluss einfach perfekt zusammen laufen. Ein etwas ruhiger, aber dafür unglaublich verstörender und grausamer Thriller, der nachhallt. Unbedingt lesen. Fazit: Catherine Ryan Howard gelingt mit “The Nothing Man ” ein unfassbar beklemmender und grausamer Thriller, der sich tief unter die Haut gräbt. Psychothrill vom Feinsten und besonders auf der psychologischen Ebene perfekt ausgearbeitet. Eine Geschichte in der Geschichte. Die so real, ungeschönt erzählt wird, das man das nackte Grauen am eigenen Leib erfährt. Denn am Ende geht es nicht nur um Opfer und Tod. Es geht um Gerechtigkeit und letztendlich um den Weg, den du einschlagen wirst.

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