Marcus Jordan
Ein großer amerikanischer Roman. Spannend, fesselnd, menschlich tief, großartig erzählt, faszinierend formuliert, schlüssig entwickelt, lehrreich und klug. Ganz manchmal ein ganz wenig marmeladig...manchmal wäre eine Metapher weniger besser gewesen, wie schön sie auch sein mag. Interessant: eine Frau erzählt die Ich-Perspektive eines Jungen und dann Mannes. Das fand ich spannend und habe nicht wirklich verstanden, warum sie es tut. Die Geschichte hätte sehr gut auch die eines Mädchen sein können. Ich finde es enorm mutig, sich speziell die Beschreibung der Gefühlswelt eines traumatisierten Teenagers des anderen Geschlechts zuzutrauen. Es gelingt gut, aber als Mann hatte ich das ganze Buch hindurch immer wieder den Gedanken "das würde ein Mann so nicht beschreiben, das ist eine typisch weibliche Perspektive, Formulierung oder Wahrnehmung". Irgendwie auch schön, weil einem vielleicht so bewusst wird, was man als typisch weiblich empfindet. Weiteres spannendes Detail: habe kaum jemals eine so realistische, genaue und unprätentiöse Einlassung zum Thema Rausch und Sucht gelesen. Hat mich sehr beeindruckt. Tartt erzählt bedingungslos unterhaltsam und verpackt jede Menge Lehrreiches und teilweise ernstzunehmend Philosophisches mit äußerster Leichtigkeit. Alles geradezu schwanger von einer wunderbar harten, klaren und doch warmen Liebe zu den Menschen.