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Kentucky, ein „Flyover State“? Nicht bei Chris Offutt! Mit „Unbarmherziges Land“ hat der Autor einen Krimi vorgelegt, der nicht in den glitzernden Metropolen an der US – Ostküste spielt, auch kalifornische Lässigkeit sucht man vergebens. Der englische Originaltitel des Romans verrät, worum es in der Geschichte geht – „The Killing Hills“ oder „Nomen est Omen“. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen: Eigentlich möchte Mick Hardy, der als Ermittler der amerikanischen Armee tätig ist, seinen wohlverdienten Heimaturlaub genießen, als ihn der Hilferuf seiner Schwester Linda erreicht. Sie hat es in einer Männerdomäne weit gebracht: Als erster weiblicher Sheriff von Rowan Country hat Linda das Sagen, bis ein Mordfall ihre Position gefährdet. Eine Frau wurde tot aufgefunden. Die lokalen Politiker vertrauen Linda nicht, im konservativen Kentucky würden sie der weiblichen Führungskraft den Fall am liebsten entziehen. Als Linda & Mick mit den Ermittlungen beginnen, wird der Fall immer mysteriöser… Auf den ersten Blick erinnert „Unbarmherziges Land: Ein Kentucky-Krimi“ an „Winters Knochen“ – die Menschen vertrauen der Zentralregierung und auch den lokalen Würdenträgern nicht, Selbstjustiz vor dem Hintergrund einer kargen Landschaft ist keine Seltenheit. Sprachlich und stilistisch kommt „Unbarmherziges Land“ jedoch nicht ganz an Daniel Woodrells Meisterwerk heran. Man darf als Leser/in auch keinen schnöden Spannungskracher erwarten, mich hat Offutts Roman jedoch gut unterhalten, auch wenn Eheprobleme im Krimigenre fast schon zum Inventar gehören – mit seiner schwangeren Frau verbindet Mick nicht mehr viel. Interessant fand ich die zwischenmenschlichen Verwicklungen dennoch, insgesamt habe ich „Unbarmherziges Land“ gerne gelesen. Dank der kurzen Kapitel konnte ich der Erzählung rasch folgen. Offutts Erzählweise evoziert bewegte Bilder - „Im Morgengrauen sangen die ersten Vögel. Wenigstens hatte ihn kein Alptraum geweckt.“ Wie die Geschichte endet, will ich an dieser Stelle nicht verraten, ich kann nur sagen, dass mich „Unbarmherziges Land“ nicht enttäuscht hat. Vier verdiente Sterne!