thursdaynext
Kakophonie, magische Gimmicks und Action Sal Kakophonie … ist die (Anti?)Heldin eines Fantasy-Western mit begeisterndem Worldbuilding. Schon dem Wohlklang ihres Namens konnte ich mich nicht entziehen. Klingt er doch zugleich ein wenig albern und nach Chaos und Hully-Gully, und diesmal wurde meiner Erwartungshaltung komplett entsprochen. Der Auftaktband zu dieser Reihe gefiel mir ausnehmend gut. Dabei ist es eine trostlose Welt mit einer zynisch verletzlichen Protagonistin, die ihren recht unauskömmlichen Lebensunterhalt als Kopfgeldjägerin verdient. Whiskey und ein Bad sind ihr immer willkommen, ihr Reittier ist ein unfreundlicher Vogel, der seine vertilgten Kaninchen gerne vor ihre Füße kotzt und ihre Exgeliebte ist reichlich desillusioniert. Die Scar, jene Welt, in der sie lebt, ist geprägt von den Kämpfen der Revolutionäre gegen die Imperialisten. Der Grund für diesen Krieg ist der Null-Imperator, der ohne magische Kräfte geboren wurde und somit eine Gruppe von Magiern zum Aufstand brachte. Ein Hauch von Ed McDonalds Rabenromanen schwingt bei Sam Sykes Fantasy mit, die Düsternis, die zutiefst verletzte Heldin mit dunkler Vergangenheit, die sich erst nach und nach offenbart, aber Sal Kakophonie oder Salazanca, wie sie einst hieß, hat erheblich mehr Charme für mich, allein durch den Umstand, dass sie eine Frau ist, die sich in dieser Welt behaupten muss. Der erste Satz: „Alle liebten gute Hinrichtungen.“ zeigt, wohin die Lesereise geht, wer sich davon abgeschreckt fühlt, Finger weg, es wird noch heftiger. Magisches Gemetzel oder schlichtes Abmurksen mit reichlich Action, „Sieben schwarze Klingen“ ist keine Fantasy für Zartbesaitete, bietet dafür aber eine ganze Menge guter frischer Ideen, hab ich schon das Worldbuilding erwähnt, und eine Heldin, die sicher keine Prinzessin auf der Erbse, kein Dornröschen oder sonst eine liebliche Gestalt ist. Dafür besitzt sie eine beachtliche Knarre mit beunruhigendem Eigenleben und eine schwarze schartige Klinge namens Jeff. Ich hatte jedenfalls großes Lesevergnügen und fürchte mit dieser Besprechung vielleicht doch einige meiner Charakterschwächen zu offenbaren, aber ich liebe nun mal Quentin Tarantinos Schaffen und dem Autor Sam Sykes scheint der Gute ebenfalls bekannt zu sein. Stilistisch gibt es in Anbetracht des Genres definitiv nichts zu kritisieren. Sykes schafft Atmosphäre und versteht sein Handwerk, Action satt ist jedenfalls drin, ebenso wie eine, meines Erachtens ziemlich armselige Karte der Gegend, weniger wäre hier mehr gewesen. Größtes Manko der zweite Band „Zehn eiserne Pfeile“ liegt noch in der Buchhandlung statt bei mir daheim. Kann Sykes dieses Niveau halten? Infos gerne an mich. Sykes hat sich mit seiner schrägen Heldin und dieser besonderen magischen Welt in mein versteckt rabenschwarzes Leserinnenherz geschrieben.